600.000 Aale für Berlin: Fischereiamt poliert den Bestand der wichtigen Fischart auf

Jetzt noch aus dem Eimer in den Bauch des Bootes. Das übernehmen Großgarnfischer Ralf Latendorf und Staatssekretär Stefan Tidow. | Foto: Matthias Vogel
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Westend. Das Berliner Fischereiamt hat 600 000 junge Aale am Ufer der Havel ausgesetzt. Die Tiere sind äußerst wichtig für das ökologische Gleichgewicht in den Gewässern des Landes und für die gewerbliche Fischerei. Auch Stefan Tidow, Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz, half fleißig mit.

„Das sind doch noch zu wenig“, rief Tidow aus dem Ruderboot am Steg des Fischereiamtes an der Havelchaussee. Der riesige Plastikeimer wurde flugs aufgefüllt mit Tausenden junger Aale, die beim Aussetzen etwa zehn Zentimeter lang sind und nur sechs Gramm wiegen.

5000 km unterwegs

Zum Laichen wandert diese heimische Fischart, der Europäische Aal, etwa 5000 Kilometer durch die Flüsse und den Atlantik bis zum Sargassosee südlich der Bermuda-Inseln, wo sie nach dem Ablegen ihrer Eier im Alter zwischen 20 und 30 Jahren sterben. Die Jungaale machen sich dann irgendwann auf den Rückweg, beeindruckenderweise würden sie exakt ihre Heimatadresse finden. „Wie sie das machen, kann ich nicht genau erklären“, sagte Jens Puchmüller, stellvertretender Leiter des Fischereiamts und ebenfalls Passagier im Ruderboot. „Aber im Alter von acht bis zwölf Jahren machen sich diese Aale wieder auf den Weg.“ Tidow war jedenfalls zufrieden und ließ sich ans Ufer rudern, um die Fische siebweise ins Wasser gleiten zu lassen und damit der Natur auf die Sprünge zu helfen.

Heute nämlich schaffen es die Jungaale nicht mehr aus eigener Kraft in die Berliner Binnengewässer. „Die Umwelteinflüsse haben sich verändert und es fehlt an Wandermöglichkeiten“, erklärte Derk Ehlert, bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Bereich Naturschutz tätig. „Deshalb ging der Aalbestand hier in den vergangenen 20 Jahren um 50 Prozent zurück.“

"Glasaale" aus Großbritannien

Bis heute lassen sich Aale nicht züchten. Für den Nachschub hatte in diesem Fall ein britisches Unternehmen gesorgt, die die Tiere als so genannte „Glasaale“ auf besonders umweltschonende Weise vor der Küste Englands aus dem Meer saugt und an eine deutsche Firma geliefert hat. Und die brachte die Fische nun in großen Bassins auf einem Laster zum Fischereiamt.

Der Aal trägt zur Wasserreinhaltung und Reduzierung der Fischbiomasse bei. Außerdem zählt er zu den wirtschaftlich bedeutendsten Fischarten der Fluss- und Seenfischerei. Dem gewerblichen Fischfang gehen in Berlin 27 Betriebe nach. Die Zukunft des geräucherten Aals auf den Wochenmärkten der Stadt ist also gesichert. maz

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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