Kirche und Gesobau als Bauherren
In der Rollbergesiedlung war Spatenstich für 125 Wohnungen, eine Kita und ein Familienzentrum
Die Vorarbeiten und Planungen dauerten immerhin vier Jahre. Am 13. September fand nun auf dem Grundstück Titiseestraße 7 in der Rollbergesiedlung der symbolische Spatenstich für eine Kita mit 80 Plätzen, ein Familienzentrum sowie auf sechs darüber liegenden Etagen insgesamt 125 Wohnungen statt.
Die Bauarbeiten für das nicht alltägliche Bauprojekt soll im Oktober oder November starten. Und bis alles fertig ist, werden vermutlich weitere vier Jahre vergehen.
Bauherr der Appartements ist die Wohnungsbaugesellschaft Gesobau, für Kita und Familienzentrum ist es der Kirchenkreis Reinickendorf der Evangelischen Kirche. Rund sieben Millionen Euro investiert der Kirchenkreis in die beiden Gebäude, davon werden rund 4,8 Milionen durch Förderungen und Kofinanzierung abgedeckt. Den größten Anteil machen dabei 3,8 Millionen Euro aus dem Baufonds des Städtebauförderprogramms "Sozialer Zusammenhalt" der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen aus. Die Investitionskosten für den Wohnungsbau waren dagegen von der Gesobau auch auf Nachfrage nicht zu erfahren.
Der Name des Projekts lautet Face Campus. Er leitet sich ab vom Face-Familienzentrum, das seinen Hauptsitz am Wilhelmsruher Damm im Märkischen Viertel hat und seit 2018 auch in der Rollbergesiedlung ansässig ist. Die Arbeit wird vom Evangelischen Kirchenkreis getragen.
Das Zentrum in der Titiseestraße 7 soll über etwa 750 Quadratmeter verfügen, einschließlich eines Mehrzweckraums, der für Versammlungen im Quartier zur Verfügung steht. In den Räumen vorgesehen sind verschiedene Angebote unter dem Stichwort "Frühe Hilfen". Von der Schwangerschaftsberatung über Aktivitäten mit Kleinkindern und ihren Eltern, dem "Kinder-Club" für Mädchen und Jungen im Grundschulalter mit Hausaufgabenhilfe oder Bewegungsspielen. Auch die benachbarten Kirchengemeinden aus Waidmannslust, Lübars oder Wittenau werden Veranstaltungen anbieten.
Die Kita wird über 630 Quadratmeter Fläche verfügen und den Schwerpunkt auf Sprach- und Bewegungsförderung legen. Die 125 Wohnungen werden zwischen einem und fünf Zimmern groß sein, die Hälfte davon im geförderten Mietsegment mit einer Nettokaltmiete ab 6,50 Euro pro Quadratmeter. Zudem sind 270 Fahrrad-Abstellanlagen geplant.
Der Face Campus entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Gemeindezentrums Felsenkirche. Wegen starker Schadstoffbelastung wurde es bereits 2015 geschlossen. Die benachbarte Kita mit 30 Plätzen folgte Anfang des Jahres. Danach erfolgte der Abriss und das "fachgerechte Entsorgen des Giftcocktails", wie es Projektkoordinatorin Ute Strelow formulierte. Generalunternehmer des Neubaus ist die Firma Ten Brinke.
Eine gelungene Kooperation verschiedener Akteure zum Nutzen des Quartiers: so lassen sich die Redebeiträge vor dem Spatenstich zusammenfassen. Von einer "praktizierten Zusammenarbeit von vielen", sprach Dr. Christian Stäblein, Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Es entstehe ein Ort für Familien in verschiedensten Konstellationen. Als ein "Haus, das uns schützt und nützt" und "Leuchtturmprojekt" bezeichnete Ülker Radziwill (SPD), Staatssekretärin für Mieterschutz und Quartiersentwicklung in der Senatsverwaltung für Stadtenwicklung und Wohnen das Bauvorhaben. Es sei ein wichtiger Baustein der von der Landesregierung angestrebten integrierten Stadtentwicklung.
Der Face Campus solle dabei helfen, den Kiez sozial gerecht zu gestalten, wünschte sich Christian Wilkens, Vorstand der Gesobau. Es sei nicht selbstverständlich, dass die Kirche hier Verantwortung übernehme, lobte Bürgermeister Uwe Brockhausen (SPD). Und die Gesobau wäre als "engagierter Partner" im Bezirk bekannt.
Dass die Investition in einem nicht gerade einfachen Quartier stattfindet, klang in anderen Reden an, Brockhausen sprach es offen aus. "Mir sind die Probleme in der Rollbergesiedlung gut bekannt, ich will sie auch nicht kleinreden." Viele hier sind arbeitslos, und die Kinderarmut liegt seit Jahren bei über 60 Prozent und mittlerweile vererbt sich die Armut von Generation zu Generation.
Gleichzeitig wisse er aus Gesprächen mit Bewohnern aber auch, "dass sie optimistisch sind" und auf Fortschritte hoffen, betonte der Bürgermeister. Und gerade dafür stehe der künftige Face Campus.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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