Mehr Zapfhähne, Wasserfontänen und Bäume
Kanadischer Eigentümer baut den Potsdamer Platz bis 2025 in ein grünes autofreies Stadtviertel um
Das nach der Wende am früheren Grenzstreifen aus dem Boden gestampfte und vor 23 Jahren eröffnete Stadtquartier wird generalüberholt. Alle Straßen, Gassen und Plätze auf dem Potsdamer Platz werden bis 2025 zu Flaniermeilen. Autos sind dann tabu.
Einen Cocktail schlürfen auf der Alten Potsdamer Straße, den neuen Wasserfontänen vor dem Musicaltheater am Marlene-Dietrich-Platz lauschen oder die Füße ins Wasserbecken des neuen Regenwassergartens baumeln lassen am Piano-See – das 1998 angelegte Nobelquartier wird zur autofreien Wohlfühlzone und Flaniermeile. Der Eigentümer der einstigen Daimler-City, das kanadische Unternehmen Brookfield Properties, peppt das 4,3 Hektar große Areal zwischen Potsdamer Straße, Link- und Eichhornstraße auf und macht den tortenstückförmigen Kiez zum „grünen und fußgängerfreundlichen Stadtviertel“.
Die insgesamt 90 oberirdischen Parkplätze verschwinden. Autos dürfen nicht mehr ins Quartier und nur noch in die Tiefgaragen mit über 2100 Plätzen. Die Alte Potsdamer Straße – Hauptachse zwischen den 17 Gebäuden vom Potsdamer Platz bis zum Marlene-Dietrich-Platz – wird zur Zapfmeile mit viel Außengastronomie. Ab kommendem Jahr wird auf allen zehn Straßen der Asphalt entfernt. Alle Flächen und die Plätze vorm Theater und vor den jetzigen Hauptzugängen in die Potsdamer Platz Arkaden werden mit chinesischem Naturstein gepflastert. Überall werden robuste Bänke aus Granit sowie Skulpturen aufgestellt. Vor allem vorm Theater mit dem zukünftigen Wasserspiel werden neue Linden gepflanzt, um die Steinwüste grüner zu machen. Auch kommen alle Stufen und der treppenförmige Zugang zum Theater und zum Spielcasino weg. Der gesamte Kiez bekommt modernste LED-Leuchten, die ihre Lichtfarbe je nach Tageszeit ändern.
200 Millionen Euro gibt Brookfield Properties für den Umbau der Außenflächen und der Arkaden bis 2025 aus. „Bislang wirkt der Potsdamer Platz auf die Menschen als strenger, wenig gemütlicher Stadtraum. Die Außenraumgestaltung aus den 1990er-Jahren entspricht nicht den Erwartungen und Standards unserer Zeit“, sagt Oliver Schulze vom beauftragten Planungsbüro. Der geplante Umbau solle „eine neue menschengerechte Erfahrung des Ortes ermöglichen“.
Das Einkaufscenter wird seit einem Jahr komplett umgebaut und öffnet sich bis Mitte 2022 mehr dem Kiez. Der Clou ist, dass die Mall den gleichen Natursteinboden bekommt wie die Straßen draußen. So erlebt man das Einkaufszentrum mehr als überdachte Passage zwischen den sechs Gebäuden. 65 Prozent der Ladenflächen sind bereits vermietet. Ankermieter in den Arkaden wird Mercato Metropolitano. Die Firma aus London bietet auf zwei Ebenen und auf über 4000 Quadratmetern einen „Community-Market“ mit hochwertigen Lebensmitteln und Live-Kochen und Gastronomie drinnen und draußen. Im Center eröffnen rund 90 Läden und Geschäfte bekannter Marken.
Große Anziehungskraft
Bürgermeister Stephan von Dassel und die für Straßen zuständige Stadträtin Sabine Weißler (beide Grüne) freuen sich über die riesige Investition der Kanadier in ein autofreies Viertel. Schließlich muss Mitte nichts für den Umbau bezahlen. Das Konzept mit Fußgängerzone werde dazu beitragen, „den Potsdamer Platz als lebendiges Stadtquartier und Kulturstandort auf der Höhe der Zeit weiterzuentwickeln – mit großer Anziehungskraft für Mitte und die Stadt Berlin insgesamt“, so Stephan von Dassel.
Von der neuen Flaniermeile werden vor allem die Touristen und Besucher der vielen Sehenswürdigkeiten und Kulturstätten rund um das Viertel profitieren. Dazu gehören die Neue Nationalgalerie, die Philharmonie, das Kulturforum, das Sony Center und das Museum des 20. Jahrhunderts, das gerade gebaut wird. Auf dem Potsdamer Platz gibt es Hotels, Theater, Kinos, Casino, Cafés und Restaurants. Wann und mit welcher Show das frühere Musicaltheater am Marlene-Dietrich-Platz öffnet, ist unklar. Der Betreiber Live Nation wollte im Theater am Potsdamer Platz den Cirque du Soleil dauerhaft etablieren. Wegen Corona wurden die Pläne vor Kurzem gestoppt.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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