Anwohner im Dorfkern wollen Status Quo erhalten
Heftiger Streit um Stadionparkplatz des FV Wannsee
Im idyllischen Stolpe, dem Dorfkern Wannsees, erhitzt seit Wochen ein Streit die Gemüter. Es geht um die Nutzung des Parkplatzes am Stadion Wannsee an der Chausseestraße.
Der Parkplatz gehört seit rund 40 Jahren zum Stadion und steht damit ausschließlich den Mitgliedern der Fußball-Vereinigung (FV) Wannsee zur Verfügung. Eigentlich. In der Realität sieht es anders aus. Besucher der Mutter Fourage und der benachbarten Einzelhändler – es gibt unter anderem eine Apotheke, einen Friseur, einen Kindermode-Laden, eine Buchhandlung, eine Bäckerei – nutzen den Platz seit eh und je nach dem Prinzip des Gewohnheitsrechts.
Jetzt aber soll der Platz, der 70 Stellplätze hat, bis voraussichtlich zum Jahresende instandgesetzt werden. Am 1. September geht es los. Dafür hat der Bezirk beim Senat Geld aus dem Sportanlagen-Sanierungsprogramm beantragt und auch erhalten. Für 400 000 Euro soll die Fläche einen neuen Belag erhalten und eine Drainage zur Entwässerung. Der Knackpunkt: Da das Geld zweckgebunden, also für die Sportanlage, eingesetzt werden muss, rückt jetzt wieder die geltende alleinige Nutzung durch den FV Wannsee in den Fokus.
Wo sollen die Kunden parken?
Für die Gewerbetreibenden sind diese Aussichten eine mittlere Katastrophe, wie sie beim Ortstermin mit der Berliner Woche sagen. „Wo sollen die Leute ihre Autos stehen lassen?“, fragt Wolfgang Immenhausen, Betreiber der Mutter Fourage. „Vom Rathaus Wannsee an gilt in der Chausseestraße auf rund 700 Metern ein Parkverbot.“ Erst in der Otto-Erich- und in der Charlottenstraße gebe es wieder Stellplätze, und die seien meistens voll. Jörg Kegler arbeitet in der Gärtnerei, die in der Mutter Fourage angesiedelt ist, und fragt sich, wie die Kunden schwere Säcke mit Erde längere Strecken zu Fuß schleppen sollen? Und wie stehe es mit älteren Leuten, die nicht so gut zu Fuß sind?
Zudem sei nicht einzusehen, dass der Platz für so viel Geld saniert werden müsse. „Besser wäre, die Gullys mal zu reinigen, dann könnte das Wasser abfließen und die geplante Entwässerung wäre nicht notwendig“, sagt Friederike zu Rantzau, Inhaberin eines Bilderrahmengeschäfts. „In manchen Ecken liegt zudem seit über einem Jahr haufenweise Müll, der nicht entfernt wird“, beklagt Iris Immenhausen.
Vor zwei Wochen haben die Betroffenen beim Bezirksamt eine Unterschriftenliste abgegeben. Darauf haben sich mehr als 2400 Bürger für den Erhalt des Parkplatzes für alle ausgesprochen. „Wenn unsere Besucher und Kunden wegbleiben, können die Geschäfte zu machen und der Dorfkern stirbt“, befürchtet Immenhausen. Mit dem Fußballverein hätte man sich immer einigen können, sagen die Geschäftsleute. Natürlich sei Rücksicht geboten, besonders bei größeren Sportveranstaltungen. Dann müsse eben woanders geparkt werden.
Sportstadtrat Frank Mükisch (CDU) erklärt auf Nachfrage, dass der Platz dringend sanierungsbedürftig sei. Eine Reinigung der Gullys reiche nicht aus. Dies hätten Gutachten des Bezirks und auch der Senatsverwaltung ergeben. „Eine Entwässerungsanlage ist notwendig und auch ein gewisses Gefälle, damit das Wasser bei Regen abfließen kann.“
Beim Parkplatzstreit sucht Mükisch nach einer verträglichen Lösung. Die aktuelle Idee: „Wir denken an eine Drei-Stunden-Regelung mit Parkscheibe. Bei Sportveranstaltungen ist der Platz allerdings dem Verein und dessen Gästen vorbehalten.“
Die Parkscheiben-Idee ist für Wolfgang Immenhausen eine halbwegs akzeptable Lösung. Besser wäre es jedoch, wenn alles so bliebe, wie es ist. „Das hat in der Praxis immer wunderbar funktioniert.“ Was die Bauarbeiten betrifft, setzt er darauf, dass nicht der gesamte Platz in einem Stück instand gesetzt wird – dann fehlten über Monate die Parkplätze.
Dieser Ansicht ist auch Tim Richter, Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Wannsee. „Eine Sanierung in einem Stück würde einen Verkehrsinfarkt provozieren.“ Richter und weitere Mitglieder des Ortsverbands hatten sich vor Ort die Probleme der Gewerbetreibenden angehört. Klar sei, dass der Parkplatz schon immer den Sportlern gehörte, aber die Drei-Stunden-Idee sei eine Entzerrung. „Damit ist die größte Kuh vom Eis.“
Getrübte Harmonie
Die Sportler begrüßen diesen Plan ausdrücklich. Helmut Brückner, Geschäftsführer des FV Wannsee, geht sogar einen Schritt weiter. „Eine Bewirtschaftung wäre zweckmäßiger“, sagt er. In der Vergangenheit habe der Verein schon öfters abschleppen lassen können, verzichtete aber darauf. Beim Stadionfest vor ein paar Wochen wurde dann wohl eine Grenze überschritten. „Wir hatten 15 Parkplätze für die Veranstaltung absperren lassen, trotzdem wurde alles zugeparkt. Ich bin sehr enttäuscht, das ist einseitiges Denken.“
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.