Aus für die saudische Schule: Bezirk möchte Rohbau übernehmen
Westend. Die saudi-arabische Regierung hat den Bau der „König-Fahd-Akademie“ an der Glockenturmstraße gestoppt. Nun überlegt das Bezirksamt, wie es das Areal in Zukunft nutzen könnte.
Hintergrund: Saudi-Arabien wollte in Westend einen Ableger seiner Bonner König-Fahd-Akademie errichten. 400 Schüler sollten hier lernen. Der Rohbau des Viergeschossers war bereits fast fertig, als Ende August das Aus kam. Auch die Bonner Akademie wird geschlossen. Die Begründung der saudi-arabischen Botschaft: Deutschland habe eines der „weltweit besten Bildungssysteme“, so dass eigene Schulen überflüssig seien.
Die Entscheidung soll der junge Vizekronprinz Mohamed ibn Salman persönlich getroffen haben. Sie gilt als ein Schritt des Reformpakets „Vision 2030“, mit dem die Saudis ihre Wirtschaft und Gesellschaft modernisieren möchten.
Die Bonner Akademie war in der Vergangenheit wegen ihrer angeblich strikt islamischen Ausrichtung in die Kritik geraten, und auch bei der Berliner Schule gab es Probleme. So hatte sich das Land Berlin laut rbb-Informationen vertraglich zusichern lassen, dass das Areal 20 Jahre lang Schulstandort bleiben müsse – mit dem Ziel, den Bau einer Moschee zu verhindern. Doch das Amtsgericht Charlottenburg habe diese Klausel beanstandet, so dass es zu keinem Grundbucheintrag gekommen sei.
Wie soll es nun an der Glockenturmstraße weitergehen?
Zuerst muss der Kaufvertrag über das gut 9000 Quadratmeter große Grundstück, den das Land Berlin abgeschlossen hat, rückabgewickelt werden. Das wird dauern. Das Bezirksamt hat aber schon jetzt erste Prüfungen veranlasst, ob der Rohbau für eine eigene Schule oder Kita taugt. Bedarf sei vorhanden: Gleich mehrere neue Siedlungen entstehen in der Umgebung.
Ob Schule oder Kita – die bündnisgrüne Fraktionsvorsitzende Petra Vandrey sieht eine „tolle Chance, in unserem Bezirk einen neuen Bildungsstandort zu planen“. Sie verspricht: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Rückabwicklung transparent erfolgt und unser Bezirks sodann mit dem Land über eine Nutzung für Schule oder Kita verhandelt.“
Zurückhaltender äußert sich die SPD-Bezirksverordnete Brigitte Hoffmann. Neue Kita- und Schulplätze seien nötig und würden auch geschaffen. „Inwieweit die Glockenturmstraße zu einem möglichen Bildungsstandort werden könnte, wäre jedoch noch zu prüfen“, sagt sie.
Der CDU-Bezirksverordnete Albrecht Förschler ist der Überzeugung, dass vor allem Kitaplätze im Westender „Grünen Dreieck“ gebraucht werden. Zwar seien auch Schulen nötig, doch erst einmal stehe der Ausbau der Charles-Dickens-Grundschule an. Seine Fraktion halte es außerdem für wichtig, dass die Westender in die Planungen einbezogen werden. Die waren von Anfang an wenig begeistert von dem Projekt. Eine Anwohnerin bemängelt, dass das Land Berlin das Grundstück weit unter Verkehrswert verkauft hat: „Und jetzt steht hier dieser Klotz.“ Die Kita-Pläne hält sie für unrealistisch: „Dafür ist der Bau ist doch viel zu groß. Ich könnte mir eher ein Hotel vorstellen.“ sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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