Neuanfang geglückt: Mosaik verlegte Gärtnerhof
Jetzt ist der Boden karg und hart. Aber wie ergiebig er war, als Sonne und Regen die zarten Pflanzen zur Reife trieben, zeigt sich in den großen grünen Kisten, die Melanie Schmidt mit allem bestückt, was die Vitaminzufuhr im Winter sichert: Karotten, Brokkoli, Fenchel, Mangold. Alles bio.
Passend zur Saison handelt der Gärtnerhof Charlottenburg darüber hinaus mit Accessoires - zum Beispiel mit kleinen Tannenbäumen, gefertigt aus langen Piniennadeln. Melanie lacht. "Manche denken, das wäre Schnittlauch."
60 Werkstattbeschäftigte sorgen dafür, dass die neue Niederlassung des Betreibers Mosaik an die erfolgreichen Zeiten in Heiligensee anknüpfen kann. Ein Handicap haben sie alle - genau wie die uneingeschränkte Einsatzfreude am Beet und an der Theke.
Das meiste, was in Umlauf gelangt, stammt aus eigener Produktion dieser ersten Monate auf Westender Boden. Und wenn die Nachfrage doch mal größer ist als das Angebot, behilft sich das Team unter der Leitung von Angelica Schure und Dirk Häusser mit zugekauften Produkten. Seitdem der Gärternerhof Charlottenburg hinter einer Biegung des Fürstenbrunner Wegs seine Türen öffnete, fanden neue Abnehmer - etwa aus dem nahen Klausenerplatz-Kiez - den Weg hierher. Anderen ist der Nachbar bislang noch unbekannt. So stand der Neubeginn für Häusser im Zeichen der Erprobung. "Wir wollten erst einmal sehen, wer uns hier wie viel abkauft."
Längst kein Unbekannter ist die Gesellschaft beim Zoologischen Garten und im Biogroßhandel. Den ersten versorgt man traditionell mit Kräutern, letzterer bezieht seine Gemüsesorten aus jenem Boden, den Melanie Schmidt und ihre Kollegen bepflanzen. Sogar einen hauseigenen Wein vertreibt Mosaik in immer größeren Mengen - angebaut am Königlichen Weinberg im Park von Sanssouci mit Unterstützung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Haus- und Gartenbauservice können auch private Kunden für ihre heimischen Grundstücke buchen. Häussers Mannschaft beschränkt sich längst nicht nur aufs Jäten: "Wir fällen Bäume und legen Rasen neu an."
Wie ein moderner Bauernhof wirkt das Domizil, eingebettet zwischen den Schneisen der Gleise und Straßen. Wo früher Bauwagen parkten, sollte ein neues Domizil entstehen. Das stand schon 2004 fest. Nach langer Planung war dann schließlich das markante Haus in Holzschindel-Optik erbaut. Und ein Architekturwettbewerb stellte sicher, dass kein weiterer anonymer Zweckbau entsteht, sondern ein Haus, das vom ökologischen und sozialen Anspruch erzählt.
Nun beginnt also das erste volle Westender Jahr. Man nutzt den Hochwinter für Schulungen und Wegetraining für die Chauffeure, verwandelt das letzte Obst in Marmelade. Nur wenige Wochen hält diese Ruhe vor - dann beginnt die Saat.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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