Laut Senat und Helmholtz-Zentrum besteht jedoch kein Sicherheitsrisiko
Laut einem Bericht der "taz" von Anfang Juli wurde der BER II aus Sicherheitsgründen heruntergefahren. Diese Darstellung weist die Sprecherin des Helmholtz-Zentrum Berlins, Ina Helms, zurück: "Es bestand zu keinem Zeitpunkt eine Sicherheitsbedrohung." Auch die Atomaufsicht des Landes Berlin gehe nicht von einem Sicherheitsrisiko aus, wie Daniela Augenstein, Pressesprecherin der der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt erklärte.
Im Mai hatte das HZB eine Mitteilung veröffentlicht, dass 2010 der Riss an der Schweißnaht entdeckt und seitdem "sorgfältig beobachtet" werde. Er betreffe kein sicherheitsrelevantes Bauteil.
Im Herbst dieses Jahres soll der Reaktor, der Neutronenstrahlen für wissenschaftliche Untersuchungen liefert, wieder in Betrieb gehen. Dann komme ein neuer Hochfeldmagnet für Neutronenstreuexperimente zum Einsatz. Bis dahin werde die "Schwachstelle" beseitigt.
Warum aber wurde die Öffentlichkeit nicht sofort im November 2013 informiert? Ina Helms: "Wir haben uns zunächst mit den Behörden und Sachverständigen über das Reparaturkonzept verständigt. Geplant waren die Arbeiten ohnehin. Wir wussten zu dem Zeitpunkt nur noch nicht, wann wir sie beginnen würden. Letztlich haben wir sie vorgezogen. Die Abschaltung des Reaktors erfolgte zeitgleich mit der entsprechenden Empfehlung des TÜVs Rheinland."
Silke Gebel, umweltpolitische Sprecherin der Fraktion B90/Grüne im Abgeordnetenhaus von Berlin, wirft der Atomaufsichtsbehörde und der HZB eine "mehr als mangelhafte Informationspolitik" vor. Die Schweißnaht im Becken stelle ein Sicherheitsleck dar. "Bevor der Reaktor wieder anfährt , muss eine Sonderprüfung vollständig und ergebnisoffen durchgeführt werden." Das sei nur mit einer Vor-Ort-Begehung möglich. Im Gegensatz dazu habe der Senat immer nur Aktenprüfungen veranlasst.
Hauke Benner vom Anti-Atom-Bündnis in Berlin und Potsdam wirft der Atomaufsicht und dem Senat Vertuschung, Verheimlichung und Verharmlosung vor. "Die seit vier Jahren bekannte Rissbildung drohte sich schlagartig zu vergrößern. Im schlimmsten Fall hätte das Kühlwasser auslaufen können." Benner spricht von erheblichen Mängeln und Störfällen des Atomforschungsreaktors, die Vertuschungspolitik sei nicht länger hinnehmbar.
Sowieso sei Kritik angebracht, denn beim Betrieb des Reaktors gelange radioaktives Tritium in die Luft, das sich im Körper anreichern und in der Erbsubstanz einlagern könne. Dazu sagt Ina Helms: "Was hier an Tritium entweicht, liegt weit unter den gesetzlich festgelegten Grenzwerten."
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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