Sie gaben Verfolgten Zuflucht und Schutz
Gedenktafel erinnert an das Ehepaar Donata und Eberhard Helmrich

„Besser unsere Kinder haben tote Eltern als feige Eltern,“ meinte das Ehepaar Donata (1900–1986) und Eberhard (1899–1969) Helmrich, das in der Zeit des Nationalsozialismus jüdischen Menschen half. Dafür wurden sie von der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt, er im Jahr 1965 und sie 1986. Seit März erinnert die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt mit einer Berliner Gedenktafel am damaligen Wohnhaus der Helmrichs in der Westendallee 99f an die Rettung jüdischer Mitmenschen durch das Ehepaar.

„Ein unspektakuläres Leben“, so hat die Journalistin und frühere FDP-Politikerin Cornelia Schmalz-Jacobsen das Familienleben ihrer Eltern Donata und Eberhard Helmrich beschrieben, von dem sie 2001 in dem als Ergebnisse ihrer familiären Spurensuche veröffentlichten Buch „Zwei Bäume in Jerusalem“ erzählt . Schmalz-Jacobsen hatte darin aus der Perspektive ihrer Eltern, der Lehrerin, Sekretärin und Übersetzerin Donata (27. August 1900 bis 10. April 1986) und des Landwirtschaftsexperte Eberhard Helmrich (24. August 1899 bis 5. Mai 1969), vom Alltag während der NS-Zeit und der selbstverständlichen Menschlichkeit berichtet, mit der sie Verfolgten halfen. Aber war es wirklich ein unspektakuläres Leben?

Bereits am 1. April 1933, als sie heirateten, fanden in Deutschland erste systematische Boykotte jüdischer Geschäfte statt. Schon da war das Ehepaar gegen den Nationalsozialismus. Denn zu ihren Bekannten zählten jüdische Menschen, die sie in ihrem offenen Haus auch regelmäßig empfingen. So standen anfangs spontane Hilfen für jüdische Freunde wie die Aufbewahrung eines Koffers oder anderen Eigentums, die Unterstützung bei der Visabeschaffung und Bürgschaften für die Emigration beziehungsweise für. Einkäufe oder Besorgungen.

Mit den zunehmenden Verfolgungen veränderten sich der Alltag und ihre Hilfe für jüdische Menschen: Nach der Pogromnacht 1938 wurde das Reihenhaus in Westend zu einem Versteck, in dem jüdische Menschen Zuflucht und Schutz fanden. Die bedrohliche Situation, die auch die Familie Helmrich mit ihren vier Kindern einschloss, führte zu ihrer Entscheidung. Die Kinder waren eingeweiht, ein Umfeld mit Gleichgesinnten, auch namenlosen, wurde gepflegt, Informationen mit Umsicht und Vorsicht weitergegeben.

1941 zog die Wehrmacht Eberhard Helmrich ein. Mit der Dienstverpflichtung in die damals polnische Stadt Drohobycz und Umgebung wurde er dort für landwirtschaftliche Belange zuständig. Seit 1942 leitete er das Arbeitslager Hyrawka, in dem Gemüse zur Versorgung der SS angebaut wurde und etwa 200 jüdische Frauen und Männer arbeiteten. Es gelang ihm dort, die Not jüdischer Menschen zu lindern. Bei Razzien versteckte er einige in seiner Wohnung, besorgte falsche Papiere und half mehreren Jüdinnen, nach Berlin zu seiner Frau zu flüchten, die dann die weitere Unterstützung übernahm. Donata Helmrich nahm die jungen Frauen in ihrem Haus auf und versteckte sie zeitweise im Bunker, der zum Haus gehörte. Sie vermittelte sie als christliche Ukrainerinnen an Familien, die Haushaltshilfen suchten. Auch „verlor“ sie ihren Ausweis und stellte ihn Verfolgten zur Verfügung, denen so das Untertauchen gelang.

Trotz der räumlichen Entfernung nach 1941 halfen Donata und Eberhard Helmrich gemeinsam verfolgten jüdischen Menschen. Als sich das Ehepaar später trennte, blieb Donata Helmrich in Berlin, Eberhard Helmrich emigrierte 1949 in die USA. Nun erinnert eine gemeinsame Berliner Gedenktafel an beide in der Westendallee.

Autor:

Uwe Lemm aus Mahlsdorf

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