Gerüche im gesetzlichen Rahmen
Industriegebiet an der Flottenstraße soll weiterentwickelt werden
Die Bewohner der Ortsteile Wilhelmsruh und Rosenthal sind immer wieder genervt von Geruchsbelästigungen, die vom Industriegebiet an der Flottenstraße ausgehen.
Aber auch der stetig zunehmende Lkw-Schwerlastverkehr, der durch die Wohngebiete rollt, sorgt wegen des Lärms und der Erschütterungen für Verdruss. Deshalb wenden sich immer wieder Bewohner aus den beiden Ortsteilen an Abgeordnetenhausmitglied Torsten Hofer (SPD) mit der Frage: Kann man das Industriegebiet aus dem benachbarten Reinickendorf nicht an den Rand der Stadt verlegen, weg von den Wohngebieten?
Mit entsprechenden Fragen wandte sich Torsten Hofer nun an den Senat. Die Senatsumweltverwaltung bestätigte ihm, dass einzelne Betriebe im besagten Gebiet „Gerüchte emittieren“. Potenziell als Geruchsquellen kämen laut Senat Unternehmen in Betracht, die in der Kakao- und Kaffeerösterei, der Abfallaufbereitung und -lagerung sowie der Aluminiumschmelze tätig seien. Diese Betriebe werden aber regelmäßig vom Senat überwacht, da sie genehmigungsbedürftige Anlagen betreiben.
Daneben gibt es auch nicht genehmigungsbedürftige Anlagen, für die standortabhängig entweder das Umweltamt Reinickendorf oder das Umweltamt Pankow zuständig ist. Der Senat benennt hier Unternehmen aus dem Bäckerei-, Döner- und Fleischverarbeitungs- sowie Grubenentleerungswesen. Auch diese betrieblichen Nutzungen könnten dem Senat zufolge möglicherweise „Geruchswahrnehmungen“ hervorrufen.
Der Senat gibt allerdings Entwarnung: „Von diesen Anlagen gehen im bestimmungsgemäßen Betrieb keine Gesundheitsgefährdungen durch Gerüche oder andere luftgetragene Stoffe aus“, erklärt Umweltstaatssekretärin Silke Karcher (Bündnis 90/ Die Grüne). Der Senat hat zudem eine Messstelle damit beauftragt, eine groß angelegte Geruchsstudie, eine sogenannte Rastermessung, im Industriegebiet Flottenstraße durchzuführen. Die Messungen wurden im Juni 2022 abgeschlossen, die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet. „Durch diese Untersuchung wird die Geruchsstundenhäufigkeit in den umliegenden Wohngebieten, verursacht durch die Geruchsstoffemissionen der ansässigen Anlagen, ermittelt“, so Karcher. „Konkrete Maßnahmen ergeben sich erst nach der Auswertung des Ergebnisberichtes.“
Keine Verlagerung angestrebt
Und wie sieht es mit dem Verkehr aus? Das möchte Torsten Hofer in einer weiteren Anfrage wissen. „Der Senat führt aus, dass das Industriegebiet ein gewachsener Großstandort sei. Hier seien viele Firmen des produzierenden Gewerbes, der Stadtversorgung und -entsorgung sowie der Logistik anzutreffen. All diese Bereiche seien prädestiniert für die Erzeugung von Lkw-Schwerlastverkehr über 3,5 Tonnen“, informiert Hofer. Spezielle Lkw-Aufkommensdaten für einzelne Unternehmen und deren Routen liegen dem allerdings Senat nicht vor.
Immer wieder gibt es den Vorschlag, Teile des Industriegebiets an den Stadtrand zu verlagern, beispielsweise in das neu geplante Gewerbegebiet „Buchholz Nord“ an der A114 oder nach Brandenburg. Der Senat winkt allerdings ab: „Da eine Verlagerung vom Senat nicht angestrebt wird, denkt der Senat nicht über andere Ausweichstandorte nach“, so die Umweltstaatssekretärin. Wie Hofer zudem erfuhr, ist die Flottenstraße Teil des Stadtentwicklungsplans „Wirtschaft 2030“, der vom Senat 2019 beschlossen wurde. Für das Gebiet gibt es ein „Entwicklungskonzept für den produktionsgeprägten Bereich“. Ziel des Konzepts ist es, den Standort langfristig als Industrie- und Gewerbegebiet zu sichern.
„Eine Umstrukturierung des Gebiets ist nicht vorgesehen,“ so Staatssekretärin Karcher, „und eine Verlagerungen von einzelnen Unternehmen ist nicht angezeigt. Die Betriebe und ihre Emissionen werden regelmäßig durch die zuständigen Dienststellen des Landes Berlin überwacht.“ Das Fazit der Antworten aus dem Senat: Da Grenzwerte offenbar nicht überschritten werden, bleibt wohl alles beim Alten.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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