Mit Max Liebermann nach Italien
Liebermann-Villa zeigt deutsch-italienisches Ausstellungsprojekt
Den ganzen Sommer über präsentiert die Liebermann-Villa am Wannsee zum ersten Mal die bewegte Beziehung des Berliner Künstlers Max Liebermann zu Italien und dessen Kulturlandschaft. Gezeigt wird ein spannender, aber wenig bekannter Werkkomplex, der in der Liebermann-Forschung bislang unbeachtet blieb.
Liebermanns „Malheimat“ waren eigentlich die Niederlande. Anders als seine deutschen Künstlerkollegen vermied der Maler die obligate Bildungsreise nach Italien. Erst im Jahr 1878 reiste er in das Land südlich der Alpen. Auf mindestens sechs Reisen trat er zwischen den späten 1870er und den frühen 1910er Jahren in Kontakt mit der italienischen Kunstszene. Er fand dort Inspiration für die eigenen Werke. Das belegen zahlreiche Darstellungen von Venedig, Florenz und Rom. Viele italienische Motive finden sich in seinen Bildern wieder und er beteiligte sich an internationalen Ausstellungen in Italien. Die Direktorin der Uffizien beauftragte ihn sogar mit einem Selbstbildnis für ihre Porträtsammlung. Dieses Porträt zählt zu den ersten Selbstbildnissen Liebermanns. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 endeten auch Liebermanns Auslandsreisen. Doch bis zu seinem Tod blieb er eng mit Italien verbunden.
Besucher der Ausstellung in der Villa am Wannsee haben die Möglichkeit, einen besonderen Einblick in einen persönlichen Wohnraum des Künstlers zu werfen. In der Loggia der Villa kann ein Wandbild bewundert werden, zu dem sich der Künstler durch das antike Gartenbild in der Villa der Livia bei Prima Porta inspirieren ließ. Für sein neuerrichtetes Anwesen am Wannsee schuf er eine eigene Interpretation dieser Fresken, die er in Italien entdeckt hatte. Vollendet wurde das Wandbild um 1911. 1920 übermalte es der Hausherr.
Max Liebermann knüpfte während seiner Aufenthalte in Italien auch wichtige Beziehungen zu anderen Künstlern und Kunstkritikern. Die Ausstellung dokumentiert die gegenseitige Bewunderung und den künstlerischen Austausch zwischen Liebermann und seinen italienischen Zeitgenossen anhand von Fotografien, Briefen und weiteren Dokumenten.
„Es ist uns eine große Ehre, erstmals eine Ausstellung von Max Liebermanns italienischem Werk präsentieren zu können und somit einer bisher wenig beachteten Dimension seines Schaffens zu widmen“, sagt Ausstellungskuratorin Alice Cazzola und lädt mit Leihgaben aus Italien und Deutschland sowie Motiven aus Florenz, Venedig und Rom zu einem italienischen Kurzurlaub nach Wannsee ein. Und Johannes Nathan, Vorsitzender der Max-Liebermann-Gesellschaft, fordert dazu auf, den Spuren Liebermanns und seiner Familie in Italien zu folgen und sich überraschen zu lassen. Interessierte sollten sich Mittwoch, 24. Juli, vormerken. Dann wird um 18.30 Uhr zu einem Terrassengespräch eingeladen.
„Max Liebermann in Italien“ ist ein deutsch-italienisches Ausstellungsprojekt und eine Kooperation zwischen der Liebermann-Villa am Wannsee und dem Museum Casa di Goethe in Rom. Es besteht aus zwei verschiedenen, sich ergänzenden Ausstellungen. Im Anschluss an die Schau in Wannsee findet im September im Museum Casa di Goethe in Rom die ersten umfassende Liebermann-Ausstellung auf italienischem Boden statt.
Die Ausstellung „Auf nach Italien! Mit Liebermann in Venedig, Florenz und Rom“ ist bis zum 2. September in der Liebermann-Villa, Colomierstraße 3, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind täglich außer dienstags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet zehn Euro, ermäßigt sechs Euro. Weitere Infos auf liebermann-villa.de/ausstellungen/auf-nach-italien.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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