40 000 neue Mieter
Olympiastadion GmbH siedelt zwei Bienenvölker an

So eine Umsiedelung erfordert ein wenig Zeit, gründliche Vorbereitungen und Ruhe. Behutsam "schüttet" der Spandauer Imker Andreas Bauer den Rest der Bienen in ihr neues Zuhause. Mit dem Einzug beginnen die Insekten auch schon mit der Honigproduktion. | Foto: Matthias Vogel
5Bilder
  • So eine Umsiedelung erfordert ein wenig Zeit, gründliche Vorbereitungen und Ruhe. Behutsam "schüttet" der Spandauer Imker Andreas Bauer den Rest der Bienen in ihr neues Zuhause. Mit dem Einzug beginnen die Insekten auch schon mit der Honigproduktion.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Wohnungen für alle! 40 000 sind am 3. Juni in ein neues Quartier eingezogen, direkt neben dem Olympiastadion. Fake News? Mitnichten! Allerdings handelt es sich bei den Mietern nicht um Menschen, sondern um Bienen.

Andreas Bauer hat alles vorbereitet. Er hat die zwei Unterkünfte für die beiden Bienenvölker innen noch schnell gestrichen. Nicht mit Farbe aus dem Baumarkt, sondern mit Propolis, einer Art Harz, das die neuen Bewohner selber produzieren können und mit dem sie nach ihrem Einzug die Innenwände überziehen. „Ich fange damit an, damit sie sich schneller heimisch fühlen“, sagt der Spandauer Imker. „Propolis wirkt antibakteriell und ist auch im Honig enthalten.“

Ohne die Königin geht gar nichts

Bauer hat auch den „Raucher“ angeschmissen. Ein kleiner Ofen, mit dem er den Geruch eines Waldbrandes und so Angst bei den Bienen erzeugt. „Damit kann ich sie zur Not ein bisschen lenken“, sagt er. So ganz genau weiß er nämlich noch nicht, was passieren wird, wenn er die beiden extra angefertigten Würfel – etwa so groß wie ein Fußball – öffnen wird. „Es ist Vormittag, normalerweise macht man eine Besiedelung am Abend.“ An der Rückseite der Bienen-Box ist ein Schlitz, der Ein- und Ausgang für die Bienen. Jetzt braucht es noch die Königin. „Ohne die fliegt ein Bienenvolk nirgendwo hin“, erklärt Paul Hartmann vom Verein Stadtbienen, der Projekte wie dieses organisiert und begleitet.

Das geflügelte Staatsoberhaupt befindet sich in einem Plastikröhrchen mit Luftlöchern, das wiederum hängt an einer Schnur. Andreas Bauer hat mittlerweile einen der Würfel weit geöffnet und auf den Tisch unter dem Schlitz gestellt. Er zieht die Königin von der Interimswohnung weg zur neuen Luxusbehausung hin. Das Volk soll den von ihr produzierten Botenstoffen folgen. Das Summen wird immer lauter, so klingen also 20 000 aufgeregte Bienen.

Neugierige Gäste

Die kleine Gemeinde, die zur Einweihungsparty auf die bunte Blumenwiese im alten Marchhof – etwa 100 Meter vom Stadion entfernt - gekommen ist, macht einen Schritt zurück. Hartmann gibt Entwarnung: „Wer möchte, kann nah rangehen. Wenn Bienenvölker keinen Honig oder ihre Brut zu bewachen haben, stechen sie nicht." Obwohl Imker Bauer weder Handschuhe trägt noch den schützenden Hut aufgesetzt hat, traut man den Worten nicht so ganz. Vielmehr ist man als Fotograf gerade richtig froh, das Teleobjektiv eingepackt zu haben. Alles geht gut, niemand wird gestochen.

Maßnahmen zur Nachhaltigkeit

Während Bauer das zweite Volk umsiedelt, erklärt Timo Rohwedder, Geschäftsführer der Olympiastadion Berlin GmbH, warum es in seinem Reich nun auch Bienenvölker geben musste: „Wir sind 2018 als erstes und bislang einziges Stadion weltweit von Green Globe zertifiziert worden. Damit haben wir uns dazu verpflichtet, weitere Nachhaltigkeitsprojekte voranzutreiben.“ Mehrere Maßnahmen habe die GmbH in der Vergangenheit anlässlich des Projektes „Klimaneutrales Stadion“ umgesetzt. Eine Zisterne etwa, in der Regenwasser gesammelt und zum Sprengen des Grüns verwendet wird, oder eine Absorptionskälteanlage, die unter optimal energetischen Bedingungen aus Fernwärme Kälte für die Kühlung der Serverräume erzeugt – und nun eben Bienen. „Weil die Zahl der Bienenvölker zurückgeht und jeder weiß, wie wichtig die Bienen für uns Menschen sind, sind wir auf dieses Projekt besonders stolz“, so Rohwedder.

Olympiastadion-Honig bald im Verkauf

Die Bienenvölker und die Wohnungseigentümer werden nun weiter vom Verein Stadtbienen betreut. „Wir wollen aber auch Mitarbeitern, die Interesse zeigen, anbieten, sich im Bereich Imkerei ausbilden zu lassen“, ergänzt Christoph Meyer, Direktor Veranstaltungen & Kommunikation. Und er stellt gleich klar, dass die „Mieteinnahmen“ nichts mit der Hertha zu tun haben werden. „Olympiastadion-Honig wird das Produkt heißen, das man im Besucherzentrum bald erwerben kann. Ich gehe natürlich davon aus, dass die 40 000 Bienen immer besonders laut brummen, wenn die Hertha ein Tor schießt.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 851× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 364× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 695× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 774× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 348× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.