Es geht um das Wohl der Kinder
KinderSchutzAmbulanz an den DRK Kliniken wichtiger denn je
In Kooperation mit der Universitätsklinik Ulm haben die DRK Kliniken Westend im Juli 2017 eine „Medizinische Kinderschutz-Hotline für ärztliches und heilberufliches Personal“ eingerichtet, die bundesweit und rund um die Uhr unter der 0800/19 210 00 zu erreichen ist.
Wie wichtig diese Maßnahme war, zeigt die aktuelle Kriminalstatistik. Misshandlungen und sexuelle Gewalt gegen Kinder liegen seit Jahren auf einem konstant hohen Niveau. Im vergangenen Jahr wurden 4208 Kindesmisshandlungen angezeigt, bei sexuellen Übergriffen waren es 13 539 Fälle.
Die frühzeitige Erkennung von Kindeswohlgefährdung ist eine große Herausforderung für medizinisches Personal. Ärzten fehlt oft das Wissen, um physischen oder psychischen Missbrauch zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Manchmal scheuen sie sich auch, die Eltern darauf anzusprechen, um ihnen nichts zu unterstellen.
Rund 400 Anrufer haben sich bisher beraten lassen. „Wir verzeichnen eine steigende Nachfrage nach Gesprächen“, sagt Oliver Berthold, Leiter der KinderSchutzAmbulanz der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der DRK Kliniken Berlin Westend. „Oft geht es um Gefährdungen, die in der Kriminalstatistik nicht erfasst werden, wie die emotionale Misshandlung von Kindern bei Trennungskonflikten der Eltern.“
Die Hotline wird von speziell geschulten, erfahrenen Ärzten und Psychotherapeuten betreut. Sie beraten zu Fragen der sicheren Diagnostik, helfen bei der Gefährdungsabschätzung und unterstützen die Vorbereitung von Gesprächen mit dem Jugendamt und den Angehörigen.
2016 wurde in Westend eine vom Senat finanzierte KinderSchutzAmbulanz eingerichtet, eine Kooperation der Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie unter Beteiligung der Kliniken für Kinderurologie, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Augenheilkunde. Dort können Kinder im Verdachtsfall sofort von allen notwendigen Spezialisten untersucht und umfassend betreut werden.
„Die fünf Berliner Kinderschutzambulanzen treffen sich mehrmals im Jahr und arbeiten auch mit den beteiligten Senatsverwaltungen Bildung, Jugend und Familie, Gesundheit und Justiz zusammen“, erklärt Oliver Berthold. „So werden beispielsweise wichtige rechtliche Fragen wie die Schweigepflicht einheitlich geklärt. Das macht es anderen Kooperationspartnern wie Jugendämtern, Gesundheitsdiensten, Familiengerichten oder der Polizei leichter.“ Eine enge Zusammenarbeit gibt es mit den Jugendämtern, die Kinder in der Ambulanz vorstellen. Aber auch immer mehr Kinderärzte schicken kleine Patienten mit ungeklärten Verletzungen oder bei Verdacht auf sexuellem Missbrauch.
Ausgebaut werden soll auch die Zusammenarbeit der KinderSchutzAmbulanz mit der Erwachsenen-Notaufnahme. Wenn Eltern zum Beispiel unter psychischen Erkrankungen leiden oder selbst Opfer häuslicher Gewalt sind, kann so eine nachfolgende Gefährdung des Kindes frühzeitig vermieden werden.
Um den Schutz des Kindeswohls auch zukünftig zu garantieren, wünscht sich Berthold vor allem Stabilität in der Finanzierung der Maßnahmen. „Bisher arbeiten wir bei der Kinderschutzhotline auf Projektebene. Das heißt, das Bundesfamilienministerium hat unsere finanziellen Mittel bislang bis 2019 begrenzt. Ich würde mir wünschen, dass aufwendige Antragsverfahren nicht mehr notwendig sind – damit wir uns voll und ganz dem Schutz der Kinder widmen können.“
Die KinderSchutzAmbulanz ist Mo-Fr 9-15 Uhr erreichbar unter der 30 35 44 88 oder per E-Mail: o.berthold@drk-kliniken-berlin.de.
Autor:Regina Friedrich aus Wilmersdorf |
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