Ein verschwundener Bahnhof
Der Halt Siemensstadt-Fürstenbrunn war einst von herausragender Bedeutung

Diese Postkartenskizze des Bahnhofs entstand wahrscheinlich kurz nach seiner Eröffnung 1905. | Foto:  Gemeinfrei, aus Wikipedia
  • Diese Postkartenskizze des Bahnhofs entstand wahrscheinlich kurz nach seiner Eröffnung 1905.
  • Foto: Gemeinfrei, aus Wikipedia
  • hochgeladen von Thomas Frey

Die Siemensbahn und ihre drei Geisterstationen sollen wiederbelebt werden. Bei einem anderen Halt in dieser Gegend ist dies nicht mehr möglich, weil es ihn gar nicht mehr gibt: der Bahnhof Siemensstadt-Fürstenbrunn.

Der Bahnhof war ein Vorortbahnhof an der Hamburger Bahn. Er befand sich unweit der Kreuzung Fürstenbrunner Weg und Rohrdamm auf der südlichen Spreeseite und gehörte damit bereits zu Westend und damit zu Charlottenburg. Eröffnet wurde die Station 1905 unter dem Namen Fürstenbrunn. Die Ergänzung Siemensstadt wurde erst 20 Jahre später hinzufgefügt. Die Firma Siemens war der maßgebliche Antreiber und auch Finanzier des Bahnhofs. Die Arbeitskräfte sollten möglichst schnell zu den Fabriken kommen.

Die Beschäftigten nutzten die Verbindung rege. Zeitgenössischen Berichten ist zu entnehmen, dass speziell zum Schichtwechsel es zu einem Massenauflauf am Bahnhof gekommen sei. Auch der Fahrplan wurde darauf eingestellt. Eine Kehre am Bahnhof Putzlitzstraße sorgte dafür, dass die Züge schnell wieder zurückfahren konnten.

Ab 1929 verlor die Station Siemensstadt-Fürstenbrunn dann an Bedeutung. Schuld daran war die Eröffnung der Siemensbahn. Die neue Strecke durchquerte das Industriegebiet, lag näher an den meisten Werkshallen und bot mehrere Ausstiegsmöglichkeiten.

Der an der Peripherie gelegene Bahnhof blieb indes weiter in Betrieb und war nach 1945 Haltestelle des S-Bahnnetzes auf dem Weg von Jungfernheide nach Spandau. Erst 1980 kam das Ende als Nachwirkung des S-Bahnstreiks und gleichzeitig mit der Siemensbahn. 1987 wurde der Bahnhof abgerissen, 1996 wurden die Gleisanlagen entfernt. Was danach noch übrig war, verschwand einige Jahre später beim Bau der ICE-Strecke von Berlin nach Hannover.

Siemenstadt-Fürstenbrunn ist deshalb ein wirklicher verlorener Ort, der nicht mehr wiederkommt. Oder doch? Parallel zu den vorgesehenen Großprojekten wie der Bebauung der Insel Gartenfeld werden Stimmen laut, die den Vorschlag machen, diese einstige Verbindung ebenfalls in den Blick zu nehmen und speziell mit einem Abzweig nach Norden in Richtung der Neubaugebiete zu versehen.

Die Deutsche Bahn hält dies für wenig realistisch, weil die einstige Schienentrasse, anders als etwa im Fall der Siemensbahn, inzwischen entwidmet ist. Selbst wenn sich das wieder verändern ließe, würden dafür viele Jahre ins Land gehen. Und erst dann könne eine wirkliche Planung und noch viel später ein Bau beginnen.

Das klingt wie ein endgültiges Faktum. Aber wer weiß. Vor wenigen Jahren hätte auch kaum jemand ernsthaft geglaubt, dass die Siemensbahn eines Tages reaktiviert würde.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

51 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 179× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 862× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.938× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.