Mobiles Geld auf dem Wochenmarkt
BVV nimmt FDP-Antrag auf temporären Geldautomaten an
Die FDP-Fraktion hat auf das Bankensterben in Westend reagiert und sich bei der vergangenen BVV für den Einsatz eines mobilen Geldautomaten auf dem Wochenmarkt in der Preußenallee stark gemacht. Mit Erfolg, nur die Linke stimmte gegen den Antrag.
Carola Kutek verkauft Schnittblumen auf dem Markt. Sie erinnert sich: "Als ich hier vor 20 Jahren angefangen habe, gab es vorne am Steubenplatz fünf Bankfilialen. Heute gibt es gar keine mehr." Klar, dass Kutek die Beschwerden ihrer Kundschaft darüber zu hören bekommt. "Viele fragen, wo sie in der Nähe Geld abheben könnten. Alle Kiezbewohner sind traurig und entrüstet, dass die Postfiliale in der Rüsternallee jetzt auch noch geschlossen hat."
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Felix Recke wohnt selbst in Westend. Er hat die gleiche Beobachtung gemacht wie Kutek. Das Bankensterben in Westend habe mittlerweile dazu geführt, dass rund um den Steubenplatz kaum mehr ein Geldautomat zu finden ist. Insbesondere ältere und in der Mobilität eingeschränkte Menschen hätten das Nachsehen, da sie nun kilometerweit unterwegs sein müssten, bis sie an Bargeld kommen. „Uns haben auch entsprechende Beschwerden von Bürgern erreicht“, so Recke. Da die kommunalpolitische Ebene nur wenig Einfluss auf die Entscheidungen von großen Bankinstituten habe, müsse es darum gehen, kreative Lösungen zu entwickeln, begründete die FDP ihren Antrag und lieferte darin auch gleich den Ansatz: mobile Geldautomaten, wie sie bei Volksfesten, Weihnachtsmärkten und auf Konzerten eingesetzt werden.
Der Markt in der Preußenallee sei Anlaufpunkt für viele Menschen in Westend und böte daher eine gute Plattform, diesen Service anzubieten. Mit der Forderung, das Bezirksamt möge mit Geldinstituten über den Einsatz eines solchen Geldautomaten zu den beiden Markttagen am Steubenplatz oder in unmittelbarer Umgebung verhandeln, rannte die FDP bei den Grünen und der CDU offene Türen ein. Die Grünen wollten im Antrag zudem verankert wissen, auch gleich nach einer Möglichkeit für einen festen Geldautomaten zu suchen. Der Antrag wurde mit den Gegenstimmen der Linken mehrheitlich angenommen.
Die Postfiliale hat am 24. Oktober die Schotten dicht gemacht. Am 16. Oktober demonstrierte die Nachbarschaft vor der Filiale gegen die Schließung. Vergeblich. In der Eingangstür verweist ein Plakat auf die Möglichkeit, postalische Leistungen in einer neuen Filiale in der Reichsstraße 36 in Anspruch nehmen zu können. Wer Bargeld braucht, dem hilft das nicht, der muss in die Soorstraße. "Gerade für ältere Menschen eine ganz schön strapaziöse Tour", weiß eine Marktbesucherin, die sich selber "noch als gut zu Fuß" beschreibt. "Hier in die U-Bahn, da gibt es keinen Aufzug. Dann an den Theodor-Heuss-Platz, ebenfalls nicht barrierefrei. Anschließend dann der Marsch in die Soorstraße. Unmöglich!" Dem auf den Weg gebrachten mobilen Geldautomaten für den Wochenmarkt steht sie skeptisch gegenüber. "Ich würde da kein Geld abheben. Ich bevorzuge den persönlichen Kontakt am Schalter und ich vermute, damit bin ich nicht allein."
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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