Auszeit mit Boulen: Die Jägerstraße hat eine neue Passage
Wilhelmstadt. Die Passage zwischen Jägerstraße und Adamstraße ist fertig gebaut. Entstanden ist ein öffentlicher Platz mit Bäumen, Laternen und einer Boulebahn.
Unerwartet lang war die Bauzeit. Ganze sechs Jahre vergingen von der ersten Projektstudie bis zur letzten Baumpflanzung. Dem Wow-Effekt tat das jedoch keinen Abbruch. Die sogenannte „Durchwegung“ hat Aufenthaltscharakter und lädt im quirligen Kiez zur entspannten Auszeit ein. Gemeint ist die fußläufige Passage, die jetzt zwischen Jägerstraße und Adamstraße verläuft. Dort haben die Planer einen dunklen, ungemütlichen Durchgang entlang der Wohnhäuser in einen hellen und modernen Platz mit Sitzmöbeln, Bouleplatz, Laternen und Bäumen verwandelt.
Geplant wurde aber nicht am „grünen Tisch“, sondern abgestimmt mit vielen Akteuren vor Ort, betonte Baustadtrat Frank Bewig (CDU) bei der feierlichen Eröffnung der Passage. So konnten Stadtteilvertreter und der Stadtentwicklungsausschuss ebenso mitreden wie die Anwohner. Eine ältere Dame vermisste hier und dort zwar noch einen Papierkorb, sonst aber fand sie es „hier wunderschön“.
Seit 2011 neun Millionen Euro investiert
Finanziert wurde das Projekt über das Förderprogramm „Aktive Zentren“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Die Wilhelmstadt ist seit 2010 in diesem Programm und wurde ein Jahr später als Sanierungsgebiet festgelegt und zwar mit einer Laufzeit von 15 Jahren. Seit 2011 sind neun Millionen Euro in den Ortsteil geflossen. Die Passage an der Jägerstraße hat rund 300.000 Euro gekostet. Um die Baumaßnahme realisieren zu können, mussten Grundstücksteile angekauft werden, unter anderem von der Evangelischen Kirchengemeinde Melanchthon an der Pichelsdorfer Straße 79 und an der Adamstraße 4/5.
Die lange Bauzeit erklärt der Bebauungsplan, der noch von 1955 stammt. Der legte die „Durchwegung“ zwar damals schon als Straßenverkehrsfläche fest. „Das Grundstück ist aber nie bebaut oder als Verkehrsfläche genutzt worden“, erläuterte Kerstin Schröder aus dem Stadtentwicklungsamt. Darum musste das Grundstück für das Abwasser erschlossen werden. Ergo mussten zunächst die Wasserbetriebe ran und die haben bekanntlich viele Baustellen in der Stadt.
An der neuen Passage liegt auch ein zwei Jahre alter Spielplatz. Das Grundstück, auf dem früher ein Bauernhof stand, hatte das Bezirksamt damals erworben. Heute tummeln sich dort Kinder auf Dreirädern, Sitzpilzen, Grasinseln und Holzpodesten. Draußen, auf der Passage, spielen Anwohner jetzt Boule, ruhen sich Senioren auf Bänken aus, gehen Familien spazieren. Die Wilhelmstadt, die noch viele tote Winkel hat, braucht ganz sicher mehr davon. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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