Alter Atommüll strahlt weiter
Der Bund lehnt Verantwortung für Rückbau des Forschungsreaktors BER I ab

Die Reste des vor fast 50 Jahren stillgelegten Atom-Forschungsreaktors BER I werden vorläufig nicht abgerissen. Der Bund macht nach Angaben der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz keinerlei Anstalten, den aktuellen Zustand zu beenden.

Im Sommer 1972 ist der BER I des früheren Hahn-Meitner-Instituts und heutigem Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie (HZB) nach einem Störfall stillgelegt worden. Kernbrennstoff und äußere Experimentiereinrichtungen wurden zwar entfernt, der Reaktor und alle Bauteile – auch die hochkontaminierten – wurden jedoch in einem Betonblock eingeschlossen. „Sie befinden sich bis heute an Ort und Stelle in Wannsee“, sagt der SPD-Umweltexperte und Abgeordnete Daniel Buchholz. Er hatte in einer parlamentarische Anfrage an die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz wissen wollen, wie lange der Forschungsreaktor noch stehen bleibt. Denn selbst wenn die Strahlenmesswerte keine Gefährdung der Umgebung zeigten, seien die radioaktiven Reste ein unrühmliches Erbe für Berlin. Sie erfordern zudem einen hohen Überwachungs- und Sicherheitsaufwand. Das sei nicht weiter hinnehmbar, so Buchholz. Zumal direkt daneben der Rückbau des neueren und inzwischen ebenfalls stillgelegten Reaktors BER II bereits eingeleitet wurde. Der SPD-Umweltexperte fordert: „Der Reaktorschrott ist so schnell wie möglich zu beseitigen. Denn nur durch Rückbau und Beseitigung lassen sich die Flächen des Campus Wannsee vollständig für die Wissenschaft nutzen. Daran hat auch das HZB großes Interesse.“

Buchholz schlägt vor, die Rückbauvorhaben für die Forschungsreaktoren BER I und BER II zusammenzulegen. Das wäre auch aus Sicht des Senats von Vorteil. Schon aus Gründen der Kosteneffizienz und unter dem Aspekt einer optimalen Nutzung von Synergieeffekten, erklärt Staatssekretär Stefan Tidow. „Die dahingehenden landeseigenen Bemühungen wurden jedoch durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung nicht unterstützt“, sagt Tidow. Eine Mitverantwortung für einen Rückbau der Reste des BER hätte der Bund aber abgelehnt.

Das ist für Buchholz unverständlich. Denn schließlich hätte der Bund den Bau des Atom-Forschungsreaktors maßgeblich bezahlt und auch die Forschungsgesellschaft HZB zu 90 Prozent finanziert. Lasse sich ein Rückbau nicht umsetzen, sei ein dauerhaft sicherer Einschluss der Reaktorreste zu prüfen, so Buchholz. Hier bleibe auch der Senat gefordert: „Mit strahlendem Atomschrott muss zügig Schluss sein in Berlin.“

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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