Mit der Royal Louise in See stechen
Seit 20 Jahren kümmert sich Verein um Erhalt der Miniatur-Fregatte auf dem Wannsee
Wenn die Royal Louise mit aufgeblähten Segeln auf dem Wannsee in See sticht, sorgt sie für Aufsehen. Der 26 Meter lange Dreimaster ist eine Attraktion auf dem Berliner Gewässer. Dass es die Miniatur-Fregatte gibt, ist engagierten Männern und Frauen vom Royal Louise Yacht- und Schifffahrtsverein zu Potsdam und einer Arbeitsförderungsmaßnahme zu verdanken.
Es ist perfektes Segelwetter: strahlend blauer Himmel und ein ordentliche Prise Wind. Nach und nach kommt die Crew an Bord, die heute auf der Louise eine Trainingsfahrt unternimmt. Es sind an die 20 Leute, überwiegend im fortgeschrittenen Alter. Auf der Fahrt üben sie Knoten, Segelsetzen und auch wie man steuert – kurz alles, was an Wissen für eine Segeltörn auf einem Dreimaster notwendig ist.
„Heute geht es Richtung Spandau“, erklärt Vereinsvorsitzender Gerd Kaiser. Der 72-Jährige ist ein versierter Segler und segelt seit fast 60 Jahren. Seit 30 Jahren ist er als Steuermann auf Traditionsseglern – wie es auch die Royal Louise ist – unterwegs. Im Verein Royal Louise, der gerade sein 20-jähriges Jubiläum gefeiert hat, ist er seit acht Jahren dabei.
Der Verein gründete sich im Jahr 2004, um das außergewöhnliche Schiff zu retten. Die Royal Louise ist eine originalgetreue Rekonstruktion einer britischen Miniatur-Fregatte von 1832. Das Original war ein Geschenk des britischen Königs William IV. an den preußischen König Friedrich Wilhelm III. Es wurde nach Friedrich Wilhelms Frau, der verstorbenen Königin Louise, benannt. Das neue Schiff wurde von 1996 bis 1998 im Rahmen einer Arbeitsförderungsmaßnahme in Berlin-Köpenick anhand von alten Fotografien und Gemälden nachgebaut und nach heutigen Sicherheitsanforderungen modernisiert. Im Salon, im Unteren des Schiffes, wurden WC und Küche eingebaut. Das äußere Bild der Royal Louise entspricht mit ihrer Takelage und der Rumpfform mit dem Kanonengang, der Heckgalerie und der Galionsfigur am Bug im Wesentlichen den Fregatten, wie sie in dieser Form in Großbritannien ab etwa 1825 für die Royal Navy gebaut wurden – nur eben im Maßstab 1:3.
Nachdem alle Vorbereitungen für die Trainingsfahrt getroffen sind, heißt es pünktlich um 17.30 Uhr „Leinen los“ und das elegante Schiff startet in den Sommerabend. Heute kommt der Wind aus Nord-Ost. Die Fahrt soll nach Spandau gehen – also gegen den Wind. „Wir müssen den Motor anwerfen“, sagt Ulrich Friedrichs, der heute als Kapitän die Kommandos gibt. Auf dem Rückweg werden dann die Segel gesetzt und es wird mit dem Wind gesegelt.
Hätten sich vor 20 Jahren nicht sieben Enthusiasten zusammengetan, den Verein gegründet und die Fregatte gekauft, würde man das stolze Segelschiff heute nicht auf den Havelseen bewundern können. Der damalige Betreiber der Fregatte ging pleite. Das Schiff sollte verkauft werden. „Es gab Interessenten an der Müritz und sogar am Gardasee“, erzählt Gerd Kaiser. Doch das durfte nicht sein: Dieses geschichtsträchtige Schiff, dessen Original schon auf Berliner Seen unterwegs war, sollte jetzt in weit entfernten Gewässern segeln? Niemals.
Seit 2004 erhält und betreibt der Verein nun die Miniatur-Fregatte als ein Wahrzeichen der historischen Seen-, Schlösser- und Parklandschaft in Berlin und Potsdam. Mit ihrem Sommerliegeplatz auf dem Wannsee und dem Winterlager im Fregattenschuppen auf der Pfaueninsel, der ebenfalls 1832 erbaut wurde und als Denkmal vom Verein unterhalten wird, sorgt die Royal Louise auf den Gewässern im Südwesten Berlins nun für Aufsehen und ist wohl das beliebteste Fotomotiv von Wannsee bis Jungfernsee. Das Schiff wird für Vereins- und Gästefahren genutzt und begleitet klassische Segelregatten sowie kulturelle Veranstaltungen. „Das Interesse der Besucher ist nach wie vor groß“, sagt Kaiser. Vor allem zum Tag des offenen Denkmal, an dem der Verein auch in diesem Jahr wieder teilnimmt, kommen immer viele Neugierige. Das eingenommene Geld wird in Pflege und Wartung investiert.
Um das ungewöhnliche Schiff in Schuss zu halten, ist viel ehrenamtliche Arbeit von den rund 180 Vereinsmitgliedern nötig. Daher sucht der Verein auch immer neue Mitstreiter. „Unser Verein hat zwar eine Potsdamer Adresse, das Schiff ist aber in Steglitz-Zehlendorf verortet. Dennoch kennen die wenigsten Menschen das Schiff“, sagt Kaiser. Wer Mitglied werden möchte, kann sich beim Segeln, bei der Instandhaltung des Schiffes und bei der seglerischen Ausbildung engagieren. Übrigens: Die Ausbildung auf Traditionsseglern ist von der deutschen Unesco-Kommission zum immateriellen Kulturgut erklärt worden. „Interessenten für unseren Verein sind herzlich willkommen“ betont Kaiser.
Weitere Informationen und Kontakt auf www.royal-louise.de oder per E-Mail an vorsitzender@royal-louise.de.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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