Als Winnetou nach Westend kam
Buch aus dem Karl-May-Verlag erinnert an Aufführungen in Deutschlandhalle und Waldbühne
Es war einmal…. da lockten aufwendige Karl-May-Shows tausende Berliner in die Deutschlandhalle. Das war 1966 und 1968. Rund 20 Jahre später, im September 1984, kehrte Karl Mays Apachenhäuptling nach Westend zurück. Fast das gesamte damalige Ensemble der Karl-May-Festspiele Bad Segeberg war auf der Waldbühne zu Gast. Ein Buch aus dem Karl-May-Verlag Bamberg erinnert an die Vorstellungen in Berlin-Westend.
Die Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg und Elspe sind im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt. Weniger populär ist, dass Winnetou & Co. auch schon in Westend auf der Bühne standen. 1966 und 1968 fanden in der Deutschlandhalle, dort, wo heute der CityCube Berlin steht, große Karl-May-Festivals statt. Regisseur Wolfgang Schleif und Deutschlandhallen-Chef Franz „Ferry“ Ohrtmann brachten 1966 „Winnetou“ und 1968 „Der Schatz im Silbersee“ auf die Bühne der Halle. Mit dabei waren bekannte Namen wie Gustavo Rojo als Winnetou, Bruce Low als Old Shatterhand, Raimund Harmstorf als Kleiner Bär und der kürzlich verstorbene Krikor Melikyan als Großer Wolf. Für die Spektakel, die zu einer Zeit entstanden, als Bad Segeberg mit seinen Karl-May-Spielen große Erfolge feierte und die Karl-May-Filme mit Pierre Brice und Lex Barker im Kino liefen, durfte „Old Shatterhand“ Bruce Low sogar einige Songs singen. 1975 nahm sich die Wiener Stadthalle ein Beispiel an Berlin und brachte „Winnetou“ mit demselben Konzept auf die Bühne. May kehrte aber auch noch einmal in die Deutschlandhalle zurück: 1979 gastierte dort das Kinderensemble der Segeberger Karl-May-Spiele bei einem Ferienprogramm.
1984 dann der Winnetou-Nachschlag in Westend. Das „Konzertmanagement Kiel“ schickte im September 1984 die Inszenierung „Unter Geiern“, die im Sommer desselben Jahres bei den Bad Segeberger Karl-May-Spielen gezeigt worden war, in fast derselben Besetzung auf Deutschlandtour. In Berlin gastiert das Ensemble vom 19. bis 23. September 1984 auf der Waldbühne. Die Berliner Lokalpresse schrieb seinerzeit über das Ereignis: „Drei donnernde Schüsse in den nächtlichen Himmel und das Spektakel beginnt. Ein leibhaftiger Geier schwebt in die grell erleuchtete Arena.... Die Titelmelodie unzähliger Karl-May-Filme ertönt, die Menge johlt, Männer in Bärenfellmützen und Cowboystiefeln stürmen das Geschehen und lassen Klein-Hänschens Traum vom ‚Wilden Westen‘ endlich einmal wahr werden“.
Die Tournee geriet noch vor ihrem Start zu einem turbulenten Projekt, da sich die Produzenten zu wenig mit den großen Karl-May-Spielen in Bad Segeberg und Elspe abgestimmt hatten. Dort ging man vor allem wegen der Werbemaßnahmen für die Tournee auf die Barrikaden. Die Segeberger reagierten gar mit einer Einstweiligen Verfügung. Doch das Tour-Projekt konnte nicht gestoppt werden.
An die May-Bühnengeschichten von Westend erinnert das Buch „Karl May auf der Bühne III“ aus dem Karl-May-Verlag Bamberg, das jetzt erschienen ist. Es ist der dritte von vier Bänden der Buchreihe, mit der der Verlag seit 2021 die Geschichte der zahlreichen Theateraufführungen mit Karl Mays Traumwelten aufrollt. Die Autoren Nicolas Finke und Reinhard Marheinecke erzählen im aktuellen Band die gesamte Deutschlandhallen- und Tournee-Story, dokumentieren interne Korrespondenz ebenso wie Pressestimmen, Szenen- und PR-Fotos und Werbematerialien. Das 400 Seiten starke Buch enthält teils bislang unbekannte Fotos und widmet sich sämtlichen Karl-May-Inszenierungen auf deutschen Bühnen, darunter auch Freilichtbühnen in der damaligen DDR und in Österreich. Die Veröffentlichung des vierten und letzten Bandes der Buchreihe zu Winnetous Bühnenpräsenz ist noch für dieses Jahr geplant.
Weitere Informationen gibt es unter www.karl-may-auf-der-buehne.de. Über die Seite kann der Buchband auch bezogen werden. Kosten: 59 Euro.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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