Offizielle Wege statt Trampelpfade
Aktionsbündnis setzt sich für Querungen über den ehemaligen Mauerstreifen ein
Vor etwas mehr als 31 Jahren begann die Mauer zwischen Wilhelmsruh/ Rosenthal und Reinickendorf zu bröckeln. Ein paar Monate später war sie verschwunden. Aber noch gibt es an vielen Stellen zwischen Ost und West mehr Trampelpfade als offizielle Wege.
Dabei fordern einzelne Initiativen seit Jahren, vielgenutzte Trampelpfade endlich zu richtigen Fuß- und Radwegen auszubauen. Denn offenbar werden diese Querungen über den ehemaligen Mauerstreifen von den Bewohnern der Nachbarortsteile rege genutzt. Im Vorfeld der Arbeiten zur Reaktivierung der Heidekrautbahn haben sich nun fünf lokale und sechs überregionale Vereine und Initiativen zu einem „Aktionsbündnis für Wege über den Mauerstreifen“ zusammengetan, um sich noch vehementer für den Ausbau solcher Querungen einzusetzen. Anlässlich des ersten Spatenstichs zur Reaktivierung der Heidekrautbahn gehen sie an die Öffentlichkeit.
Noch ist es nicht zu spät, um aus den Trampelpfaden offizielle Wegeverbindungen zu machen. Denn vorerst wird nur in einem etwa 600 Meter langen, bereits planfestgestellten Bereich am S-Bahnhof Wilhelmsruh gebaut. Dort wird zum einen der Haltepunkt Wilhelmsruh der Heidekrautbahn neu errichtet sowie zum anderen ein erster Teil des Gleisanschlusses verlegt. Für den weiteren Streckenverlauf muss zunächst ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt werden.
"Intelligente Wunschwege
der Menschen"
„Der Bedarf an der Eisenbahntrasse ist unstrittig nicht geringer geworden“, erklärt das Aktionsbündnis in einer Pressemitteilung. „Im Gegenteil: Er ist massiv gestiegen, so wie auch der Bedarf an Verbindungen der anderen beiden Verkehrsarten des Umweltverbunds, Fuß und Rad. Aber das bildet die derzeitige Planung noch nicht ab.“
Für Berliner gebe es gute Gründe, um über den früheren Mauerstreifen zu gehen. Sie wollen und müssen in die Kita, die Schule, zur Arbeit, ins Ärztehaus, ins Schwimmbad, in die Bibliothek, ins Konzert, ins Theater oder zum Einkaufen. Und dabei wird der frühere Mauerstreifen über Trampelpfade überwurden. „Deshalb wird es Zeit, dass die Planer erkennen, dass es sich bei den sicheren, fairen und demokratischen Trampelpfaden über und auf dem ehemaligen Grenzstreifen um intelligente Wunschwege der Menschen handelt, die benötige Wegebeziehung abbilden“, heißt es weiter vom Aktionsbündnis. Die Initiativen und Vereine meinen, dass das, was bisher an Planungen vorliegt, nur gut gemeint und eben nicht wirklich gut sei. Denn Fakt sei, dass, wenn keine weiteren offiziellen sicheren Wege über die künftigen Bahngleise angelegt werden, werde die Bahnstrecke wie eine imaginäre Mauer wirken.
Dem Aktionsbündnis gehören unter anderem der Bürgerverein Dorf Rosenthal, die Pankower Früchtchen gGmbH, die Elterninitiative „Sicher zur Schule“ und auch die Initiative „Wilhelm gibt keine Ruh“ an. Unterstützung erhält das Aktionsbündnis unter anderem vom Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar (Bündnis 90/ Die Grünen). Dieser fordert einen raschen Beginn und Abschluss des Planfeststellungsverfahrens für den zweiten Bauabschnitt der Heidekrautbahn und sagt: „Kurze Wege, sichere und barrierefreie Bahnübergänge für Fuß- und Radverkehr mit Lichtzeichen und Halbschranken statt gefährlicher, wilder Querungen: Das muss das Ziel weiterer Planungen sein.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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