40 000 neue Mieter
Olympiastadion GmbH siedelt zwei Bienenvölker an
Wohnungen für alle! 40 000 sind am 3. Juni in ein neues Quartier eingezogen, direkt neben dem Olympiastadion. Fake News? Mitnichten! Allerdings handelt es sich bei den Mietern nicht um Menschen, sondern um Bienen.
Andreas Bauer hat alles vorbereitet. Er hat die zwei Unterkünfte für die beiden Bienenvölker innen noch schnell gestrichen. Nicht mit Farbe aus dem Baumarkt, sondern mit Propolis, einer Art Harz, das die neuen Bewohner selber produzieren können und mit dem sie nach ihrem Einzug die Innenwände überziehen. „Ich fange damit an, damit sie sich schneller heimisch fühlen“, sagt der Spandauer Imker. „Propolis wirkt antibakteriell und ist auch im Honig enthalten.“
Ohne die Königin geht gar nichts
Bauer hat auch den „Raucher“ angeschmissen. Ein kleiner Ofen, mit dem er den Geruch eines Waldbrandes und so Angst bei den Bienen erzeugt. „Damit kann ich sie zur Not ein bisschen lenken“, sagt er. So ganz genau weiß er nämlich noch nicht, was passieren wird, wenn er die beiden extra angefertigten Würfel – etwa so groß wie ein Fußball – öffnen wird. „Es ist Vormittag, normalerweise macht man eine Besiedelung am Abend.“ An der Rückseite der Bienen-Box ist ein Schlitz, der Ein- und Ausgang für die Bienen. Jetzt braucht es noch die Königin. „Ohne die fliegt ein Bienenvolk nirgendwo hin“, erklärt Paul Hartmann vom Verein Stadtbienen, der Projekte wie dieses organisiert und begleitet.
Das geflügelte Staatsoberhaupt befindet sich in einem Plastikröhrchen mit Luftlöchern, das wiederum hängt an einer Schnur. Andreas Bauer hat mittlerweile einen der Würfel weit geöffnet und auf den Tisch unter dem Schlitz gestellt. Er zieht die Königin von der Interimswohnung weg zur neuen Luxusbehausung hin. Das Volk soll den von ihr produzierten Botenstoffen folgen. Das Summen wird immer lauter, so klingen also 20 000 aufgeregte Bienen.
Neugierige Gäste
Die kleine Gemeinde, die zur Einweihungsparty auf die bunte Blumenwiese im alten Marchhof – etwa 100 Meter vom Stadion entfernt - gekommen ist, macht einen Schritt zurück. Hartmann gibt Entwarnung: „Wer möchte, kann nah rangehen. Wenn Bienenvölker keinen Honig oder ihre Brut zu bewachen haben, stechen sie nicht." Obwohl Imker Bauer weder Handschuhe trägt noch den schützenden Hut aufgesetzt hat, traut man den Worten nicht so ganz. Vielmehr ist man als Fotograf gerade richtig froh, das Teleobjektiv eingepackt zu haben. Alles geht gut, niemand wird gestochen.
Maßnahmen zur Nachhaltigkeit
Während Bauer das zweite Volk umsiedelt, erklärt Timo Rohwedder, Geschäftsführer der Olympiastadion Berlin GmbH, warum es in seinem Reich nun auch Bienenvölker geben musste: „Wir sind 2018 als erstes und bislang einziges Stadion weltweit von Green Globe zertifiziert worden. Damit haben wir uns dazu verpflichtet, weitere Nachhaltigkeitsprojekte voranzutreiben.“ Mehrere Maßnahmen habe die GmbH in der Vergangenheit anlässlich des Projektes „Klimaneutrales Stadion“ umgesetzt. Eine Zisterne etwa, in der Regenwasser gesammelt und zum Sprengen des Grüns verwendet wird, oder eine Absorptionskälteanlage, die unter optimal energetischen Bedingungen aus Fernwärme Kälte für die Kühlung der Serverräume erzeugt – und nun eben Bienen. „Weil die Zahl der Bienenvölker zurückgeht und jeder weiß, wie wichtig die Bienen für uns Menschen sind, sind wir auf dieses Projekt besonders stolz“, so Rohwedder.
Olympiastadion-Honig bald im Verkauf
Die Bienenvölker und die Wohnungseigentümer werden nun weiter vom Verein Stadtbienen betreut. „Wir wollen aber auch Mitarbeitern, die Interesse zeigen, anbieten, sich im Bereich Imkerei ausbilden zu lassen“, ergänzt Christoph Meyer, Direktor Veranstaltungen & Kommunikation. Und er stellt gleich klar, dass die „Mieteinnahmen“ nichts mit der Hertha zu tun haben werden. „Olympiastadion-Honig wird das Produkt heißen, das man im Besucherzentrum bald erwerben kann. Ich gehe natürlich davon aus, dass die 40 000 Bienen immer besonders laut brummen, wenn die Hertha ein Tor schießt.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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