Neu gesät und frisch gedüngt
Berlins bekannteste Wiese vor dem Reichstag sieht wieder saftig grün aus
Nach zwölf Wochen sind seit Mitte Juli die Zäune rund um die Wiese wieder weg. Der Platz der Republik, wie das Areal vor dem Reichstagsgebäude offiziell heißt, ist derzeit in bestem Zustand.
„Ich bin in diesem Jahr sehr zufrieden“, sagt Jürgen Götte und lässt sich auf den Rasen nieder, dem das Lob des Fachmanns gilt. Mittes Chefgärtner vom Straßen- und Grünflächenamt (SGA) freut sich über das Ergebnis der Rasenregeneration auf Berlins berühmtester Wiese. „Die Witterung hat uns auch in die Karten gespielt“, so Götte. Das Wetter war nicht so heiß wie in den vergangenen Jahren, und es hat ab und zu geregnet. Jedes Jahr werden die 40.000 Quadratmeter im Frühjahr eingezäunt, um den Rasen mühsam wieder aufzupäppeln.
Auf der Reichstagswiese hat schon jeder mal gelegen, der Berlin besucht hat. Millionen Touristen machen dort Selfies mit dem Reichstag im Hintergrund. Die Leute spielen Frisbee oder auch mal Fußball, was eigentlich nicht erlaubt ist. Die Wiese zwischen Kanzleramt und Deutschlands Parlament hat einiges auszuhalten. Auch Demonstranten nutzen die Wiese immer wieder und hinterlassen ihre Spuren. 2015 hatten Hunderte Demonstranten die frisch sanierte Reichstagswiese in einen symbolischen Friedhofsacker verwandelt. Um gegen die Flüchtlingspolitik zu protestieren, buddelten die Demonstranten zahlreiche Löcher und legten symbolische Gräber an.
Bundestagsverwaltung beteiligt sich
Mittlerweile beteiligt sich auch die Bundestagsverwaltung mit 20.000 Euro jährlich an der Rasenregeneration. Exakt 44.732,10 Euro hat die Kur diesmal gekostet. Und die sieht folgendermaßen aus: Zuerst belüften die SGA-Gärtner den Boden. Maschinen bringen dabei bis zu 15 Zentimeter tiefe Löcher in den Boden – rund 80 pro Quadratmeter. Dann wird die Rasenfläche vertikutiert, ausgeharkt und eine robuste Rasenmischung gesät. Zum Schluss kommen noch Mineraldünger wie Phosphate, Kalium und Magnesium auf den neuen Rasen.
Es gab schon Bilder, da war vor allem im vorderen Teil der Wiese direkt vor dem Reichstag kein Grün, sondern nur brauner Sandboden zu sehen. Das lag nicht nur daran, dass Tausende Menschen pro Tag die Reichstagswiese zertrampelt haben, sondern auch an der defekten Beregnungsanlage. Mutwillig werden immer wieder die Düsen zerstört. Im vergangenen Jahr hat das Bezirksamt für 150.000 Euro eine neue Beregnungsanlage installiert. Im Sommer stecken 100 Regner von Mitternacht bis sechs Uhr ihre Köpfe raus und sprengen den Platz der Republik. Die gesamte Beregnungsanlage mit mehreren Pumpen und Computern lässt sich mit einer Handy-App bedienen. Einmal pro Woche tuckert früh morgens ein Rasenmäher über die Wiese. Noch sieht sie nach der wochenlangen Regeneration wie Englischer Rasen aus. Das wird sicher nicht lange so bleiben. Wenn Zigtausende Menschen auf der Wiese entspannen, ist es schwer, dass der Rasen so saftig grün und dicht bleibt. Besser als in all den Jahren zuvor wird es aber bestimmt, denn wegen Corona sind viel weniger Touristen in der Stadt. Vor den Besuchercontainern und in der Reichstagskuppel ist kaum was los.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.