Mit dem E-Roller elektrisch durch die Stad
Ein junger Schöneberger testet im Regierungsviertel die hippen Kleinstfahrzeuge

Auf glatter Fahrbahn macht eine Tour mit dem Elektroroller großen Spaß. | Foto: KEN
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Sie heißen Circ, Lime, Tier oder Voi. Die Modelle sind orange, grasfrosch- oder limettengrün. Seit kurzem stehen sie an den touristischen Hotspots sowie vor Hotels und Universitätsgebäuden herum. Christoph aus Schöneberg hat die Leih-Elektroroller, die praktisch über Nacht in Berlin aufgetaucht sind, ausprobiert.

Christoph ist IT-Spezialist und findet die Scooter spannend. Seit klar ist, dass sie auch auf deutschen Straßen zugelassen werden, hat er sich mit ihnen beschäftigt, Prüfberichte gelesen, sich zu Versicherungsfragen informiert. Doch das war nur Theorie. Heute nun geht’s an die Praxis. Die Berliner Woche begleitet ihn dabei

Die meisten E-Roller trifft der 35-jährige im Regierungsviertel an. Aber nicht etwa Abgeordnete und Mitarbeiter des Bundestags steigen auf die Elektrokleinstfahrzeuge, wie E-Roller offiziell heißen. Drei Wochen nach Inkrafttreten der dazugehörigen Verkehrsverordnung sind es vor allem Touristen, die sich mit den hippen Tretrollern vergnügen. Im Schatten der Bundestagsgebäude, in der Otto-von-Bismarck- oder der Paul-Löbe-Allee, ist eine erste, ungestörte Probefahrt möglich.

Alle E-Roller tragen hinten einen Versicherungsaufkleber. Er informiert über eine bestehende Haftpflichtversicherung. Sonst wären sie gar nicht für den Straßenverkehr zugelassen. Eine Führerscheinpflicht besteht nicht, auch keine Helmpflicht. Doch um mit einem Elektroroller fahren zu dürfen, muss man mindestens 14 Jahre alt sein. Die Scooter sind maximal 20 Stundenkilometer schnell und dürfen nur auf Radwegen und auf der Straße gefahren werden.

Ganz schön wacklig

Christoph tritt an einen quietschgrünen E-Roller heran. Das Fahrgerät wirkt solide. Vorne links am Lenker befindet sich eine Handbremse. Es gibt auch eine Fußbremse für das Hinterrad. Das Modell wiegt etwas schwerer als das des Konkurrenten, das daneben steht, und hat auch nicht den Komfort von Smartphone- und Getränkehalter. 

Christoph lädt sich die App des Anbieters auf sein Smartphone herunter. „Man sollte sich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen genau durchlesen“, rät der junge IT-Spezialist. „Es gibt Anbieter, bei denen man nicht kaskoversichert ist. Wenn man den Roller beschädigt, haftet man dafür in vollem Umfang“, sagt Christoph.

Sich als „Roller-Rider“ zu registrieren, dauert je nach Anbieter unterschiedlich lang. Bezahlt wird mit Kreditkarte, Debitkarte oder per Paypal. Dann den QR-Code am Lenker fotografieren, den Roller digital entriegeln, und es kann losgehen.

„Das Fahren ist etwas wackelig“, meint Christoph später. „Die kleinen Räder sind ziemlich gewöhnungsbedürftig.“ Und recht unbequem, sobald es nicht über asphaltierte Fahrbahn geht. Auch den Roller beim Anzeigen der Fahrtrichtung einhändig zu fahren, will erst geübt sein. Gut findet der Softwareexperte, wie leise der Elektromotor läuft und dass man zur eigenen Sicherheit nicht einfach aus dem Stand losfahren kann. Zunächst muss man den E-Scooter aus eigener Kraft anschieben, bevor der Geschwindigkeitshebel reagiert.

Für die kurze Strecke

Längere Fahrten mit dem Roller sind indes nicht ratsam. Die Nutzungsgrundgebühr beträgt je Roller einen Euro; hinzu kommen 15 Cent pro gefahrener Minute. Diese Tarife sind bei allen Anbietern von Leihrollern in Berlin dieselben. Pendler, so hat es die Plattform Verivox ausgerechnet, die per Scooter die berühmte letzte Meile zwischen Haltestelle und Arbeitsplatz zurücklegten, kommen auf monatliche Kosten von rund 84 Euro, vorausgesetzt es seien 44 Fahrten von jeweils sechs Minuten. Dazu sagt unser Schöneberger Tester: „Wer einen E-Roller täglich nutzen will, sollte sich einen eigenen kaufen. Die Kosten sind je nach Modell nach einem halben Jahr wieder drin.“ Ein Leihfahrrad sei aber immer noch günstiger.

Bald werde sich unter den Anbietern die Spreu vom Weizen trennen, meint der junge IT-Spezialist. Das werde nicht zuletzt über das Flottenmanagement entschieden. Die meisten Elektrotretroller, die Christoph fahren wollte, hatten einen sehr niedrigen Batterieladestand – nur zwischen 16 und 30 Prozent. Zum Wiederaufladen der Akkus lassen die Anbieter ihre Roller mit angemieteten Transportern zur Ladestation fahren. Eine eigene Flotte haben sie (noch) nicht.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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