Kohlhas-Eiche musste wegen Pilzbefalls fallen

Bis 2013 erinnerte eine Tafel an die Pflanzung der jetzt gefällten Kohlhas-Eiche. | Foto: Wiki/Memorino
  • Bis 2013 erinnerte eine Tafel an die Pflanzung der jetzt gefällten Kohlhas-Eiche.
  • Foto: Wiki/Memorino
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Die Kohlhas-Eiche am Königsweg 313 in Wannsee ist Geschichte. Der Baum hatte ein stolzes Alter von fast 145 Jahren und war ein Naturdenkmal. Die Fällung am 12. März war wegen  fortgeschrittenen Pilzbefalls notwendig geworden, wie das Bezirksamt mitteilte. Die Standsicherheit sei nicht mehr gewährleistet gewesen. Im Herbst ist eine Nachpflanzung geplant.

Es wäre die dritte, denn die jetzt gefällte Eiche ersetzte eine durch einen Blitzschlag eingegangene, die aus dem 15. Jahrhundert stammte. Heinrich-Beyer, ein Gastwirt aus Kohlhasenbrück, pflanzte die Nachfolgerin am 2. September 1873, dem Sedantag, der an die Kapitulation der französischen Armee in der Schlacht bei Sedan im Deutsch-Französischen Krieg erinnern sollte. Eine entsprechende Inschrift auf einer gusseisernen Tafel in Form eines Eisernen Kreuzes, 1913 angebracht, informierte darüber.

Da der Haltering zu sehr in die Baumrinde einschnitt, wurde die Tafel 2013 abgenommen.

Bis zur Fällung hatte die Eiche mit dem botanischen Namen Quercus petrea eine Höhe von 18 Metern und einen Stammumfang von anderthalb Metern erreicht.

Hans Kohlhase, ein Kaufmann aus Cölln an der Spree, nach dem nicht nur die Eiche, sondern auch die Ortslage Kohlhasenbrück benannt wurde, war 1532 auf dem Weg zur Leipziger Messe, als ihm auf Befehl des sächsischen Junkers Günter von Zaschwitz zwei seiner Pferde abgenommen wurden. Angeblich hatte er sie gestohlen. Zwar bekam der Kaufmann die Tiere später zurück, sie waren aber in einem erbärmlichen Zustand. Seine Versuche, den Konflikt juristisch zu regeln, schlugen fehl.

Daraufhin erklärte Kohlhase eine Fehde, im Mittelalter ein legitimes Mittel, sein Recht durchzusetzen. In einem offenen Brief kündigte er dem Junker Zaschwitz und dem Land Sachsen Brandschatzungen, Entführungen und Raub an. Am 22. März 1540 wurde Kohlhase in Berlin auf dem Rad hingerichtet.

Einen Silberschatz aus einem Überfall soll Kohlhase 1539 unter einer alten Brücke, die damals über die Bäke führte, versteckt haben. Die Bäke ging zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Teltow-Kanal auf. Die alte Brücke soll sich in der Nähe der gefällten Eiche befunden haben. Die älteste Erwähnung einer Kohlhasenbrücke geht auf 1599 zurück.

Mit der Novelle Michael Kohlhaas hat der Schriftsteller Heinrich von Kleist dem historischen Kohlhase 1810 ein literarisches Denkmal gesetzt.

Die neue Kohlhas-Eiche soll an derselben Stelle wie ihre Vorgängerinnen in die Erde kommen. Ob der Standort geeignet ist, wird bereits überprüft.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 579× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 864× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 839× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.218× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.