"Spekulation mit Immobilien eindampfen": Interview mit Lisa Paus (Die Grünen)
Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Bundestagswahl steht vor der Tür und längst haben die Direktkandidaten des Wahlkreises ihre Wahlplakate im Bezirk aufgehängt. Doch welche Position vertreten sie? Wo sollen die Wähler am 24. September ihr Kreuz machen? Die Kurzinterviews der Berliner Woche leisten Entscheidungshilfe.
Lisa Paus, Spitzenkandidatin der Berliner Grünen, 48, Volkswirtin, hat sich ebenfalls zum Interview bereit erklärt.
Wo sehen Sie innerhalb des Bezirks Handlungsbedarf?
Lisa Paus: Auch in unserem Bezirk ist jedes dritte Kind von Armut bedroht, in einigen Ortsteilen sogar viel mehr. Ich will jedes Kind gleich fördern – mit einer Kindergrundsicherung von mehr als 300 Euro im Monat, unabhängig vom Trauschein und unabhängig vom Einkommen.
Berlin braucht mehr bezahlbaren Wohnraum. Für welchen Weg dorthin machen Sie sich im Falle Ihrer Wahl stark?
Lisa Paus: Berlin braucht faire Mieten. Für alle. Für Jung und Alt. Für Gewerbe und Wohnen. Ich will die Immobilienspekulation eindampfen und auch die Ausnahmen bei der Mietpreisbremse abschaffen. Mit der grünen Wohnungsgemeinnützigkeit fördern wir den Bau von dauerhaft preisgünstigen Wohnungen. Bundesweit werden eine Million Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen, für Familien und Ältere entstehen.
Abgasskandal, Feinstaubbelastung, Fahrverbot für Dieselfahrzeuge in Innenstädten: Läuft die Zeit der Verbrennungsmotoren ab?
Lisa Paus: Ökologie, Gesundheitsschutz und Wirtschaft sollten keine Gegensätze sein. Wie Großbritannien, Frankreich und viele Industrienationen der Welt müssen wir Rahmen setzen, damit unsere Automobilindustrie zukunftsfähig bleibt und Arbeitsplätze erhalten werden. Der Umstieg auf Elektromobilität spätestens ab 2030 ist ein wichtiger Baustein dabei. Verkehr ist vielfältig und wir Grünen werden ihn besser vernetzen: mit einem Mobilpass, der den leichten Wechsel zwischen Bus, Bahn, Taxi, Leihfahrrad und Carsharing ermöglicht, ohne ständig neue Tickets zu kaufen.
Wie muss sich die Rentenpolitik ändern, um den Menschen die Angst vor Altersarmut zu nehmen?
Lisa Paus: Gut bezahlte Arbeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind wichtige Voraussetzungen gegen Altersarmut. Damit es gerecht zugeht, wollen wir Grüne eine Bürgerversicherung, in die alle einzahlen – auch Bundestagsabgeordnete.
Welcher Satz geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie auf das Thema „geflüchtete Familien“ angesprochen werden?
Lisa Paus: Mir gehen vor allem Bilder durch den Kopf – schreckliche aus Kriegsgebieten und Auffanglagern, hoffnungsvolle aus Kitas und Schulen. Deutschland muss sich stärker gegen Fluchtursachen einsetzen und zugleich human handeln: dazu gehört der Familiennachzug. Es ist unsere menschliche Pflicht, Kinder und ihre Familien im Elend nicht allein zu lassen.
Komplettieren Sie bitte: Wer mich wählt, darf sich sicher sein, dass ich mich einsetze für …
Lisa Paus: ... bezahlbare Mieten und gegen Kinderarmut.
Hand aufs Herz: Union oder Hertha?
Lisa Paus: Union.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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