Ein Flagshipstore am Löwentor: Zoo erweitert und vermarktet die Hauptpforte
Tiergarten. Schlangestehen war gestern: Am historischen Löwentor des Zoos anno 1909 bricht ein neues Zeitalter an. Hier gibt es jetzt acht statt vier Kassen, Drehkreuze mit Kartenscannern – und den größten Souvenirladen seiner Art.
Nie ging der Einlass schneller vonstatten. Aber erst beim Hinausgehen am rundum erneuerten Löwentor zeigt sich der eigentliche Trick. Nicht etwa durch Drehkreuze führt der Weg – so gelangt man nur hinein. Den Ausgang erreicht man nur nach Durchquerung eines neuen Souvenirshops. Ein Ort, an dem Heerscharen an Plüschtieren auf ausgestreckte Kinderhände warten. "Exit through the gift shop", nennt sich das im angelsächsischen Raum.
„Wir betrachten ihn als Flagshipstore“, erklärte Zoodirektor Andreas Knieriem das Novum, als er dem Regierenden Bürgermeister die Details des neuen Eingangsgebäudes am Tor präsentierte. Auf 350 Quadratmetern betreibt hier die Firma „Wild Republic“ ein Geschäft, das angeblich auf dem Kontinent seinesgleichen sucht.
Schneller Einlass am Drehkreuz
Und die Superlative hafteten dem Zoo ja schon vorher an. Keine vergleichbare Anlage erreicht solch einen Artenreichtum. Und mit drei Millionen Besuchern im Jahr bewegt man sich in Berlin auf einer Höhe mit der weltberühmten Museumsinsel. Klar, dass bei einem solchen Ansturm das Haupttor kein Hindernis sein sollte. „Für den ersten Eindruck hat man keine zweite Chance“, betont Knieriem die Wichtigkeit der Erweiterung auf acht Kassen und den schnellen Einlass mit Drehkreuzen.
Als einer der ersten Nutzer dieses Systems hielt der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sein Ticket an den Scanner. Und er will dies mit seiner Familie noch oft wiederholen. Gemeinsam standen die Müllers oft genug vor den alten Kassen an – in einer Schlange, die in den schlimmsten Zeiten bis zum Hutmacher-Hochhaus reichte. „Unser Zoo ist eine Oase der City West. Und wenn die ihr Gesicht verändert, gehört der Zoo einfach mit dazu“, sagte Müller zur Wiedereinweihung des Löwentors. Materialien wie Holz und Lehm am Neubau hinter der Pforte künden von Naturverbundenheit, die graue Fassade erinnert mit ihrer Struktur bewusst an afrikanische Ornamente. Hier findet von den Toiletten bis hin zur Bollerwagen-Ausgabe und einem Servicebereich alles Platz, was bisher an der Pforte fehlte. Kostenpunkt der denkmalgerechten Arbeiten: vier Millionen Euro.
Zu den Kuriositäten der Berliner Geographie gehört es, dass man westlich der steinernen Löwen in Charlottenburg steht, östlich von ihnen im Bezirk Mitte. Und wie hält es Zoodirektor Knieriem? Er orientiert sich gerne nach Westen. Und das muss er auch, weil er hier die nächste Baustelle kommen sieht: die Erneuerung des Hardenbergplatzes. Der bildet ja gewissermaßen den Vorhof des Zoologischen Gartens. Und dieser darf sich künftig gerne an der Oase der Tiere orientieren. So heißt Knieriems wichtigste Forderung an den Bezirk: „Wir möchten dort mehr Grün.“ tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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