Hier ist nichts mehr zu retten
Villa Poelzig wird trotz massiver Proteste abgerissen

Kurz nach Beginn des Abrisses des Hauses Marlene Poelzig gab es von Anwohnern und der Initiative einen letzten Versuch, das Haus zu retten.  | Foto: K. Rabe
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  • Kurz nach Beginn des Abrisses des Hauses Marlene Poelzig gab es von Anwohnern und der Initiative einen letzten Versuch, das Haus zu retten.
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Es gab internationale Proteste, es wurde debattiert, eine Initiative formierte sich, knapp 5000 Unterschriften wurden gesammelt. Alles mit dem Ziel, das Haus Marlene Poelzig in Westend als einzigartiges Kulturdenkmal zu erhalten. Doch alle Bemühungen waren umsonst. Seit 1. November rollen die Abrissbagger über das Grundstück an der Tannenbergallee 28.

Die Initiative „Haus Marlene Poelzig“ ist bestürzt. Seit Monaten haben sich Bürger, Baukultur-Experten, Architekten und Interessierte gegen den Abriss des schon lange leer stehenden Hauses eingesetzt und sich bemüht, für Haus samt Garten Denkmalschutz zu erwirken und es dann einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Die Idee war es, im Geiste von Marlene Poelzig ein künftiges Haus für „Meisterinnen des Bauwesens“ einzurichten.

Emanzipation in der Baukunst

Marlene Poelzig war Architektin. 1930 entwarf sie das Wohn- und Atelierhaus für sich und ihre Familie. Das Haus galt als ein herausragendes Beispiel der Architektur der Moderne und für die Emanzipation von Architektinnen im frühen 20. Jahrhundert. Denn die Tatsachen, dass eine Frau ein Haus entwerfen durfte, war ungewöhnlich für diese Zeit. Dazu kommt, dass auch der Garten von weiblicher Hand gestaltet wurde: Landschaftsplanerin Hertha Hammerbacher plante und entwarf die Grundstücksgestaltung.

Mit dem Abriss habe Berlin nun ein weiteres Stück seiner kostbaren Geschichte verloren – diesmal von weiblicher Hand geschrieben, kritisiert Elisabeth Ziemer vom Verein „Denk mal an Berlin“. Es gebe nur wenige Zeugnisse von Architektinnen wie Marlene Poelzig und von Landschaftsplanerinnen wie Hertha Hammerbacher. Beide hätten hier gemeinsam ein Gesamtkunstwerk geschaffen, erklärt Ziemer.

Luxuswohnungen statt Kulturgeschichte

Doch dieses Gesamtkunstwerk gibt es nun nicht mehr. Für die Initiative ist das ein Schlag ins Gesicht. Über ein Jahr intensiver Bemühungen, das Haus zu retten, waren umsonst. „Wir haben immer wieder versucht, mit dem Eigentümer ins Gespräch zu kommen. Vergeblich“, erklärt Jan Schultheiß, einer der Mitbegründer der Initiative "Haus Marlene Poelzig". Inzwischen hat der damalige Eigentümer die Immobilie verkauft und der neue Besitzer mit den Abrissarbeiten begonnen. Das Immobilienunternehmen baut nun auf dem 1800 Quadratmeter großen Grundstück eine Luxuswohnanlage mit sieben Wohnungen sowie Spa und Fitnessraum für die Mieter.

„Leider haben wir von dem kürzlich erfolgten Eigentümerwechsel erst zu spät erfahren und wurden vom Beginn der Abrissarbeiten überrascht“, sagt Schultheiß. Da eine gültige Genehmigung vorliegt, konnte der Abriss nicht verhindert werden. Mit einer kurzfristig organisierten Protestaktion am 2. November wurde der Komplettabriss zwar ein wenig verzögert, jedoch nicht gestoppt.

Hätte, hätte ...

Die Initiative "Haus Marlene Poelzig" fordert nun eine Neuaufnahme der Debatte um die Denkmalwürdigkeit von Gebäuden mit kulturhistorischer Substanz in Berlin. „Wenn es im vergangenen Jahr den guten Willen gegeben hätte und der besondere Wert des Hauses gesehen worden wäre, wäre das Haus vermutlich tatsächlich zu retten gewesen“, kritisiert die Initiative. Ideen und konkrete Ansätze hätte es zuhauf gegeben.

Kurz nach Beginn des Abrisses des Hauses Marlene Poelzig gab es von Anwohnern und der Initiative einen letzten Versuch, das Haus zu retten.  | Foto: K. Rabe
Abriss trotz massiver Proteste: Das Haus Marlene Poelzig gibt es nicht mehr.  | Foto: K. Rabe
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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