Die Wühlmäuse sind wieder los: Neues Ensemble am beliebten Kabarett-Theater
Westend. Das Berliner Kabarett-Theater „Die Wühlmäuse“ hat nach 40 Jahren wieder ein eigenes Ensemble. Das ist dem Herzenswunsch seines Gründers Dieter Hallervorden geschuldet. Das hoch talentierte Quartett feiert mit seinem Stück „Ver(f)logene Gesellschaft“ am 1. September Premiere.
Wer heute noch beim Betreten einer Imbissbude gerne eine leere Flasche für die Pommes dabei hätte und mit einem lauten „Palim palim“ die Türklingel geben würde, muss sich fragen: „Wird denn der Didi eigentlich nie müde?“ Vier Dekaden nach der Wühlmäuse-Gründung und seinen anfänglichen TV-Sketchen zaubert er nun eine Kabarett-Truppe auf das Podest, der nach den Kostproben von Birthe Wolter, Santina Maria Schrader, Robert Louis Griesbach und Mathias Harrebye-Brandt beim PR-Termin im Theater an der Pommernallee 2-4 durchaus Furore zuzutrauen ist.
Am Flughafen gestrandet
In „Ver(f)logene Gesellschaft“ nähert sich Hallervorden zusammen mit Autor und Regisseur Frank Lüdecke auf rasante Weise den sozialen Missständen und politischen Themen unserer Zeit. Den Nährboden für die kabarettistischen Pointen düngen die beiden mit einem explosiven Aufhänger. Vier verkrachte Existenzen hängen am New Yorker Airport fest, kein Flug geht nach Berlin. Als sie die Meldung aus der deutschen Hauptstadt erreicht, Angela Merkel sei zum Islam konvertiert – auf dem Bildschirm ist die Kanzlerin in der Burka zu sehen –, ist das Entsetzen groß – und die Satire blüht auf. Die Szene, in der Konfliktforscher Martin (Harrebye-Brandt) die Reaktionen der Staatsoberhäupter der Welt in jeweiliger Landessprache und sensationell authentisch auf die Bühne bringt, während der gescheiterte Start-up-Unternehmer Clemens (Robert Louis Griesbach) simultan in Gebärdensprache übersetzt, machte große Lust auf einen Besuch des Stücks.
Zurück zu den Wurzeln
Den Weg zum neuen Ensemble schilderte Hallervorden nach den Appetithappen so: „Wenn man als Gastspielhaus 365 Tage im Jahr füllen will, aber nur das ins Haus lassen möchte, was dem eigenen Geschmack entspricht, kann man drei Monate im Jahr zumachen. Das wollte ich nicht so gerne. Also habe ich mir gedacht: Warum nicht in meinem hohen Alter noch zu den Wurzeln zurückkehren?“ Nach fünf Testvorstellungen in der „Provinz“ sei er guter Dinge: „Wenn das Stück annähernd so gut ankommt wie dort, dann sind wir auf der Winner-Seite“, sagte Hallervorden.
Und wie ist das nun mit der Müdigkeit des Altmeisters? Birthe Wolter, die „frustrierte Investmentbankerin Cornelia“, nahm dem Chef die Antwort aus dem Mund: „Wir waren jetzt eine Woche lang auf Klassenfahrt, er war immer als letzter müde.“ Hallervorden bestätigte: „Im Gegensatz zu vielen meiner früheren Kollegen bevorzuge ich den Unruhestand.“ Solange dabei Aufführungen wie „Ver(f)logene Gesellschaft“ rumkommen, dürfte sich wahrlich kein Kulturfreund darüber beschweren. maz
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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