Anbaden und Kunst gucken
Strandbad startet mit Fotoausstellung in die Freibad-Saison
Am Freitag, 7. April, ist es wieder so weit: Im Strandbad Wannsee startet die diesjährige Badesaison. Doch in diesem Jahr heißt es nicht nur „pack die Badehose ein“, sondern auch „komm Kunst gucken“. Mit der Eröffnung des Strandbades wird die Ausstellung „Am Lido“ zu sehen sein.
Das aus dem Italienischen stammende Wort „Lido“ ist gleichbedeutend mit dem deutschen Wort „Strand“. Es weckt die Sehnsucht nach Sommer, Sonne, Urlaub und Badefreuden. Dies wird in der Ausstellung aufgegriffen, und eine der Hallen, in denen im Winter die Strandkörbe auf den nächsten Sommer warten, verwandelt sich vorübergehend zum Ausstellungsraum. Gezeigt werden auf Stoffbahnen gedruckte Motive vom „Lido von Berlin“ – wie das Strandbad Wannsee auch genannt wird. Demgegenüber sind Schwarz-Weiß-Fotos vom „Lido an der Côte d'Azur“ in Nizza von der Fotografin Christine Kisorsy zu sehen. Ergänzt werden diese Fotos durch Reproduktionen historischer Entwürfe von Bademoden aus der Bauzeit des Strandbades. Die originalen Vorlagen stammen aus der Kunstbibliothek.
Das „Lido von Berlin“ wurde von 1929 bis 1930 von Stadtbaurat Martin Wagner und seinem Mitarbeiter Richard Ermisch erbaut. Damit wurde auf den steigenden Bedarf an Naherholungs-, Freizeit- und Sportanlagen reagiert. Berlin entwickelte sich zur Metropole, die rasant wuchs. Heute gehört das Strandbad Wannsee mit seiner Stahlskelettkonstruktion und den gelben Klinkersteinen, den breiten Sonnenterrassen und weitläufigen Promenaden zu den herausragenden Bauten der „Neuen Sachlichkeit“. Es gilt als architektonisches Sinnbild für den demokratischen Aufbruch der Gesellschaft der Weimarer Republik und steht unter Denkmalschutz. Bis heute ist es das größte Binnenseebad Europas. Auf seinen 1275 Meter langen und 80 Meter breiten Sandstrand können sich bis zu rund 50 000 Badegäste erholen.
Ebenso wie die neuen Formen in der Architektur ein Ausdruck für eine sich wandelnde Gesellschaft waren, so war es auch die Mode für die Emanzipation der Frau. Was sich gerade auch im Bezug auf die Badebekleidung zeigte. Die Ausstellung zeigt diese Entwicklung: Die Damen zwängten sich nicht mehr in hochgeschlossene Badebekleidung, die den Körper einengte. Vielmehr ermöglichten es die kurz geschnittenen, mehr und mehr dekolletierten und bequemen Einteiler den Frauen, sich in ihrer Freizeit sportlich zu betätigen. Frei und selbstbestimmt.
Die ganze Ausstellung „Am Lido“ wurde von der Fotografin und Kuratorin Christine Kisorsy konzipiert. Zu sehen ist sie vom 7. bis 10. April von 11 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt. Von Mai bis August kann die Schau an jedem dritten Wochenende im Monat von 11 bis 18 Uhr besucht werden. In dieser Zeit ist der Eintritt für das Bad am Wannseebadweg 25 fällig.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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