"Das kommt einem Mord gleich": Taubenhaus am Renzo-Piano-Bau wird abgerissen

Tauben in einem Vogelhaus: Hier ist es ein umgebauter Bauwagen. | Foto: KEN
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Tiergarten. Wolfgang Apel greift zu scharfen Worten. „Das kommt einem Mord an den Tieren gleich“, sagt der Präsident des Tierschutzvereins für Berlin (TVB) über den Abbau des Taubenhauses am Potsdamer Platz.

Der neue Eigentümer des 70 Meter hohen Renzo-Piano-Baus am Potsdamer Platz 11, die Brookfield Developments GmbH, hat mit der Demontage des Taubenschlags begonnen. Die standorttreuen Tiere, die dort jahrelang Futter und Unterschlupf fanden, seien wegen einer Luxus-Dachterrasse ihrem Schicksal überlassen, kritisiert der TVB.

„Kurz vor dem Winter sind Taubenbestände generell geschwächt, Jungtiere werden durch den Wegfall der Behausung verhungern. Doch das scheint den Verantwortlichen vollkommen egal zu sein“, meint Wolfgang Apel. „Der Tierschutz ist im Grundgesetz verankert, und wird doch wieder einmal wirtschaftlichen Interessen geopfert.". Auf die Bitte des Tierschutzvereins, erst dann den Taubenschlag abzubauen, wenn ein geeigneter Ersatzstandort in der Nähe gefunden ist und die Tiere behutsam umgesiedelt wurden, sei der kanadische Immobilieninvestor nicht eingegangen.

Laut Wolfgang Apel habe dank der 2012 in Betrieb genommenen und vom TVB gepflegten Taubenvoliere über dem Potsdamer Platz die Population der Tiere abgenommen. Deren jährliche 1,4 Tonnen Hinterlassenschaften landeten nicht auf den umliegenden Gebäuden und auf den Gehsteigen, weil sie durch Mitglieder des Tierschutzvereins entfernt wurden. Der TVB prophezeit wieder mehr Tauben und Kot auf Straße, Gehwegen und Autos und will alle verfügbaren rechtlichen Mittel ausschöpfen, um das Taubenhaus zu erhalten. Dazu hat er auf http://asurl.de/135deine online-Petition geschaltet.

In Hamburg sind Tauben kein Thema mehr. Nachdem die Stadt über Jahrzehnte mit verschiedenen Methoden, unter anderem mit Gipseiern im Gelege, gegen die Tiere vorgegangen ist, haben das jetzt vor allem Krähen, dazu einige Turmfalken, Bussarde und Eulenvögel übernommen.

Auf gefiederte Räuber hatte auch Bezirksstadträtin Sabine Weißler (Bündnis 90/Die Grünen) gesetzt, als der Abriss erstmals im Raume stand. „Wir brauchen keine Taubenhäuser“, so seinerzeit die Bündnisgrüne. Heute ist Sabine Weißler vorsichtiger. „Nachdem meine letzten Äußerungen zum Thema Taubenhaus beeindruckende Wellen geschlagen hatten, habe ich mich bereit erklärt, zunächst in den Meinungsaustausch mit Experten zu treten, bevor ich mich erneut dazu öffentlich äußere. Dazu kam es noch nicht.“

Taubenfachleute im österreichischen Linz sehen als einzig geeignete Maßnahme, das Taubenproblem in den Griff zu bekommen, die Einstellung der Fütterung. Das verringere die Fortpflanzungsrate und damit den Bestand. „Tauben sind auch ohne Fütterungen in der Lage, sich ausreichend mit Nahrung zu versorgen. Bei ihrer natürlichen Nahrungssuche legen sie täglich mühelos bis zu 40 Kilometer zurück und finden genügend Futter im Linzer Umland“, so die österreichischen Experten. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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