Olympiapark für alle?
Grüne fordern öffentliche Nutzung des Hertha-Areals
Die Grünen-Fraktion in der BVV hat einen Antrag eingebracht, wonach der Olympiapark einer breiten Öffentlichkeit zugängig gemacht werden soll. Der Wunsch existiert schon länger und wurde wegen eines möglichen neuen Stadions für den Fußball-Bundesligisten Hertha BSC nun wieder aufgegriffen.
"Denn dann müsste man sich ohnehin über die Nutzung des gesamten Gebietes Gedanken machen", sagte Fraktionsgeschäftsführer Ansgar Gusy.
Öffentlich - wie das Münchner Olympiagelände
Bereits im Jahr 2004 gab es einen Masterplan zur Öffnung des Areals, ähnlich wie das Münchner Olympiagelände. "Das wurde aber nicht mehr verfolgt. Der Park ist meistens geschlossen, am Wochenende total verwaist. Er wird trotz seiner stattlichen Größe kaum wahrgenommen", sagt Gusy. Der Bezirkspolitiker weiß nicht, über was der Senat gerade genau mit der Hertha verhandelt, "selbst die Fraktionen im Abgeordnetenhaus fühlen sich nicht ausreichend über die Pläne für das Areal informiert". Aber entweder werde das Olympiastadion für modernen Bundesliga-Fußball fit gemacht oder es entstehe ein neues, reines Fußballstadion. "Wenn man den Park schon anfasst und umgestaltet und dafür viel Geld in die Hand nehmen muss, wäre es schön, wenn er dann auch für die Öffentlichkeit als Erholungsgebiet und Sportanlage nutzbar würde.“
"Die Bürger sollten die Wahl haben"
Sportstätten gebe es auf der Anlage genug, aber nicht nur Vereine, sondern auch nicht organisierte Sportler sollten nach Meinung der Grünen Platz für ihr Hobby bekommen. "Wir könnten uns auch vorstellen, frei zugängliche Sportgeräte wie im Volkspark Wilmersdorf, dem Lietzenseepark oder am Fehrbelliner Platz aufzustellen, aber wie genau das Angebot aussehen könnte, wäre erst in einem zweiten Schritt zu klären", so Gusy. "Die Bürger sollten jedenfalls die Wahl haben, ob sie am Wochenende zum Ausspannen in den Grunewald fahren oder in den Olympiapark." Umzusetzen wäre das nach Ansicht Gusys durchaus.
Dreiviertel der Fläche leer
Grünen-Baustadtrat Oliver Schruoffeneger sagte dazu auf Nachfrage: „Man müsste die Chance nutzen, den Home-of-Hertha-Vertrag aufzulösen. Erst in der Sekunde könnte man über die Veränderung von Wegeverbindungen und Eingangssituationen nachdenken.“ Bisher hat der Bundesligist die Exklusivrechte für die Nutzung des Geländes. „Deshalb stehen Dreiviertel der Fläche permanent leer“, so Schruoffeneger. „Man müsste sagen: Wenn ihr hier ein neues Stadion wollt, müssen wir neu sortieren. Nachher könnte Hertha ja gerne wieder irgendwelche Exklusivrechte kriegen.“
Auf Landesebene macht sich Nicole Ludwig, Sportpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, für die Öffnung des Parks stark. „Vom Alexanderplatz bis zum Olympiapark dauert es eine Viertelstunde mit der Bahn. Die Nutzbarkeit als Erholungsgebiet und Sportpark wäre also nicht nur für die Bürger des Bezirks ein Gewinn.“ Ludwig plant in Kürze eine Veranstaltung, bei der mit Planern öffentlich über die Gestaltung eines offenen Geländes diskutiert werden soll.
In einer der beiden nächsten Sitzungen des Sportausschusses der BVV erwartet Gusy den Antrag auf der Tagesordnung. "Wird das beschlossen, müsste sich ein Stadtrat beim Senat dafür einsetzen." Das könnte Sportstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) oder Oliver Schruoffeneger (Grüne), Leiter des Stadtentwicklungsamtes, sein. "Das müsste dann das Bezirksamt entscheiden."
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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