Dagmar Hirche schult Senioren an Smartphone und Tablet
Berlin. Senioren-Speed-dating, ein Flashmob zum Weltseniorentag, Surfstunden, Versilberercafés – die Liste der Aktivitäten von Dagmar Hirche ist lang. Sie schult Senioren im Umgang mit Smartphones und Tablets – und hat dafür 2015 den Smart Hero Award gewonnen. Die Kurse gibt’s inzwischen auch in Berlin.
Die 60-jährige Hamburgerin ist Geschäftsführerin einer Unternehmensberatung. Ehrenamtlich engagiert sie sich als Vorsitzende und gemeinsam mit dem Unternehmer Dr. Jan Kurz und anderen Mitstreitern im Hamburger Verein „Wege aus der Einsamkeit“ (Wade). Seit Anfang 2017 auch im Digitalen Lernzentrum am Potsdamer Platz.
Mittwochmorgen, kurz vor 10 Uhr. Dagmar Hirche begrüßt eine Handvoll Senioren. Nach kurzer Plauderei geht es los. Ein Sketch aus einer Fernsehsendung zeigt, wie ein Herr sein iPad als Küchenbrett verwendet. Das Gelächter ist groß, denn diejenigen, die mittwochs zu Dagmar Hirche kommen, wissen natürlich mehr als der Sketch-Opa. Aber sie wollen noch mehr wissen. Sie wollen lernen, erklärt die Vereinsvorsitzende von Wade, wie sie die „Wunderwerke dieser Zeit“ mühelos beherrschen können.
Fast drei Jahre ist es her, dass Dagmar Hirche einen Test wagte: Sie lud im Herbst 2014 sechs Menschen über 80 Jahre – überwiegend aus ihrem Freundeskreis – ein, einen Kurs zu machen. „Internet für Anfänger“ oder „Seniorenschule“, so altbacken sollte das nicht heißen. „Silversurfer“ ist ihr zu englisch. Was Hirche veranstaltet, trägt Namen wie „Gesprächsrunden“, „Das 1x1 der Smartphones und Tablets für Menschen 65+“ und den Untertitel „Wir versilbern das Netz“. Die sechs Personen waren begeistert, erzählten weiter von dem, was sie da innerhalb von drei Stunden so alles gelernt hatten. Auf zwölf Plätze meldeten sich in Hamburg ein Jahr später schon 180 Männer und Frauen. Also bot Hirche im nächsten Jahr 180 Plätze an. Inzwischen freut sich der Verein schon über rund 700 Anmeldungen. Um diese Flut an Teilnehmern bewältigen zu können, schloss sich Hirche mit anderen Hamburger Vereinen zusammen. Anfang 2017 dann der Sprung nach Berlin. Seit Januar hat sie schon rund 150 Senioren geschult.
Warum ihr das so wichtig ist, macht Hirche schon in der ersten Stunde ihres Kurses deutlich: „eHealth“ und „Smart-Home“ sind ihre Stichworte. Zuerst erklärt Hirche die App „Wheelmap“ – eine Online-Karte, in der man nach rollstuhlgerechten Orten wie Restaurants und Kinos suchen kann. Die Funktionen der Technik reichen aber noch weit darüber hinaus: „Dank der Smart-Home-Technologie können Sie länger zu Hause bleiben“, erläutert Hirche den Kursteilnehmern. Länger selbstständig zu Hause bleiben zu können, anstatt in eine Form des Betreuten Wohnens wechseln zu müssen, das wünschen sich viele Senioren. Sie können mit Smart-Home und der entsprechenden Hardware künftig beispielsweise per Kamera sehen, wer vor der Tür steht und sie per App öffnen lassen, selbst wenn sie ans Bett gebunden sind. Oder Angehörige können umgekehrt aus der Ferne nachschauen, ob es ihren möglicherweise alleine lebenden Eltern und Großeltern gut geht. chm
Autor:Christian Mayer aus Charlottenburg |
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