Ausstellung über verfolgte Kommunalpolitiker aus dem Südwesten
Die Lebensläufe von sechs Politikern in der Zeit von 1933 bis 1945 stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „Abgesägt“. Sie zeigt erste Ergebnisse einer regionalen Spurensuche und tourt seit 2016 durch Steglitz-Zehlendorf. Noch bis Ende Juni ist sie im Haus der Wannseekonferenz zu sehen.
Die Nationalsozialisten verfolgten, enteigneten und ermordeten Vertreter der verhassten Weimarer Republik. Mit Fotos und Dokumenten auf Schautafeln informiert die Ausstellung über die politischen und beruflichen Aktivitäten der Kommunalpolitiker.
Hermann Clajus (1881-1933) war Direktor des Strandbades Wannsee. Dort kam es 1932 zu Übergriffen der SA gegen jüdische Bürger. Clajus ging dagegen vor und wurde so zum Feindbild der Nazis. Als er im Mai 1933 einen Hinweis auf seine Verhaftung erhielt, erschoss er sich.
Richard Draemert (1880-1957) engagierte sich als Zehlendorfer Stadtverordneter für die U-Bahn-Verlängerung nach Krumme Lanke. 1944 kam er ins KZ Sachsenhausen, Wochen später wurde er schwerkrank entlassen. Seine Familie hielt er mit dem Verkauf von Getränken und Eis mühevoll über Wasser, immer wieder kam es zu Behinderungen durch das Bezirksamt. Nach Kriegsende war Draemert Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung in Zehlendorf, 1955 wurde er zum Stadtältesten von Berlin ernannt.
Anna Mayer (1882-1937) war eine der ersten promovierten Juristinnen Deutschlands und in der bürgerlichen Frauenbewegung aktiv. Sie gehörte der Stadtverordnetenversammlung Zehlendorf an. Zur „Vereinfachung der Verwaltung“, wie es damals hieß, wurde sie 1933 in den Ruhestand versetzt.
Auf weiteren Tafeln können sich die Besucher über Minna Todenhagen (1880-1950), Hans Holtz (1882-1956) und Friedrich Matern (1873-1937) informieren.
Die Ausstellung entstand in Kooperation des Fachbereichs Kultur des Bezirksamtes mit dem Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin. Für zehn Euro ist der Katalog „Abgesägt. Im Nationalsozialismus verfolgte Kommunalpolitikerinnen und -politiker in Steglitz und Zehlendorf 1933-1945“ erhältlich.
Der Eintritt in die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz, Am Großen Wannsee 56-58, ist frei. Unter <span class="docTextPhone"></span>902 99 45 16 können Führungen mit Heike Stange vom Kulturamt vereinbart werden. Die Ausstellung läuft bis 6. Juli.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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