Auf dem Face-Campus sind 126 Wohnung fertig
Erste Etappe in rekordverdächtiger Bauzeit
Am 6. November fand die symbolische Schlüsselübergabe für 126 neue Wohnungen auf dem sogenannten Face Campus an der Titiseestraße statt. Baubeginn war Anfang 2023.
Die Bauzeit sollte ungefähr zwei Jahre betragen. Sie wurde mit ungefähr 20 Monaten deutlich unterschritten. Verantwortlich dafür war der Projektentwickler Ten Brinke. Er ist einer von drei Beteiligten am Gesamtvorhaben. Ein weiterer ist die Wohnungsbaugesellschaft Gesobau, in deren Auftrag die Wohnungen gebaut wurden und die sie vermietet. Außerdem mit dabei ist der Evangelische Kirchenkreis Reinickendorf. Von ihm kam das Grundstück, auf dem sich einst die schadstoffbelastete und deshalb abgerissene Felsenkirche befand. Unter der Ägide der Kirche entsteht ein Familienzentrum und eine Kita im Erdgeschoss des sechsgeschossigen Gebäudekomplexes. Sie sollen Ende 2026 eingeweiht werden.
Die fertigen 126 Wohnungen werden dagegen ab dem 16. November bezogen. Nach Angaben von Gesobau-Vorstand Christian Wilkens sind inzwischen knapp 90 Prozent vergeben. Die Wohnungsgrößen liegen zwischen rund 30 und knapp 100 Quadratmeter. Bei der Hälfte des Angebots handelt es sich um geförderte Objekte mit einem Quadratmeterpreis ab 6,80 Euro nettokalt. Die frei finanzierten Wohnungen kosten rund 13 Euro pro Quadratmeter. Auffallend ist, dass es relativ viele große Wohnungen gibt. 14 frei finanzierte und zehn geförderte Appartements haben drei Zimmer, 24 sowie 15 mit Förderberechtigung verfügen über vier Räume, insgesamt fünf Wohnungen, vier davon frei finanziert sogar über fünf Zimmer.
Der Neubau soll auf das Gebiet ausstrahlen, zu einer Art Visitenkarte werden. In der Rollbergesiedlung gibt es einige Probleme. Mehr als 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen würden dort in Armut aufwachsen, wurde bei der Schlüsselübergabe hingewiesen. Bauherren als auch die anwesenden Politiker hoben daher den sozialen Beitrag des Face Campus hervor. Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) sah hier „ein gutes Zukunftsangebot in einem nicht ganz einfachen Quartier“. Bezahlbares Wohnen und soziale Infrastruktur würden gemeinsam für die Menschen geplant und realisiert. Auch mit finanzieller Unterstützung, die seine Senatsverwaltung aus dem Städtebauförderprogramm "sozialer Zusammenhalt" zur Verfügung gestellt hat. Auf ein neues Gemeinschaftsgefühl setzt Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU). Sie sei zuversichtlich, „dass vom Face Campus ein positiver Impuls für die Entwicklung des gesamten Quartiers ausgehen wird“.
Sein Unternehmen freue sich, dieses besondere Projekt begleitet zu haben, äußerte sich Ten Brinke-Geschäftsführer Arjen ten Brinke. Ein Zentrum für die Förderung von Familien und Kindern „entspricht unserem verantwortungsvollen Denken und Handeln“. Die Kirche beweise bei diesem Vorhaben, dass sie nicht nur mahne und warne, „sondern in die Umsetzung geht“, erklärte Superintendent Thomas Harms. Und Christian Wilkens betonte auch den Beitrag gegen den Wohnungsmangel.
Der Baufortschritt bereitete keine Probleme. Dagegen war das Einhalten des Zeitplans für das Beurkunden der Erbbaurechtsverträge mit viel Stress verbunden, worauf der Gesobau-Vorstand hinwies. Eigentümer der Fläche ist der Kirchenkreis Reinickendorf, der einen Teil behält und einen Teil in Erbbaupacht für 99 Jahre an die Gesobau abgibt.
Die Unterstützung aus dem Städtebauförderprogramm für die Kita und das Familienzentrum sollte ursprünglich 3,8 Millionen Euro betragen, wurde aber auf knapp drei Millionen Euro gekürzt. Trotzdem soll dieser Bereich weiter, wie bisher geplant, in zwei Jahren fertig sein. Die Kita soll über 80 Plätze verfügen. Im rund 750 Quadratmeter großen Familienzentrum wird es unter anderem einen Mehrzweckraum geben, wo auch Versammlungen im Quartier stattfinden können. Geplant sind in der Einrichtung verschiedene Angebote, etwa im Bereich „Frühe Hilfen“ oder Schwangerschafts- und Familienberatung. Ebenso ein „Kinder Club“ mit Hausaufgabenhilfe oder Spielmöglichkeiten. Auch benachbarte Kirchengemeinden werden Veranstaltungen anbieten. Der Name Face für diesen Bereich und das gesamte Objekt bezieht sich übrigens auf bereits bestehende gleichnamige Angebote, ausgehend vom Face-Familienzentrum im Märkischen Viertel.
Das englische Wort Face bedeutet Gesicht. Das Areal an der Titiseestraße bekommt viele neue Gesichter, zunächst durch die Mieter, die hier einziehen. Dass die schon früher als erwartet ihre Wohnungen nutzen können, wäre kein Hexenwerk gewesen, sagte ein Mitarbeiter von Ten Brinke, als er auf die verkürzte Bauzeit angesprochen wurde. So etwas lasse sich realisieren, wenn einige Voraussetzungen erfüllt seien. Die erste, die er aufzählte, lautete: Keine Versprechen machen, die sich nicht einhalten lassen. Also lieber von einem längeren als zu kurzem Verlauf ausgehen. Zweite Voraussetzung: Es dürfe zu keinen unerwarteten Überraschungen und Schwierigkeiten kommen, vielmehr müsste alles im Vorfeld bedacht worden sein. Und drittens, möglichst wenig Veränderungen und Umplanungen während der Bauphase. Das sei hier der Fall gewesen. Trotz oder vielleicht gerade wegen mehrerer Beteiligter habe es kein „reinquatschen“ gegeben. Bei anderen Projekten wäre es manchmal so, dass nicht einmal kleine Korrekturen ohne die Zustimmung des Bauherren stattfinden können. Solche Abstimmungen kosteten aber Zeit und verhinderten den Fortgang, weil nachfolgende Gewerke warten müssten.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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