So sichert die Polizeidirektion 2 Heimspiele von Hertha BSC
Aus den Augen, aus dem Sinn, heißt es im Volksmund. Fan-Trennung -- so nennt es die Polizei. Bleiben die Anhänger verfeindeter Mannschaften unter sich, dann bleibt das Blaulicht meistens aus. Abschirmung ist also das Schlüsselwort, wenn es darum geht, den beliebtesten Sport der Welt sportlich zu halten. Und der Aggression die Nahrung zu nehmen. Folglich beginnt der Einsatz von Polizeihauptkommissar Klaus Reichert und seinen Leuten lange vor dem Spiel.
Es ist ein regnerischer Frühlingstag, da steht der Direktion 2 ein Großeinsatz ins Haus. 60.000 Fußballfans, 6000 aus Frankfurt, diesmal sogar 450 Polizisten. Und blickdichte Stellwände, die für Abschirmung sorgen. Das Olympiastadion - eines der bestgeschützten Objekte der Stadt.
Wehe, wenn Hertha verliert. Dann könnten die Emotionen überkochen. "An einem solchen Tag", sagt Reichert, achten wir noch strikter auf die Fan-Trennung." Durch das Osttor strömen die Herthaner, das westliche steht offen für Gäste.
Anstrom und Abstrom, das sind die kritischen Phasen. Beim Spiel an sich bleibt Zeit zum Verschnaufen. Nur wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht, gilt es zu reagieren. Ansonsten heißt die Hauptaufgabe: beobachten. Querulanten im Blick behalten. "Wir verlassen uns auf szenekundige Kollegen, die wissen, welche Fans nicht zu den friedlichen gehören", verrät Reichert. Gegebenenfalls hören diese Kandidaten dann eine Gefährderansprache. Will heißen: Wir haben ein Auge auf Dich.
Wer erkennbar alkoholisiert ist, wird ohnehin nicht eingelassen. Befinden müssen darüber jedoch die Ordner, zumal das Hausrecht trotz des Polizeigroßaufgebots beim Stadionbetreiber verbleibt.
Insofern bedarf es der raschen Kommunikation am dafür vorgesehenen Ort: der "Skybox" unter dem Stadiondach. Hier übernimmt Polizeiführerin Anja Röder die Regie im schwer überschaubaren Reigen der Ereignisse. Etliche Bildschirme zeigen Kamerabilder von Heerscharen schunkelnder Fans. Alles friedlich. In der "Skybox" liegt das Augenmerk weniger auf dem Spielfeld als auf den Rängen. Hier sieht man auch Konferenzschaltungen zu anderen wichtigen Begegnungen. Was da geschieht, könnte darüber entscheiden, ob die Stimmung im Olympiastadion kippt.
Frankfurt, Dortmund und vor allem Schalke. Das sind Mannschaften, die erfahrungsgemäß für explosive Stimmung sorgen. 70 Festnahmen, sagt Anja Röder, habe man kürzlich vor der S-Bahn bei einer Partie gegen Schalke über die Bühne gebracht. "Da hatten wir ein logistisches Problem." Diesmal jedoch dümpelt das Spiel unaufgeregt vor sich hin. Einziges Ärgernis war bis dato die Anreise der Frankfurt-Fans: "Der Bahnhof Spandau stand auf einmal im Nebel."
Pyrotechnik im Block der Eintracht sorgt dann kurz darauf auch im Stadion für Rauchsäulen und Gestank. "So etwas wollen wir nicht sehen", ärgert sich Reichert. Dass das Zünden der Feuerwerkskörper unter Strafe steht, scheint nicht so schwer zu wiegen wie die Lust am Verbotenen. Hertha gegen Eintracht Frankfurt, das ist ein Ereignis, bei dem es zwei Perspektiven gibt. Für die Neutralen, die dazwischen stehen, hat kein Fan Augen. Aber die Neutralen haben ein Auge auf sie.
Dass das Stadion eine eigene Wache hat, erfährt nur, wer es zu bunt treibt. Alles, was auf dem Gelände an Straftaten geschieht, kommt hier in einem kellerartigen Bau zu Protokoll. Körperverletzung, Hausfriedensbruch, Hitlergruß. Das sind die unschönen Klassiker. Mit Sport hat das nichts zu tun. Zum Alltag gehört es trotzdem. Aber auch in der Wache bleibt es diesmal wohltuend ruhig angesichts des müden 0:0.
Und die nächste Bewährungsprobe für die Polizeidirektion 2? Das DFB-Pokalfinale am 30. Mai mit dem Duell Dortmund gegen Wolfsburg. Dann gilt für Klaus Reichert und seine Leute, was immer gilt: "Die große Mehrheit will Sport erleben. Und um den kleinen Rest müssen wir uns kümmern."
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.