Das "Haus am Lützowplatz" wurde jetzt 50 Jahre alt

Marc Wellmann ist seit April künstlerischer Leiter. | Foto: Liptau
  • Marc Wellmann ist seit April künstlerischer Leiter.
  • Foto: Liptau
  • hochgeladen von Ralf Liptau

Tiergarten. Er ist Berlins ältester Kunstverein: der "Fördererkreis Kulturzentrum Berlin" hat sich 1960 gegründet und betreibt seit 50 Jahren das "Haus am Lützowplatz". Was heute beinahe ausschließlich Ausstellungshaus ist, galt in den ersten Jahren als "SPD-Kulturclub".

An der aktuellen Ausstellung wird besonders deutlich, was der künstlerische Leiter des Hauses, Marc Wellmann, als dessen "Programmatik" beschreibt. Unter dem Titel "Industrielandschaften" sind Bilder des in Köln und der Bretagne lebenden Künstlers Oliver Jordan zu sehen. Der Künstler zeigt etwa Ansichten des ehemaligen Eisenwerks Völklinger Hütte oder von einem Güterbahnhof in Essen. Menschen sind darauf nicht zu sehen. Damit spielt der Künstler zwangsläufig auf die heutige Verlassenheit solcher Anlagen an - und nicht zuletzt auf die damit verbundenen sozialpolitischen Probleme der ehemaligen Industrieregionen und die wirtschaftliche Lage ihrer früheren Arbeiter.

Eine Ausstellung wie gemacht also fürs "Haus am Lützowplatz". Denn seit seiner Eröffnung ist die Institution geprägt von sozialdemokratischen Themen. Kein Wunder, schließlich wurde der dazugehörige "Fördererkreis Kulturzentrum Berlin" auf Initiative der West-Berliner Landes-SPD gegründet. Egon Bahr war eines der Gründungsmitglieder. 1960 schließlich konnte der Verein das heutige "Haus am Lützowplatz" kaufen, das 1938 der "Verein Berliner Künstler" (VBK) einer jüdischen Familie, so Wellmann, "entrissen" hatte. Der "Fördererkreis" ließ das Gebäude, das als eines von nur zwei Häusern am Platz den Krieg überlebt hatte, in die heutige Form umbauen und eröffnete dort schließlich 1963 das ersehnte Kulturzentrum. Bereits seit 1950 hatte sich auch die kommunale Galerie des Bezirks Tiergarten eingemietet. Sie blieb bis Mitte der 90er-Jahre.

In den ersten Jahren ist das "Haus am Lützowplatz" vor allem Debattierklub für die Mitglieder des Fördererkreises gewesen. Der Schwerpunkt auf künstlerische Ausstellungen habe sich erst im Laufe der Jahrzehnte herauskristallisiert. "Heute machen wir das fast ausschließlich", sagt Marc Wellmann, der erst im April 2013 die künstlerische Leitung des Hauses übernommen hat.

Aber die "Programmatik" der sozialdemokratischen Gründerväter habe sich dennoch über die Jahre gerettet. "Das bildet sich bei den Vereinsmitgliedern ab, aber eben auch bei unseren Ausstellungen." Wer am Lützowplatz ausstelle, müsse in seinen Werken durchaus "eine kritische Haltung und einen Wirklichkeitssinn" zeigen. Damit entstehe eine "Brücke zwischen Politik und Kunst."

Abgesehen von der inhaltlichen Ausrichtung ist man am Lützowplatz stolz darauf, nicht von der Politik beziehungsweise der öffentlichen Hand abhängig zu sein. Der Verein finanziert sich aus Mieteinnahmen, die er durch das Haus erzielt. Im Untergeschoss ist eine Kneipe untergebracht, in den Obergeschossen unter anderem die Kulturstiftung der Länder und das Hauptstadtbüro der Kulturstiftung des Bundes. Auch der Seitenflügel wird vom Verein vermietet. Dort gibt es zudem eine "Studiogalerie", die Wellmann künftig mit eigenständigen kleinen Ausstellungsprojekten stärker in den Fokus rücken will.

Die Ausstellung von Oliver Jordan ist bis 9. Februar am Lützowplatz 9 zu sehen. Weitere Infos unter 261 38 05 und auf www.hal-berlin.de.
Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 300× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 927× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 514× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.