Sensationeller Fund in Kanada
Museum sichert sich umfangreichen Georg-Kolbe-Nachlass

Wertvolles Erbe: Ein Brief an Georg Kolbe von Max Pechstein aus dem Jahr 1920. | Foto: Georg Kolbe Museum
  • Wertvolles Erbe: Ein Brief an Georg Kolbe von Max Pechstein aus dem Jahr 1920.
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Das Berliner Georg Kolbe Museum ist mit einem Schlag um zahlreiche wertvolle Exponate des figürlichen Bildhauers reicher. In Kanada konnte der umfangreiche Nachlass seiner Enkelin Maria von Tiesenhausen für die Werkschau in der Sensburger Straße 25/26 gewonnen werden.

Im vergangenen Jahr verstarb Georg Kolbes Enkelin 90-jährig in Kanada, wo sie seit 1950 lebte. Seit fünf Jahren stand sie in Kontakt mit Museumsdirektorin Julia Wallner, die deren Verhältnis zum Museum am Standort von Kolbes ehemaligen Atelierhaus über Jahrzehnte hinweg als "schwierig" bezeichnet. Offenbar waren auch lange diplomatische Verhandlungen mit ihr und Reisen von Wallner – seit 2013 für die Sammlung tätig – nach Kanada notwendig, um diesen Schatz für die Nachwelt zu bergen. Gelohnt hat sich die Mühe: "Es handelt sich um einen für die deutsche Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts überaus bedeutenden Nachlass, der in seinem Ausmaß seinesgleichen sucht", berichtet die Direktorin.

Mehr als 3000 Briefe von und an Georg Kolbe, darunter zahlreiche Korrespondenzen mit bedeutenden Personen der Zeitgeschichte, Institutionen und dem Kunsthandel, 23 Notizhefte und Taschenkalender aus den Jahren 1933 bis 1947, 67 Akten, 50 Fotoalben, mehr als 3000 Einzelfotografien von Werken, Personen und dem heutigen Museumsbau sowie über 100 originale Zeichnungen und Aquarelle, 40 druckgrafische Blätter und zehn Skulpturen des Bildhauers bereichern jetzt den Fundus. Mit in den 108 gelieferten Umzugskartons befanden sich auch umfassende Archivmaterialien, ein Aquarell von Karl Schmidt-Rottluff und ein expressionistisches Ölbild. Das ganze Material soll nun in den nächsten fünf Jahren aufgearbeitet und durch Ausstellungen, Bücher und digital publiziert werden.

Unbekannte Briefe

Zum Bestand zählen unter anderem bislang unbekannte Briefe von Alfred Flechtheim oder der Galerie Vömel, die vertiefenden Aufschluss über die Kunstmarkt-Politik dieser Jahre geben werden. Desweiteren finden sich die umfangreichen privaten Korrespondenzen zwischen Kolbe und seiner Frau Benjamine sowie mit seinem Bruder Rudolf, der als Architekt in Dresden beschäftigt war. Zahlreiche Briefe von Künstlerkollegen wie Max Pechstein und Else Lasker-Schüler sowie Briefwechsel mit Institutionen, Sammlern wie Rockefeller in New York und bedeutenden Kunsthistorikern zählen ebenfalls zum wertvollen Fund. Bereits zu Lebzeiten Maria von Tiesenhausens wurden ein Gemälde Max Beckmanns und eine Skulptur Aristide Maillols sowie zahlreiche Kleinskulpturen des Künstlers dem Museum übergeben. 

Wallner: "Der in Kanada gesicherte Nachlass übersteigt das im Georg Kolbe Museum vorhandene schriftliche und fotografische Material und wird die Voraussetzung dafür liefern, endlich den Lebensweg des Künstlers vollständig zu dokumentieren, was insbesondere von immenser Bedeutung für die wissenschaftlich-kritische Aufarbeitung bezüglich des Nationalsozialismus sein wird. Ein so umfassender Nachlass ist für kaum einen anderen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekannt."

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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