Die Liebermann-Villa zeigt Fotos der Pressefotografin Käthe Augenstein
Zehlendorf. Sie war eine der wenigen Pressefotografinnen, die Ende der 1920er-Jahre in Berlin Erfolg hatten. Käthe Augenstein (1899-1981) verkehrte in Künstlerkreisen und lichtete prominente Persönlichkeiten ab. Ihre Bilder sind jetzt in der Liebermann-Villa zu sehen.
Augenstein wuchs als jüngste von drei Töchtern in einer gutbürgerlichen Familie im Bonner Ortsteil Kessenich auf und erhielt eine höhere Schulbildung. Schon früh interessierte sie sich für Fotografie. Ihre Eltern unterstützen ihre künstlerischen Neigungen. Augenstein absolvierte ihre Ausbildung zur Fotografin in einem Atelier in Bonn.
1927 zog sie nach Berlin und besuchte den Meisterkurs der Fotografischen Lehranstalt des Lette-Vereins. Sie war mit dem expressionistischen Maler Werner Scholz befreundet und verkehrte in der Kunstszene des Berliner Westens. Als einzige weibliche Fotografin gelang es ihr, sich mit ihren Aufnahmen bei der renommierten Agentur Dephot zu etablieren, die neu entstandene Formate der Fotoreportage und des Fotoessays prägte. Dephot belieferte unter anderem den Ullstein Verlag, und Käthe Augensteins Bilder wurden in Zeitungen wie Tempo und der Berliner Illustrierten Zeitung veröffentlicht.
Augenstein porträtierte prominente Persönlichkeiten ihrer Zeit, etwa den Schauspieler Hans Albers und den Schriftsteller Thomas Mann, Künstler wie Max Liebermann, Renée Sintenis und Otto Dix. Es entstanden aber auch Fotostrecken aus dem Alltag, zum Beispiel vom Strandleben am Wannsee. Typisch für Augenstein Fotos waren die Ausdrucksstärke und die Nähe zu den Porträtierten. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete Käthe Augenstein ein Studio in ihrer Heimatstadt Bonn. Bis 1972 fotografierte sie die Politiker und das gesellschaftliche Leben in der neuen Bundeshauptstadt.
Ihr Nachlass gelangte ins Stadtarchiv Bonn. Er wurde dort erst vor wenigen Jahren wieder entdeckt.
Ausgehend von der Liebermann-Porträtserie aus dem Jahr 1930 zeigt die Ausstellung „Käthe Augenstein – Fotografien“ einen Überblick über ihr gesamtes Schaffen.
Zu sehen sind die Aufnahmen bis zum 11. Februar kommenden Jahres in der Liebermann-Villa, Colomierstraße 3. Geöffnet ist täglich außer dienstags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt fünf Euro. Sonntags sind jeweils um 14 Uhr wöchentliche Führungen im Angebot (Museumseintritt plus vier Euro). uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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