Geschichte des Hauses in den Fokus rücken
Besteht noch Hoffnung fürs Poelzig-Haus?
Das Haus Poelzig in der Tannenbergallee 28 soll einem Mehrfamilienhaus weichen. So sehen das die Pläne des Eigentümers der Villa vor. Nachdem eine Initiative eine Petition zum Erhalt des Hauses startete, scheint sich auf dem Grundstück gar nichts mehr zu bewegen. Gibt es noch eine Chance für das Gebäude? Die wechselvolle Geschichte des Hauses sei es auf jeden Fall wert, in einer Ausstellung dargestellt zu werden.
Wenn der Investor seine Abrisspläne durchzieht, wird ein interessantes Stück Geschichte des Bezirks verloren gehen. Mit einer Ausstellung im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf sollte daher an die Geschichte des Hauses, an seine Architekten und Eigentümer erinnert werden. Das schlägt die SPD-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in einem Antrag vor.
Bewegte Geschichte
Die Geschichte des Hauses Poelzig ist im Bauarchiv des Bezirk gut dokumentiert. Auch die Gartenlage ist zum Teil beschrieben. Die Dokumentation zeigt, dass die Villa in der Tannenbergallee eine vielfältige Geschichte hinter sich hat: von der Weimarer Republik über die Zeit des Nationalsozialismus, die 1950er-Jahre bis heute. „Es wird auch ein interessantes Stück Charlottenburger Geschichte aufgezeigt“, begründen die Antragsteller ihr Ansinnen, das Haus Poelzig und seine Geschichte in einer öffentlichen Ausstellung vorzustellen.
Designerin hat das Haus entworfen
Das Haus, das 1930 in der Tannenbergallee 28 fertiggestellt wurde, entstand nach Plänen von Marlene Poelzig. Die Ehefrau des Architekten Hans Poelzig, der sich unter anderem durch den Bau vom „Haus des Rundfunks“ an der Masurenallee einen Namen machte, war bekannt als Designerin. Sie entwarf unter anderem die Lichtsäulen am Großen Schauspielhaus und die Beleuchtungskörper im Foyer des "Hauses des Rundfunks". Schon die Tatsache, dass sie als Architektin ein Haus entwerfen durfte, war ungewöhnlich für diese Zeit.
Bis 1936 wohnte die Familie Poelzig in dem Haus. Als Poelzig im Juni 1936 starb, begann ein unrühmliches Kapitel des Hauses. Der Filmregisseur Veit Harlan, der 1940 den antisemitischen NS-Hetzfilm „Jud Süß“ drehte, lebte vermutlich bis 1945 in dem Haus. Er ließ unter anderem das ehemalige Atelier von Poelzig zum Vorführraum für NS-Filme umbauen.
Umbauten verhinderten
Eintrag in die Denkmalliste
Auch die nächste Eigentümerin, die Westfälische Transport AG, gab umfangreiche Veränderungen am und im Haus in Auftrag. Der Architekt Willi Schreiber ließ das Flachdach abreißen und ersetzte es durch Walmdächer. Durch die gravierenden Veränderungen am Gebäude wurde ein Eintrag in die Denkmalliste schon 1990 abgelehnt. Einem Abriss steht demnach rechtlich nichts im Wege.
Widerstand gegen den Abriss
Doch gegen Abriss und Neubau eines Gebäudes mit sechs Wohneinheiten formierte sich Widerstand. Mit einer Online-Petition wurden fast 5000 Unterschrift für den Erhalt des geschichtsträchtigen Hauses gesammelt. „Es ist ein Trauerspiel der Berliner Verwaltungslandschaft, dass dieses einmalige Bau- und Gartendenkmal bisher nicht für die Nachwelt gesichert werden konnte“, hieß es in der Petition, die inzwischen geschlossen wurde.
Aktuell wurde eine Petition gestartet, den Garten als Gartendenkmal einzustufen. Aber auch hier gäbe es wenig Chancen auf Erfolg, sagt Christoph Kümmritz von der Unteren Denkmalschutzbehörde Charlottenburg-Wilmersdorf. Genau wie am Gebäude hätte es auch im Garten, der von Hermann Mattern, Kurt Foerster und vermutlich auch Herta Hammerbacher entworfen wurde, zu viele Eingriffe gegeben.
„Es ist eine Atempause“
Derzeit passiert nichts auf dem Grundstück. Die Plane, die das bereits abgedeckte Dach vor Wind und Wetter schützen soll, ist zu großen Teilen zerfetzt. Der Bauherr hat von sich aus die Abrissarbeiten ausgesetzt. „Es ist eine Atempause“, sagt Christine Wolf vom Landesdenkmalamt. Denn weiterhin gelte: Das Haus hat keinen Denkmalwert. Aber dennoch sei es ist ein historischer Ort. Vielleicht besteht doch noch Hoffnung für das Haus Poelzig. Es gäbe Ideen von verschiedenen Seiten, das Haus zu nutzen. Zum Beispiel für Künstler oder als Museum.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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