Ein verschwundener Bahnhof
Der Halt Siemensstadt-Fürstenbrunn war einst von herausragender Bedeutung
Die Siemensbahn und ihre drei Geisterstationen sollen wiederbelebt werden. Bei einem anderen Halt in dieser Gegend ist dies nicht mehr möglich, weil es ihn gar nicht mehr gibt: der Bahnhof Siemensstadt-Fürstenbrunn.
Der Bahnhof war ein Vorortbahnhof an der Hamburger Bahn. Er befand sich unweit der Kreuzung Fürstenbrunner Weg und Rohrdamm auf der südlichen Spreeseite und gehörte damit bereits zu Westend und damit zu Charlottenburg. Eröffnet wurde die Station 1905 unter dem Namen Fürstenbrunn. Die Ergänzung Siemensstadt wurde erst 20 Jahre später hinzufgefügt. Die Firma Siemens war der maßgebliche Antreiber und auch Finanzier des Bahnhofs. Die Arbeitskräfte sollten möglichst schnell zu den Fabriken kommen.
Die Beschäftigten nutzten die Verbindung rege. Zeitgenössischen Berichten ist zu entnehmen, dass speziell zum Schichtwechsel es zu einem Massenauflauf am Bahnhof gekommen sei. Auch der Fahrplan wurde darauf eingestellt. Eine Kehre am Bahnhof Putzlitzstraße sorgte dafür, dass die Züge schnell wieder zurückfahren konnten.
Ab 1929 verlor die Station Siemensstadt-Fürstenbrunn dann an Bedeutung. Schuld daran war die Eröffnung der Siemensbahn. Die neue Strecke durchquerte das Industriegebiet, lag näher an den meisten Werkshallen und bot mehrere Ausstiegsmöglichkeiten.
Der an der Peripherie gelegene Bahnhof blieb indes weiter in Betrieb und war nach 1945 Haltestelle des S-Bahnnetzes auf dem Weg von Jungfernheide nach Spandau. Erst 1980 kam das Ende als Nachwirkung des S-Bahnstreiks und gleichzeitig mit der Siemensbahn. 1987 wurde der Bahnhof abgerissen, 1996 wurden die Gleisanlagen entfernt. Was danach noch übrig war, verschwand einige Jahre später beim Bau der ICE-Strecke von Berlin nach Hannover.
Siemenstadt-Fürstenbrunn ist deshalb ein wirklicher verlorener Ort, der nicht mehr wiederkommt. Oder doch? Parallel zu den vorgesehenen Großprojekten wie der Bebauung der Insel Gartenfeld werden Stimmen laut, die den Vorschlag machen, diese einstige Verbindung ebenfalls in den Blick zu nehmen und speziell mit einem Abzweig nach Norden in Richtung der Neubaugebiete zu versehen.
Die Deutsche Bahn hält dies für wenig realistisch, weil die einstige Schienentrasse, anders als etwa im Fall der Siemensbahn, inzwischen entwidmet ist. Selbst wenn sich das wieder verändern ließe, würden dafür viele Jahre ins Land gehen. Und erst dann könne eine wirkliche Planung und noch viel später ein Bau beginnen.
Das klingt wie ein endgültiges Faktum. Aber wer weiß. Vor wenigen Jahren hätte auch kaum jemand ernsthaft geglaubt, dass die Siemensbahn eines Tages reaktiviert würde.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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