Mit dem Alten um das Neue kämpfen
Sonderausstellung erinnert an die in Vergessenheit geratende Malerin Dora Hitz
Als Vertreterin der Moderne prägte Dora Hitz (1853-1924) die Berliner Kunstszene um die Jahrhundertwende entscheidend mit. Obwohl sie um 1900 zu den angesehensten deutschen Malerinnen zählte, sind ihr Werk und ihre Biografie weitgehend in Vergessenheit geraten. Anlässlich ihres 100. Todestages am 20. November präsentiert die Liebermann-Villa jetzt die erste Sonderausstellung zu Dora Hitz seit 1925.
Das Team der Liebermann-Villa freut sich, in einer Einzelausstellung die Malerin zu würdigen und möchte dazu einladen, Dora Hitz wiederzuentdecken und ihr Wirken neu zu bewerten. Hitz gehörte zur avantgardistischen Kunstszene und war mit Max Liebermann Gründungsmitglied der Berliner Secession. Sie machte sich als Porträtistin einen Namen und unterrichtete in ihrer eigenen Malschule angehende Künstler. Ihr vielfältiges Werk fand auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland Beachtung und ging schon zu Lebzeiten in renommierte Sammlungen ein. Trotz ihrer bedeutenden Rolle in der Kunstwelt ist ihr Name heute kaum noch bekannt. Für die Macher der Ausstellung ein guter Grund, Malerin und Werk wieder in den Fokus zu rücken.
Dabei konzentriert sich die Schau auf die Berliner Periode der Künstlerin. In vier Themen werden zentrale Aspekte ihres Schaffens beleuchtet. Das sind Frauen in floralen Räumen, Mutter-Kind-Bilder, Auftragsportraits und italienische Szenen. „Diese Gliederung erlaubt es den Besuchern, die Vielfalt ihres Stils und die Wandelbarkeit ihrer Motive zu erfassen“, sagt Rahel Schrohe, eine der Kuratorinnen der Ausstellung.
Die Ausstellung untersucht auch die Frage, warum die Malerin Dora Hitz in Vergessenheit geraten ist. Gründe könnten ihre stilistische Vielfalt oder die sich wandelnden Kunstströmungen ihrer Zeit sein. Aber auch die Unterdrückung der Frau oder die Tatsache, dass sie keinen Nachlass hinterließ, könnten dafür verantwortlich sein. Denn bereits 1925 fragte die Kunstkritik: „Wer war Dora Hitz?“
Viktoria Krieger, ebenfalls Kuratorin der Ausstellung, gibt die Antwort: „Dora Hitz war eine wirklich bemerkenswerte Persönlichkeit, sie bestimmte das Kunstgeschehen aktiv mit und beschrieb sich selbst als Suchende.“ Das werde deutlich, wenn man sich ihrem Werk widmet, denn sie lasse sich nicht leicht einordnen. Genau das mache die Beschäftigung mit Dora Hitz so spannend. Mit der Ausstellung soll die Hitz gebührend geehrt und endlich wieder in Erinnerung gerufen werden, so Krieger.
Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Humboldt-Universität und des Bröhan-Museums, in das wichtige Forschungsergebnisse einfließen konnten. Gezeigt werden neben ihren Gemälden auch unbekannte, großformatige Studien. Zur Ausstellung gibt es einen reichbebilderten Katalog mit wissenschaftlichen Beiträgen von Kunsthistorikerinnen und Nachwuchsforschern, die an Museen und Universitäten tätig sind.
Am Mittwoch, 20. November, 18.30 Uhr, gibt es zum 100. Todestag der Malerin eine Buchpräsentation. Rahel Schrohe zeigt, warum es sich lohnt, das Werk der Künstlerin wieder zu entdecken und eröffnet eine neue Perspektive auf Hitz.
Die Ausstellung „Dora Hitz – Mit dem Alten um das Neue kämpfen“ in der Liebermann-Villa am Wannsee, Colomierstraße 3, ist bis zum 20. Januar 2025 zu sehen. Geöffnet ist täglich außer dienstags von 11 bis 17 Uhr. Tickets kosten zehn Euro, ermäßigt sechs Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre ist der Eintritt frei. Weitere Informationen und Kontakt auf www.liebermann-villa.de.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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