Rapsongs können für Verständnis werben
Rollberge-Regeln für das Miteinander vieler Kulturen

Die Lehrerinnen Nazli Ergin, Antonia Kamdem und die kommissarische Konrektorin Sabine Baumann-Kühn mit Schülern vor dem Logo der Grundschule in den Rollbergen.   | Foto: Christian Schindler
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Seit gut neun Jahren trägt die Grundschule in den Rollbergen an der Waldshuter Zeile 6 den Titel „Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage“.

Gerade bereiten sich Schüler und Lehrer der Grundschule in den Rollbergen auf einen Workshop vor, den die Schule im Rahmen des Projektes „Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage“ gewonnen hat. 20 Teilnehmer werden darin ein Theaterstück erarbeiten, dass sie dann im Rahmen einer Konfetti-Show der Schulgemeinschaft zeigen.

Diese Konfetti-Shows gibt es zweimal im Jahr. Sie sind eine Art Leistungsschau zu einem Schwerpunkt der Schule: Sprachbildung, das Schreiben von Gedichten und Geschichten, Singen. So greifen Anti-Rassismus-Projekt und Schulalltag ineinander.

Rap gegen Missachtung

Der Workshop wurde als Preis übrigens bei den letztjährigen Berliner Grundschultagen gewonnen, wo Rollberge-Schüler einen Rap vortrugen. Natürlich selbstgeschrieben, und als Appell gegen Missachtung formuliert. Die immer wieder in populären Raps vorkommenden Gewaltphantasien sollten so entschärft werden, die versöhnende Botschaft aber gleichwohl im Rap-Ton bleiben. Später haben die älteren Schüler dann auch verfolgt, wie die mit gewalttätigen und antisemtischen Texten berühmt-berüchtigt gewordenen Rapper Farid Bang und Kollegah den Musikpreis Echo erhielten, der im Zusammenhang mit den Diskussionen letztlich sein Ende fand.

Das Bewusstsein für Sprache und dafür, wie sie sowohl verletzen aber auch versöhnen kann, ist schon immer Thema an der Schule im sozialen Brennpunkt Rollberge-Siedlung. „Die Kinder hier haben eine geringe Toleranzschwelle, Konflikte können schnell in Gewalt eskalieren“, sagt Lehrerin Nazli Ergin. Die kommissarische Konrektorin Sabine Baumann-Kühn erlebte bald nach ihrem Beginn an der Schule, wie schnell ein Streit von einem Missverständnis ausgelöst werden kann: „Ein neu an die Schule gekommener Schüler fragte mit seinem starken polnischen Akzent, ob er mitspielen dürfe. Die anderen Schüler hatten seine Frage als üble russische Beleidigung verstanden.“ Dabei waren sich die Streithähne eigentlich von Anfang an sympathisch.

Schüler als Streitschlichter unterwegs

Längst gibt es Streitschlichter unter den Schülern, die mit einer Weste deutlich erkennbar in den Pausen unterwegs sind, wie auch die Lehrer. „Auch im Kollegium werden die Themen Rassismus und Ausgrenzung diskutiert“, sagt Lehrerin Antonia Kamdem. Sie müssen schließlich auch die Regeln für ein vernünftiges Miteinander durchsetzen, die sich die Schule, aber auch jede Klasse gegeben hat.

Das Bewusstsein für die Regeln ist auch angesichts eines demografischen Wandels wichtig. Waren bislang vor allem Kinder mit deutscher, polnischer und russischer Herkunft an der Schule, wächst jetzt der Anteil von syrisch-stämmigen Schülern. Und damit kommt der Ramadan, der islamische Fastenmonat ins Spiel. Manche Kinder fasten, obwohl das noch nicht einmal die Eltern von ihnen verlangen. Die Folge sind mangelnde Konzentration und sogar körperliche Überanstrengung, zum Beispiel beim Schwimmunterricht.

Mit ihren Konflikterfahrungen werden die Lehrer auch diese Herausforderung meistern. Schließlich vermitteln sie bisher erfolgreich Bildung. Die Schule setzt konsequent wegen guter Lernerfolge auf jahrgangsübergreifendes Lernen und auf Montessori-Pädagogik. Und Lehrerin Nazli Ergin ist überzeugt, dass ihre Schule auch bei den nächsten Berlin Grundschultagen wieder mit einem Projekt glänzen kann.

Die Lehrerinnen Nazli Ergin, Antonia Kamdem und die kommissarische Konrektorin Sabine Baumann-Kühn mit Schülern vor dem Logo der Grundschule in den Rollbergen.   | Foto: Christian Schindler
Die kommissarische Konrektorin Sabine Baumann-Kühn mit den Lehrerinnen Nazli Ergin und Antonia Kamdem (2. von rechts) mit Schülern vor der Schrifttafel, die die Werte der Schule zeigt.  | Foto: Christian Schindler
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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