Wie ein Fußballverein die Pandemie durchsteht
Beim Wartenberger SV wurde eine Menge getan, um große und kleine Spieler immer wieder neu zu motivieren
Der Vereinsfußball wird sich nach der Pandemie verändert haben. Da ist Matthias Geißler sicher.
Er ist mit Leib und Seele Fußballer und kommissarischer Vizepräsident des Wartenberger SV. Dieser wurde 1974 gegründet. Am Fennpfuhlweg 53 hat er seinen Heimspiel- und Trainingsplätze. Hier trainieren üblicherweise neun Jugend- und fünf Herrenmannschaften sowie eine Frauenmannschaft. Zirka 500 Mitglieder zählt der Verein.
„Im ersten Lockdown gelang es uns, unsere Mitglieder großartig zu motivieren“, berichtet Matthias Geißler. Das geschah mit kleinen Challenges, Videoangeboten und Training mit Abstand und in kleinen Gruppen. „Im Sommer kamen die Mannschaften dann wieder gut ins Training rein“, schätzt Marcus Graf ein. Er trainiert die 1. Herren und ist sportliche Leiter des Jugendbereichs, wechselt allerdings demnächst nach Weißensee.
Doch dann kam die zweite Corona-Welle. Seit November war das übliche Training komplett eingestellt. „Wir begannen wieder mit Challenges und Online-Angeboten, auch in Kooperation mit anderen Vereinen“, berichtet Marcus Graf. Mannschaften trafen sich in Videokonferenzen, um in Kontakt zu bleiben. Vor allem Kraft- und Stabilisationsübungen konnten so stattfinden. Doch je länger der Lockdown dauerte, umso mehr ging bei vielen die Motivation nach unten. Fußball ist ein Mannschaftssport. Da will man im Team und auf dem Platz trainieren und spielen.
Um die Spieler der Jugendmannschaften zu motivieren, bot der Verein Fun-Challenges an, bei denen auch Eltern mitmachen konnten. Nachdem im Frühjahr die unter 14-Jährigen wieder in kleinen Gruppen trainieren durften, zog auf die Sportanlage Am Fennpfuhlweg wieder etwas Leben ein. „Immer wenn der Senat eine neue Verordnung herausbrachte, erfanden wir neue Trainingsmodelle. Damit wollten wir möglichst vielen jungen Spielern ein Training ermöglichen“, berichtet Matthias Geißler.
Das stellte den ehrenamtlich tätigen Vorstand und seine Trainer vor enorme organisatorische Herausforderungen. Der Verein ist trotz allen Aufwands froh, dass er den jungen Spielern Bewegung an frischer Luft ermöglichen konnte. Allerdings war es mitunter nicht einfach, Kinder nach Monaten der Trainingsabstinenz zum Training zu bewegen. Aber das trifft nicht nur auf die Kinder zu. Deshalb ist Matthias Geißler sicher, dass sich der Vereinsfußball verändern wird. „Es wird wohl nicht mehr diesen Leistungsdruck geben“, meint er. „Vielmehr wird es darum gehen, wieder Begeisterung für das Fußballspielen zu wecken und vor allem Freude daran zu haben.“
Hilfreich sei dabei, wenn die Eltern mit gutem Beispiel vorangehen, sich zum Beispiel als Übungsleiter oder Trainer ins Vereinsleben einbringen. Der Wartenberger SV hat dafür beste Voraussetzungen. Denn er fördert auch die Ausbildung seiner Übungsleiter und Trainer. Derzeit sind vor allem für den G-, E- und D-Jugendbereich Übungsleiter und Trainer willkommen.
Auch im Männerbereich müssen die Spieler motiviert werden, dem Vereinsfußball treu zu bleiben. Viele Monate im Homeoffice und ohne Training auf dem Platz führten dazu, dass der eine oder andere für sich entschied, sich mehr um seine Familie oder auch um andere Hobbys zu kümmern. Das führte dazu, dass die 2. Herrenmannschaft im Laufe der Monate zerbröselte, wie es Marcus Graf bezeichnet. Und auch bei der 1. Mannschaft gab es Abgänge. „Hier muss nun ein Generationswechsel stattfinden“, sagt der Trainer. Um seinen Herrenbereich zu verstärken, sind deshalb neue Spieler jederzeit willkommen. Und denen kann er nicht nur ein angenehmes Vereinsumfeld bieten, sondern auch mit Daniel Wetzel und Philipp Werner ein neues motiviertes Trainergespann an die Seite stellen und sogar spezielle physiotherapeutische Angebote machen.
„Die vergangenen 15 Monate waren Gift für die Vereine“, fasst Matthias Geißler zusammen. „Aber nun kann es mit dem Sport im Freien wieder losgehen. Deshalb rufen wir auf: Geht wieder zum Sport in die Vereine! Hier kann man nicht nur etwas für seine Fitness und Gesundheit tun, sondern hier findet man auch eine soziale Gemeinschaft."
Weitere Informationen auf www.wartenberger-sv.de.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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