Mit Pferdeäpfeln wird im Reittherapiezentrum an einem Biogas-Reaktor geforscht

Die Initiatorin und Leiterin des Forschungsprojektes Prof. Dr. Janet Nagel mit dem Textil-Biogasreaktor im Reittherapiezentrum am Don Bosco Steig. | Foto: Michael Nittel
  • Die Initiatorin und Leiterin des Forschungsprojektes Prof. Dr. Janet Nagel mit dem Textil-Biogasreaktor im Reittherapiezentrum am Don Bosco Steig.
  • Foto: Michael Nittel
  • hochgeladen von Michael Nittel

Wannsee. Einmal am Tag kommen junge Menschen in das Reittherapiezentrum Wannsee, um Pferdeäpfel in einen Eimer zu schaufeln. Es sind Studenten der Beuth Hochschule für Technik aus dem Fachbereich Regenerative Energien. Sie arbeiten an einem Forschungsprojekt. Ziel ist es, einen kostengünstigen und prozessoptimierten Textil-Reaktor weiterzuentwickeln, mit dem aus Pferdemist Biogas produziert wird.

Seit Anfang des Jahres befindet sich der so genannte Schlauchreaktor in einem Stall des Reittherapiezentrums am Don-Bosco-Steig. Täglich wird der Reaktor mit fünf Kilogramm Pferdeäpfeln „gefüttert“, wie die Initiatorin und Leiterin des Projektes Prof. Dr. Janet Nagel den Vorgang liebevoll umschreibt.

Der Reaktor ist wie eine Zahnpastatube aufgebaut, ist rund zwei Meter lang und hat einen Durchmesser von maixmal 80 Zentimetern bei einem Volumen von maximal 0,25 Kubikmetern. Er besteht komplett aus Kunststoff und ist in Hanfmatten eingepackt, um ihn warm zu halten und die Prozesse der Fermentation, also der mikrobiellen Umwandlung organischer Stoffe in Gas, zu fördern.

Der Volumenstrom des produzierten Gases wird von den Studenten regelmäßig gemessen. Weitere Forschungsfragen sind, warum der Prozess so gut funktioniert und welche Einflussfaktoren es gibt.

„Wenn wir die Einflussfaktoren kennen, können wir uns überlegen, wie wir diese verändern, um den Prozess noch besser zu gestalten“, erklärt Janet Nagel. Der ausgeschiedene Gärrest, der ebenfalls analysiert wird, kann übrigens prima als Dünger in Gärten oder auf Äckern ausgebracht werden, weil er noch Phosphate, Stick- und Nährstoffe enthält, allerdings nicht mehr riecht wie die Pferdeäpfel.

Die Investitionskosten für einen konventionellen Reaktor für Biogasanlagen mit einer Leistung von 30 Kilowatt aus Stahlbeton belaufen sich auf rund 270 000 Euro. Beim Schlauchreaktor dürften die Investitionskosten weit geringer sein, sind aber noch nicht bekannt.

Das Reittherapiezentrum stellt nicht nur die Räumlichkeiten und den Einsatzstoff, die Pferdeäpfel, zur Verfügung, sondern steht den Studierenden bei technischen Umsetzungsfragen mit Rat und Tat zur Seite. Dass die Tiere des Zentrums in ihren Koppeln im Übrigen auf Sand und nicht auf Stroh stehen, ist für das Projekt sehr von Vorteil. Denn Stroh wird im Reaktor von den Mikroorganismen nur sehr schlecht abgebaut.

Das produzierte Biogas wird derzeit weder genutzt noch gespeichert. „Ich gehe aber davon aus, dass das Reittherapiezentrum mit dem produzierten Biogas nicht nur seinen eigenen Energiebedarf decken könnte, sondern den von einigen Nachbarn gleich noch mit“, sagt Janet Nagel. Aus ihrer Sicht ist der Schlauchreaktor eine prima Methode, Energie zu produzieren. Allerdings vermutet sie aus Erfahrung, dass auch diese Methode es schwer haben wird, sich durchzusetzen. „Jeder findet die alternative Energiegewinnung durch Windräder spitze – doch niemand möchte eines vor dem eigenen Haus stehen haben. Ähnlich dürfte es sich bei der Methode mit den Pferdeäpfeln verhalten“, erklärt Janet Nagel. min

Autor:

Michael Nittel aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 98× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 49× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 459× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.060× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.