City Cube will dem alten ICC den Rang ablaufen

Der Kraftbolzen im Kongressgeschäft: Trotz Bespannung mit zartem Stoff kann der Neubau seine betonierte Üppigkeit nicht kaschieren. | Foto: Schubert
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Westend. Er kann nahezu alles, was das alte Kongresszentrum auch konnte - und ersetzt ganz nebenbei die Deutschlandhalle. Mit dem neuen City Cube präsentiert die Messe Berlin einen 83 Millionen Euro teuren Zweckbau, der nicht mehr kostet als nötig und so viel leistet wie möglich.

Sie trennen nur wenige 100 Meter. Aber konzeptionell und architektonisch eine ganze Epoche. "Adieu ICC, Hallo City Cube" - der Messe Berlin ist in diesen Tagen ein fliegender Wechsel geglückt zwischen zwei imposant bemessenen Häusern. Ein Übergang vom gealterten Prestigebau zur schlichteren, kaum weniger leistungsfähigen Kongressmaschine. Und zwar, ohne dass man auch nur einen Kunden verloren hätte. Als erstes tagt im Cube der Deutsche Gewerbschaftsbund (DGB).

Zurechtgestutzt auf das Wesentliche, zurechtgehauen in kubische Form. So will man in die Zukunft starten. Stand das ICC 35 Jahre lang für das technisch Machbare und das politisch Gewollte, breche nun ein anderer Zeitgeist herein, erklärte Messe-Geschäftsführer Christian Göke zur Eröffnung.

Und verglichen mit der Festwoche zum Debüt des alten Centers mit 7000 Ehrengästen und einem Budget von 1,75 Millionen Mark, nahm sich der jetzige Akt beinahe demütig aus. Ein Händeschütteln mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vor dem pulsierenden Logo. Ein Rundgang durch atmosphärisch beleuchtete, natürlich kubische Säle. Ein Film, der die rasante Entstehung des Hauses ab 2010 umreißt. Eine Hochseilartistin, schaukelnd im Widerschein eines rosigen Lichtertanzes.

Anders als das ICC, das weniger dazu gebaut worden war, etwas zu verdienen, als für West-Berlin etwas zu gewinnen, zählt jetzt die Bilanz und sonst nichts. "Weniger Pathos, mehr Zweckgetriebenheit", so umschrieb Göke die Konstruktion seines neuen Gewinnmagneten.

Wie ein überdimensionaler Bolzen vor den Messetoren eingelassen, sitzt der City Cube an der Jafféstraße - bereit, die Wirtschaftskraft aufzunehmen und in Gewinn zu übertragen. Dieser totalen Betriebsamkeit folgend, ergibt die Gliederung ein Konzept, das auf einer Nutzfläche von 22 000 Quadratmetern und Kapazitäten für 11 000 Personen keinen Zentimeter dem Beliebigen überlässt.

Ein Funktionalismus, wie ihn das ICC voller leerer Flure vermissen ließ und wie er Klaus Wowereit gefällt. Der Abriss der Deutschlandhalle voller West-Berliner Jugenderinnerungen habe zu Recht geschmerzt, zeigte er Verständnis, warf dann aber die Frage auf: "Wollen wir Stillstand oder Fortschritt haben?"

"Nirgends in Deutschland werden mehr Umsätze pro Quadratmeter Messehallenfläche generiert, als hier unterm Funkturm", erinnerte Göke. Und Wowereit will Berlin im Kongressgeschäft, weltweit auf Platz drei befindlich, nicht nur halten, wo es steht. Den Wachstumskurs will man konsequenter denn je verfolgen. Darum Standby im ICC. Darum der City Cube. 80 Prozent der Veranstaltungen des ruhiggestellten Raumschiffs sollte er aufnehmen. Das war das Ziel zu Planungszeiten. Jetzt lautet die Zahl 100 Prozent.

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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