Der CSD 2020

Auch vor die Pride-Weeks hat Covid-19 versucht, in diesem Jahr einen Riegel zu schieben. Damit wird es unter anderem auch kein schwul-lesbisches Stadtfest in Schöneberg, keinen CSD in herkömmlicher Weise und auch kein Parkfest im Friedrichshain geben. Ich sage bewusst, Covid-19 hat VERSUCHT, denn die Community und insbesondere die Macher hinter den wichtigen LGBT-Veranstaltungen waren innovativ genug, die Sichtbarkeit der queeren Menschen trotz Corona herauszustellen. Möglich macht das die Digitalisierung. Im Mainstream können wir das volle CSD-Programm verfolgen, inklusive der politischen Statements und dem finalen Bühnenprogramm. Doch trotz aller Bemühungen wird der diesjährige CSD anders sein. Das Gefühl der Zugehörigkeit, das man nur unter seinesgleichen empfindet, das vorbehaltlose Erleben wird in diesem Jahr nur jeder für sich vor dem Bildschirm suchen. Und doch ist dieser digitale CSD wichtig, vielleicht sogar wichtiger denn je. Denn die Menschen jenseits der allgemein genannten Normativität sind noch lange nicht in allen Lebensbereichen und der Gesellschaft vorbehaltlos akzeptiert. Diskriminierung, Strafen, Folter oder sogar der Tod – solange es das global gibt, müssen wir uns sichtbar und hörbar verhalten. Kein Mensch kann sich seine Sexualität aussuchen und deshalb kann und darf es auch kein Recht geben, Anders-Lebende/Anders-Liebende auszugrenzen, verbal genauso wie durch entsprechendes Verhalten, ganz zu schweigen von gewalttätigen Übergriffen jeglicher Art. Der Berliner CSD e.V. hat das diesjährige Motto online gesucht und meiner Meinung nach ein sehr Passendes gefunden:

„Don´t Hide Your Pride / Sichtbarkeit – Hier und Weltweit“

Zeige deinen Stolz! Genial und doch bin ich mir nicht sicher, ob man seinen Stolz, seine Zugehörigkeit, seine Sichtbarkeit allein digital zeigen kann. Es ist unbestritten eine sehr gute Möglichkeit, aber darüber hinaus habe ich die Befürchtung, die Sichtbarkeit könnte in großen Teilen nur von den involvierten Menschen, also den weltweit Millionen Lesben und Schwulen, Bi-Sexuellen, Transgendern und allen anderen queeren Menschen, von ihren Freunden und Angehörigen wahrgenommen werden. An den Menschen, die keinen persönlichen oder ideellen Bezug zur Homosexualität haben, wird der CSD unbeachtet vorbeiziehen. Umso wichtiger erscheint es mir, den diesjährigen CSD über die Digitalerscheinung hinaus sichtbar zu machen. Das kann Jede/r ganz einfach tun, indem sie/er zur Pride-Week eine Regenbogenflagge aus dem Fenster hängt. Dazu möchte ich alle aufrufen. Privatleute und natürlich auch alle Firmen. Hisst die Regenbogenflagge und zeigt der Welt eure Sympathie, euren Stolz. Setzt ein Zeichen für Toleranz und Diversität, gegen Homophobie, Ausgrenzung und Diskriminierung.

Habt trotz Corona eine bunte Zeit und bleibt gesund.

Euer Tom Mikow

Autor:

Tom Mikow aus Wartenberg

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