Bootssteg sorgt für Wellengang
Barrierearmer Bootssteg ist nur befristet genehmigt
Derzeit sorgt ein Bootssteg für Turbulenzen. Die Wellen schlagen hoch am Wannsee, denn dort hat der renommierte Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW) einen Bootssteg gebaut, von dem aus rollstuhlfahrende und anders beeinträchtigte Segelsportler fast ungehindert in ihr Boot kommen. Eine tolle Sache, wenn nur die Bürokratie nicht wäre. Denn der Steg ist nur bis Ende 2023 genehmigt.
Die Plattform hatte der Verein anlässlich der Special Olympics gebaut und dafür 200 000 Euro aus eigenen Mitteln investiert. Die Special Olympics Weltsommerspiele finden im Juni des nächsten Jahres in Berlin statt. Es ist die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung, zu der Tausende Athleten mit Behinderung erwartet werden. Der Wannseer Seglerverein richtet die Segelwettkämpfe aus. Für das inklusive Sportereignis hat das Bezirksamt auch die Genehmigung für den Bootssteg erteilt. Eine Ausnahmegenehmigung gewissermaßen, um so den teilnehmenden Sportlern der Special Olympics einen barrierefreien Einstieg zu ermöglichen. Die Genehmigung sei jedoch bis Ende 2023 befristet. Diese Mitteilung des Bezirksamtes sorgt nun für Unmut im Verein.
Dem Amt wird vorgeworfen, durch Bürokratie den inklusiven Segelsport zu beeinträchtigen. Und auch Thomas Härtel, Präsident des Landessportbundes Berlin (LSB), äußert sein Unverständnis. Der Verein Seglerhaus am Wannsee setze sich beispielhaft für Inklusion ein, so Härtel. „Dass der Bezirk nun fordert, diesen Steg nach 2023 wieder zurückzubauen, ist geradezu absurd“, kritisiert er. Inklusion im Sport sei nicht verhandelbar und Barrierefreiheit gehöre zu jeder Sportanlage. „Nur wo Menschen mit Behinderung die Möglichkeit haben, am Sport teilzunehmen, können sie auch tatsächlich Sport treiben“, erklärt der LSB-Präsident.
Auf Nachfrage der Berliner Woche meldet sich auch Steglitz-Zehlendorfs Bürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne) zu Wort. Sie betont, dass nach 2023 kein Rückbau angeordnet worden sei, sondern eine Verlängerung der Befristung durchaus möglich wäre. Das sei auch ausdrücklich in der Genehmigung so formuliert. "Wenn der Verein nachweist, dass tatsächlich über die Special Olympics hinaus Inklusionssport betrieben und angeboten wird, kann die Befristung verlängert werden“, sagt Schellenberg und fügt hinzu, dass dies dem Verein angesichts der von ihm dargestellten Aktivitäten nicht schwerfallen dürfte.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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