Piraten-Fraktion regt Verteilung von Iod-Tabletten an

Der Forschungsreaktor BER II ist nach den Worten der Sprecherin des Helmholtz-Zentrums Berlin in Wannsee, Ina Helms, sicher. | Foto: M. Schmidt
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Wannsee. Die Piratenpartei im Bezirk möchte Bürger im Umkreis des Forschungsreaktors Wannsee mit Iod-Tabletten versorgen. Bislang werden solche Medikamente zentral gelagert und erst nach einem radioaktiven Unfall verteilt.

Die bestehenden Notfallpläne sehen vor, dass Erwachsene im Umkreis von fünf Kilometern sowie Kinder im weiteren Abstand bis zu 20 Kilometern von der Kernforschungsanlage die Medikamente erhalten. Die Piraten befürchten, dass im Falle eines Unglücks Radioaktivität sich rascher verbreitet, als die Tabletten verteilt werden könnten. In der Anlage "BER II" im Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) werden Materialien zu Forschungszwecken mit Neutronen beschossen.

"Gewarnt werden Bewohner nach einem Unfall über das Kat-Warn-System per SMS", erklärt der Bezirksverordneter Arne Reimers von den Piraten. "Dann wäre die Verteilung der Tabletten aber ein Wettlauf mit der Zeit." Es blieben 25 Minuten zur Einnahme.

Ärzten zufolge verhindert die Einnahme von Kalium-Iodid, dass die Schilddrüse mit Radioaktivität angereichert wird. Diese Strahlung hat bei der Atomreaktorkatastrophe vor zwei Jahren in Japan zahlreiche Fälle von Schilddrüsenkrebs ausgelöst.

Nach Expertenansicht ist jedoch der Zeitpunkt der Einnahme entscheidend. Zu frühes Schlucken der zwei Pillen wäre ebenso schädlich wie die Verzögerung.

Ohnehin würden nur Personen bis 45 Jahren mit dem Arzneimittel versorgt, heißt es aus dem Gesundheitsamt. Für Jüngere gelten schwächere Dosierungen.

Je älter ein Mensch, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass er an Schilddrüsenkrebs erkrankt. Auch die begrenzte Haltbarkeit von Kalium-Iodid müsse beachtet werden.

Nach Angaben des Forschungszentrums ist "der BER II eine sichere und zuverlässig arbeitende Anlage, bei dessen Betrieb die Sicherheit jederzeit oberste Priorität hat", sagt Sprecherin Ina Helms.

Im Juni 2013 hatte der HZB-Aufsichtsrat beschlossen, den Wissenschaftsbetrieb am Forschungsreaktor BER II nur noch bis zum 1. Januar 2020 fortzuführen. Danach soll der Betrieb der Neutronenquelle eingestellt werden.

Martinus Schmidt / mst
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Lokalredaktion aus Mitte

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