Alliierten-Siedlung
"Wir fühlen uns über den Tisch gezogen"

Schon an normalen Tagen stehen Autos die Straße entlang wie hier am Dickensweg. | Foto: Regina Friedrich
2Bilder
  • Schon an normalen Tagen stehen Autos die Straße entlang wie hier am Dickensweg.
  • Foto: Regina Friedrich
  • hochgeladen von Manuela Frey

Die kurzfristige Verlegung der von der BVV einberufenen Einwohnerversammlung zur Alliierten-Siedlung von der Charles-Dickens-Grundschule ins Rathaus hatte im Vorfeld schon für Unmut gesorgt. Entsprechend die Reaktionen der Mieter auf Manuela Damianakis, Leiterin Unternehmenskommunikation & Politik der Deutsche Wohnen AG, als sie über den Stand des Verfahrens und die nächsten Schritte informierte.

Es war nicht nur die Sommerhitze, die den voll besetzten BVV-Saal am 31. Mai zum Kochen brachte. Nach Manuela Damianakis meldeten sich die Mieter zu Wort. Alte Kamellen, nichts Neues, unbefriedigend, leere Versprechungen war zu hören, dazu Beifall aus dem Publikum. Wieder lautstarke Zustimmung, als es hieß: Wir sind schlecht bis gar nicht informiert und werden über den Tisch gezogen, aber das lassen wir uns nicht bieten. So seien die neuen Grundrisse der Wohnungen noch nicht bekannt, obwohl den Mietern schon Umsetzungsverträge vorgelegt wurden.

Das bemängelte auch Wibke Werner vom Berliner Mieterverein. Der wird seine Mitglieder bei der Verhandlung der Umsetzungsverträge und der zukünftigen Mietverträge unterstützen. Was die Grundrisse angeht, so würden die Wünsche der Mieter in die Planungen der Architekten mit einfließen, betonte Manuela Damianakis.

Große Unsicherheit auch bei der Einkommensbewertung für die neue Mietberechnung. Es gelte das Einkommen bei Vertragsabschluss, die Bruttowarmmiete solle 30 Prozent des Nettohaushaltseinkommens der Altmieter nicht überschreiten, hieß es von der Deutsche Wohnen.

Immer wieder angesprochen wurden die Parkplätze. 230 sind geplant, viel zu wenig für 580 Wohnungen. Schon jetzt sei die Situation beispielsweise bei Großveranstaltungen im Olympiastadion katastrophal. Da half auch nicht der Hinweis, dass Altmieter Vorrang hätten bei der Stellplatzvergabe, und es ja auch noch zwei Fahrradstellplätze pro Wohnungen geben würde. Auf die fehlende Infrastruktur angesprochen, stellte die Deutsche Wohnen belebte Erdgeschosszonen mit Geschäften und eine Kita in Aussicht.

Immer wieder kritisiert wurde der städtebauliche Vertrag, der unbedingt nachgebessert werden müsse. Auch Susanne Klose, Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses der BVV, sieht durchaus noch Diskussionsbedarf.

Für Hermann Röhricht steht das außer Frage. Er wohnt seit 2013 in der Siedlung und wie viele andere fürchtet er, dass entgegen allen Zusagen die Deutsche Wohnen die Miete nach einem Jahr doch erhöht. Von der Politik ist er enttäuscht. Da würden Versprechungen gemacht und nicht eingehalten, ärgert er sich. Die Versammlung sieht er als Erfolg, man habe den Verantwortlichen mal klarmachen können, wie unzufrieden alle sind.

Deshalb waren auch einige Stühle schon leer, als zum Schluss Vertreter der Fraktionen ihre Position darlegten. Die Linke will die Zusicherung, dass die Mietbelastung die 30 Prozent auf Dauer nicht überschreitet. Die SPD möchte in die Mietverträge die Härtefallklausel schreiben lassen, was auch die Grünen unterstützen, und die CDU würde gerne noch über die Geltungsfristen in den Verträgen reden. Die FDP sieht in dem Projekt einen Zuwachs an neuen Wohnungen und die AfD nur ein Politikversagen.

Aufgeben wollen die Mieter nicht. Beim Hinausgehen bekam jeder noch eine Einladung zur Kundgebung am 15. Juni vor der Berliner Zentrale der Deutsche Wohnen in die Hand gedrückt.

Schon an normalen Tagen stehen Autos die Straße entlang wie hier am Dickensweg. | Foto: Regina Friedrich
Die ersten Mieter sind schon weggezogen, die Wohnungen stehen leer. | Foto: Regina Friedrich
Autor:

Regina Friedrich aus Wilmersdorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 233× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 3.003× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.355× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.940× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.864× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.