Bezirk diskutiert weiter über Umbenennung der Einemstraße

Ob die Straßenschilder tatsächlich irgendwann ausgetauscht werden, ist noch nicht klar. Zumindest im Tiergartener Teil der Einemstraße. | Foto: Liptau
  • Ob die Straßenschilder tatsächlich irgendwann ausgetauscht werden, ist noch nicht klar. Zumindest im Tiergartener Teil der Einemstraße.
  • Foto: Liptau
  • hochgeladen von Ralf Liptau

Tiergarten. Nach Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) soll das Bezirksamt in den kommenden Wochen Flyer an die Anwohner der Einemstraße verteilen und über die Idee der Umbenennung informieren. Im Anschluss soll eine Bürgerversammlung stattfinden - und irgendwann auch eine Entscheidung fallen.

Die Umbenennung der Einemstraße ist ein absoluter Grenzfall. Nicht nur im übertragenen Sinne, weil man davon halten kann, was man selbst so denkt. Sondern auch im ganz konkreten. Denn der Abschnitt zwischen Nollendorfplatz und Kurfürstenstraße gehört zum Bezirk Tempelhof-Schöneberg, die restliche Wegstrecke bis zum Lützowplatz führt durch Tiergarten und unterliegt damit der Entscheidungskompetenz des Bezirks Mitte. Unter Umständen wird es deshalb bald eine Einem- und eine Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße geben. Denn die BVV Tempelhof-Schöneberg hat nach einer zwei Jahre anhaltenden Diskussion im vergangenen Februar den Beschluss gefasst, der Straße einen neuen Namen zu geben. Hintergrund der Entscheidung sind vor allem einige Formulierungen in Karl von Einems (1853-1934) Lebenserinnerungen, in denen er gegen die Sozialdemokratie und vor allem gegen homosexuelle Männer hetzte, indem er ihre Vernichtung forderte. Ein Gutachter sah ihn als "Steigbügelhalter des Nationalsozialismus". Seit 1934 trägt die Straße Einems Namen. Umbenannt werden soll sie in Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße. Der Jurist (1825-95) gilt als Vorkämpfer der Homosexuellen-Bewegung, eine Gedenkstele am Magnus-Hirschfeld-Ufer in Moabit erinnert an sein Schaffen. Zwar sollen auch die Bürger in Schöneberg informiert werden, der Beschluss ist allerdings bereits gefallen.

"Da haben wir schlicht eine andere Lage", sagt Mittes Stadträtin für Bildung und Kultur, Sabine Weißler (B’90/Grüne). "Wir wollen erst informieren und dann entscheiden." Deshalb lasse man sich von der Entscheidung im Nachbarbezirk nicht drängen. Zwar hatte die FDP-Fraktion in Mitte schon 2010 einen ähnlichen Antrag eingebracht, die Diskussion kam damals trotzdem nicht in Gang. Erst seit der Entscheidung in Schöneberg "befassen sich sowohl der von mir geleitete Ausschuss als auch die AG Geschichte, ein Arbeitsgremium des Ausschusses, mit der Problematik", so die Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Kultur in Mitte, Christian Hoff (Linke).

Das Bezirksamt will die Anwohner - in Mitte - nun mit Postwurfsendungen über die Diskussion informieren und zum Mitreden einladen. "Vielleicht noch in diesem Jahr", so die zuständige Stadträtin, werde es dann eine Bürgerversammlung geben. "Das Votum der Anwohner wird maßgeblich zur Entscheidung beitragen", verspricht Sabine Weißler. Dass die Debatte ergebnisoffen geführt wird, betont auch die Ausschussvorsitzende: Es gelte nach der Versammlung, "alle Argumente gegeneinander abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen." In Schöneberg sind die neuen Straßenschilder bis dahin vielleicht schon montiert.

Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 129× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 83× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 485× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.080× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.