Projekt "Wellcome" schickt Helfer zu jungen Familien
"Ich empfinde es absolut nicht als Schwäche, wenn jemand sagt, dass er überfordert ist, sondern gerade als Stärke", sagt Marianne Jürgens, Koordinatorin des Tiergartener Wellcome-Projekts beim Verein Trialog. Das Projekt läuft bundesweit unter der Schirmherrschaft von Kanzlerin Angela Merkel und wird an unterschiedlichen Orten von unterschiedlichen Trägern realisiert. Seit einem Jahr gibt es die Hilfe auch in Tiergarten. "Man hört ja immer wieder Geschichten von Müttern, die wirklich am Ende ihrer Kräfte sind und keine Hilfe bekommen, weil sie vielleicht keine Familie vor Ort haben oder der Vater nicht greifbar ist", sagt Jürgens und ist überzeugt davon, dass das so nicht sein muss.
"Gerade der Bereich mit kleinen Kindern ist einer, für den sich viele Ehrenamtliche begeistern." Das sei zwar "durchaus auch anstrengend", man bekomme von den Kleinen aber auch ganz viel zurück. "Man geht immer mit einem guten Gefühl nach Hause." Geplant ist, dass die Ehrenamtlichen in den ersten sechs Monaten nach der Geburt des Kindes ein- bis zweimal pro Woche für zwei, drei Stunden bei der jungen Familie vorbeischauen, sich um das Kleine kümmern, mit dem Geschwisterkind spielen oder die Mutter mit den Kindern zum Arzt begleiten. "Es geht nicht darum, dass der Helfer die Wohnung putzt", stellt Jürgens klar. Die Familien, die die Hilfe bekommen, zahlen "einen kleinen Obulus", so die Koordinatorin. "Wenn sich das eine Mutter nicht leisten kann, können wir aber gern noch einmal sprechen."
In den ersten zwölf Monaten in Tiergarten hätten sich schon acht Familien und Ehrenamtliche gefunden - fünf dieser Partnerschaften bestehen noch. Inzwischen habe sich das Angebot offenbar herumgesprochen, denn hilfesuchende Familien kämen derzeit fast von alleine auf den Trägerverein zu. "Wir brauchen deshalb dringend noch mehr Ehrenamtliche", sagt Jürgens. Hierfür könne sich jeder melden, der sich vorstellen kann, mit kleinen Kindern zu arbeiten. "Natürlich auch Männer. Wobei ich mir nicht die Illusion mache und denke, dass ich viele Männer für das Projekt gewinnen kann", sagt die Koordinatorin. Die neuen Mitarbeiter werden zunächst geschult, dann wird die passende Familie gesucht. Jürgens: "Der Ehrenamtliche ist dann im Status irgendwo zwischen Babysitter und Ersatz-Familienmitglied auf Zeit."
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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