Ruprecht von Kaufmannns Kunst im Kolbe Museum
Ein ausgemergeltes Fohlen verliert sich in den Weiten des meterlangen Panoramas, stolpert auf einer kahlen Weide hinter dem umgekippten Karussell hervor. Zur Zwergengestalt verkümmert, schleicht ein Fuchs von dannen. Und vom Himmel schweben dafür lilafarbene Elefanten ein. "Fabel" nennt Ruprecht von Kaufmann sein Monument, das in erdigen Farben die Wand beherrscht. Ein finsterer Bildkosmos. Eine menschliche Begebenheit ins Tierreich übertragen. Wie unbeschwert wirken die Pferdeskulpturen von Reneé Sintenis neben von Kaufmanns geschundenem Fohlen. Die lebensfrohen Tiergestalten der Berliner Bildhauerin hatten im Kolbe Museum schon vorher ihren Platz gefunden. Sie nun mit von Kaufmanns Kunst in Bezug zu setzen, "das ist eine sinnige Kombination", erklärt Dr. Julia Wagner. Seit rund einem Jahr leitet sie als Direktorin die Geschicke des Museums, möchte den plastischen Exponaten im Atelierhaus Georg Kolbes malerische Gegenstücke zur Seite stellen.
Wobei nicht alle Werke von Kaufmanns im Zweidimensionalen verbleiben. So weigert sich zum Beispiel ein Filzlappen namens "Mitsommer" flach an der Wand zu haften, ragt teilweise zerschnitten in den Raum, zeigt ein Wesen, halb Mensch, halb Pferd mit Säge. Angesetzt ist sie brutalerweise am Nasenschmuck eines Einhorns. In wenigen Augenblicken, so viel wird klar, hat man es seiner Macht beraubt. "In diesen Arbeiten schleicht sich aber immer etwas Humorvolles ein, dass ihnen die Strenge nimmt", beruhigt Wagner sensible Besucher.
Um eines der Schaustücke können sie sogar herumgehen, als sei es eine Skulptur. Bei "Law and Order" handelt es sich um eine flatternde, seidene Flagge, die von Kaufmann mit Hilfe von Fieberglas versteinern ließ. "Flaggen stehen für große Ideen, denen wir folgen, die aber irgendwann in ihrer Bewegung erstarren", sagt er. "Sie verknöchern und müssen der Realpolitik weichen." Von Kaufmann, der 1974 in München geboren wurde und 2012 die Professur für Grafik und Anatomie an einer Leipziger Hochschule übernahm, will den Betrachter hier einen Grenzfall zwischen Malerei und Skulptur vor Augen führen. Dieses Gemälde soll man von allen Seiten betrachten. "Mir ist es wichtig, dass man auch bei der Malerei den richtigen Standpunkt sucht. Man kann nur eines sehen: Entweder das Detail - oder das Ganze."
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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