Ikone, Filmstar und Aktivistin
Georg-Kolbe-Museum widmet Tilla Durieux eine Ausstellung

Tilla Durieux im hohen Alter fotografiert von Stefan Moses.  | Foto:  Archiv Stefan Moses - Münchener Stadtmuseum/Courtesy Johanna Breede
  • Tilla Durieux im hohen Alter fotografiert von Stefan Moses.
  • Foto: Archiv Stefan Moses - Münchener Stadtmuseum/Courtesy Johanna Breede
  • hochgeladen von Karla Rabe

Sie war gefeierter Theater- und Filmstar, politische Aktivistin, Berliner Ikone und wohl eine der meist porträtierten Frauen ihrer Zeit: Tilla Durieux. Die neue Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum widmet sich dieser Jahrhundertzeugin und ihrer Rollen in der Kunst.

Tilla Durieux, als Ottilie Helene Angela Godeffroy 1880 in Wien geboren, wollte seit ihrer Kindheit auf der Bühne stehen. Dafür änderte sie ihren Namen in Anlehnung an den Namen ihrer Großmutter. Nach einer Schauspielausbildung in ihrer Heimatstadt Wien schaffte es Durieux 1903 auf die Bühne des Deutschen Theaters Berlin, das damals unter der Intendanz von Max Reinhardt stand. Dort gelang ihr in der Rolle der Salomé in Oscar Wildes gleichnamigen Stück der Durchbruch. Der Mythos Tilla Durieux war geboren. Sie spielte in allen wichtigen Häusern Europas.

Zum Freundeskreis der emanzipierten Künstlerin zählten nicht nur bekannte Maler wie Max Liebermann, August Gaul und Leo von König, sondern auch Kulturschaffende wie Schauspielerin Tilly Wedekind und Theaterautor Frank Wedekind, der Pianist Leo Kestenberg, die Dichterin Else Lasker-Schüler, der Schriftsteller Heinrich Mann und der Verleger Samuel Fischer. Viele porträtierten sie als eigenständige Frau, die dem Leben mit Haltung begegnete und dafür mitunter unkonventionelle Lösungen fand.

Tilla Durieux war Zeit ihres Lebens sozial und politisch engagiert. 1933 floh sie über die Schweiz nach Kroatien, wo sie in Zagreb den Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv unterstützte. Erst 1952 kehrte sie nach Berlin zurück und setzte ihre Karriere als Schauspielerin fort. Zu den vielen Rollen, die sie auf der Bühne, im Film und auch im Leben verkörpert hat, kamen weitere hinzu: Sie war Hoteliere, Kaninchenzüchterin, Widerstandskämpferin, Dramatikerin und Kostümbildnerin eines Puppentheaters. 1971 verstarb sie im Alter von 90 Jahren und wurde auf dem Friedhof Heerstraße begraben, wo schon Paul Cassirer, ihr zweiter Ehemann, aber auch Georg Kolbe ihre letzte Ruhestätte fanden.

Die Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum spürt ihrer bemerkenswerten Persönlichkeit nach. Zu sehen sind Bilder von Künstlern, denen sie Modell saß. Darunter waren Max Slevogt, Lovis Corinth, Ernst Barlach, Oskar Kokoschka, Mary Duras, Frieda Riess, Lotte Jacobi und zahlreiche weitere. Anhand dieser Kunstwerke sowie Filmen, Tonaufnahmen, Fotografien und Dokumenten aus dem Nachlass der Durieux zeigt die Ausstellung ein beeindruckendes Panorama einer künstlerischen Visionärin. Die Schau umfasst rund 200 Werke und gibt einen Einblick in die Kultur- und Theatergeschichte ihrer Zeit.

Die Ausstellung „Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen“ ist bis zum 20. August im Georg-Kolbe-Museum, Sensburger Allee 25, zu sehen. Geöffnet ist täglich außer dienstags von 11 bis 18 Uhr. Eintritt kostet acht Euro, ermäßigt fünf Euro. Ein vielseitiges Rahmen- und Vermittlungsprogramm wird die Ausstellung begleiten.Weitere Infos auf www.georg-kolbe-museum.de.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

37 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 272× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 908× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 251× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.